Neubau ja, aber nicht so: Häusl in Haidhausen soll abgerissen werden

Haidhausen - Ein großes Anwesen mitten in Haidhausen, das stark nachverdichtet werden soll, unter anderem für eine Nutzung als Boardinghaus. Erst kürzlich berichtete die AZ von diesem geplanten Bauprojekt am Preysingplatz, das der Bezirksausschuss (BA) entschieden abgelehnt hat.
Der betreffende Hausbesitzer hat in dem begehrten Stadtbezirk ein weiteres Bauvorhaben, in der Gallmayerstraße 9 hinter dem Motorama-EInkaufszentrum. In dieser weniger prominenten Ecke des Viertels soll, so der Antrag bei der Lokalbaukommission, eine neue Wohnanlage entstehen, teils ebenfalls als Boardinghaus, also mit möblierten Apartments, die für einige Wochen oder Monate vermietet werden. Auch dieses Projekt lehnte der BA in seiner letzten Vollversammlung ab.
Kohlehandlung, Lager, Büros
Das kleine Häuschen liegt etwas versteckt, am hinteren Ende der Gallmayerstraße, die hier zur Sackgasse wird. Hier kommen meist nur Anwohner vorbei, Eltern und Kinder der gegenüberliegenden Kita oder Fußgänger, die den Durchgang zur Franziskanerstraße nutzen.
Seit über 15 Jahren steht das nur zweistöckige Häusl leer und verfällt zusehends. Mit ihm einige Holzschuppen an der Seite, die sich an einem verwilderten Stück Brache aneinanderreihen. Alte Klingelschilder lassen erkennen, im Erdgeschoss waren hier mal Büros, mal ein Lager untergebracht, in früheren Jahren hing am Balkon noch ein Schild einer Kohlenhandlung. Im ersten Stock waren einst aber mindestens zwei Wohnungen.
Das leerstehende Häusl hatte den Bezirksausschuss über die Jahre immer wieder beschäftigt. Schon 2015 etwa lehnte der BA ein Bauvorhaben ab, das damals noch wesentlich massiver geplant war. Im April 2021 dann forderte der BA von der Stadt zu klären, ob hier ein Fall von Immobilienspekulation vorliegt, unter welchen Umständen die früheren Mieter ausgezogen seien, warum das Haus so lange leer steht und ob geplant ist, hier Wohnraum zu errichten. Andernfalls, ob die Stadt bereits Maßnahmen ergriffen hat, den Leerstand durch Instandsetzung der Bausubstanz durch den Eigentümer zu beenden.
Früherer Mieter ist unbekannt
Die Stadt erklärte in einem Antwortschreiben, dass über frühere Mieter nichts bekannt sei. Es seien aber, Stand August 2021, mehrfach Bauanträge und Anträge auf Vorbescheid gestellt worden, die aber mal zurückgezogen, mal durch Nachbarschaftsklagen beeinträchtigt wurden.
Auch ein geplantes gemeinsames Vorhaben mit den Eigentümern des Anwesens Schleibingerstraße 11 sei gescheitert. Die Eigentümer hätten einen neuen Bauantrag bis Ende 2021 angekündigt, so die Antwort des Planungsreferats an den BA. Für das "sehr einfache Anwesen" läge außerdem ein sogenanntes Negativattest vor, da es unbewohnbar und nicht mehr erhaltenswert sei. Das Haus gilt somit nicht mehr als Wohnraum, ein Leerstand nicht als Zweckentfremdung. Man rechne bald mit einem Abriss, so das Planungsreferat.
Wohnanlage mit fünf Etagen in Planung
Jetzt also ein neuer Versuch des Eigentümers. Laut dem Antrag an die Lokalbaukommission soll hier eine Wohnanlage mit Tiefgarage, fünf Stockwerken und Dachgeschoss gebaut werden. Im Erdgeschoss und ersten Stock ist eine Boardingnutzung angedacht in den oberen Etagen, klassische Wohnungen oder Studentenwohnungen. Acht Bäume müssten fallen, 83 Stellplätze würden entstehen.
Der BA lehnte auch dieses Vorhaben ab, aus den gleichen Gründen wie am Preysingplatz. Das Vorhaben sei im Bauumfang zu massiv und entspräche mit Blick auf Gentrifizierung, Stadtentwicklung und Klimaanpassung nicht den Zielen des Stadtentwicklungsprogramms 2040. Wie am Preysingplatz müssten auch hier historische Keller beseitigt werden. Der BA ist auch gegen die Boardingnutzung. Und Neubauwohnungen an der Stelle könnten sehr teuer vermietet werden und das Mietniveau im Viertel weiter in die Höhe schrauben. Stattdessen sei zu prüfen, ob bei dem geplanten Bauvolumen ein sektoraler Bebauungsplan, bei dem ein Anteil bezahlbares Wohnen entstehen müsste, umsetzbar wäre.