Neu-Münchner: In welche Viertel sie kommen

Alles über Neu-Münchner und Zuagroaste: Eine neue Studie zeigt, warum sie herziehen, in welche Viertel sie wollen, wer sie sind und was sie zahlen.
von  az

MÜNCHEN - München boomt wie keine zweite Großstadt in Deutschland: Seit 2003 ist die Bevölkerung der Stadt so stark angewachsen wie noch nie zuvor: um 115000 Neu-Münchner – Rekord! Pro Jahr ziehen laut den Statistikern der Stadt 180000 Menschen zu oder weg. Warum kommen sie nach München – und warum ziehen sie aus der Stadt weg?

Die Studie

Die Stadt hat die Umzügler befragt. Von März bis Juni 2010 verschickte sie an rund 10000 Neumünchner und Weggezogene einen acht Seiten langen Fragebogen. Rund die Hälfte hat geantwortet. „Die Stärken und Schwächen Münchens werden aus der Befragung klar ersichtlich“, schreibt Stadtbaurätin Elisabeth Merk: „Die Motive zu kennen, ist eine wesentliche Voraussetzung, um wirksam planen und steuern zu können.“

Die Kosten

Es gibt zwei Tendenzen: Wer nach München zieht, zahlt durchschnittlich 39 Prozent mehr Miete – und die Wohnung ist bis zu 27 Prozent kleiner als vorher. Wer München verlässt, muss durchschnittlich 25 Prozent weniger für Miete berappen – und die Wohnung ist bis zu 38 Prozent größer. Menschen aus der unmittelbaren Region zahlen nach der Studie bis zu 16 Prozent mehr Warmmiete.

Die, die aus Südbayern zuziehen bis zu 48,4 Prozent mehr, aus dem übrigen Deutschland bis zu 58,1 Prozent! Der Durchschnitt: Ein Plus von 39,2 Prozent. Das bittere Fazit der Stadtbaurätin: „Einkommensschwächere Familien kommen kaum nach München.“

Wer umzieht

Die Neumünchner sind im Wesentlichen zwischen 18 und 30 Jahre alt. „Die Verjüngung der Münchner Bevölkerung erfolgt im wesentlichen durch die Zuwanderung.“ Mit ihnen kommen die Hochqualifizierten für die Top-Jobs am Münchner Arbeitsmarkt. Bei den Wegzügen dominieren die 31- bis 40-Jährigen, also die etablierten Haushalte (siehe Seite 10).

Deutlich unterrepräsentiert bei den Zuzügen sind Ältere und Familien. Bei den Familien ziehen vor allem besser Verdienende nach München, weil nur die sich die teuren Wohnungen leisten können. Der München-Sog ist gewaltig. Zwei Drittel kommt von weit her: Außerhalb von Südbayern und aus dem Ausland.

Warum sie kommen

Ganz entscheidend sind die guten Ausbildungschancen (mit den vielen Hochschulen und Universitäten) und der attraktive, hervorragende und oft sehr gute zahlende Arbeitsmarkt in München. Ganz oben steht für sie die Münchner Lebensart. Merk meint: Der Charme Münchens ist ihnen wichtiger als die Bedingungen an ihrem alten Wohnort.

Familien schätzen „die Qualität und die Erreichbarkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen. Singles und Mehrpersonenhaushalte schätzen das Freizeit- und Kulturangebot. Die Älteren das Gesundheitsangebot (die Kliniken, Ärzte und Seniorenheime) und die Nähe zu Freunden und Verwandten.

 

 

Wohin sie ziehen

Familien ziehen an den Stadtrand – weil es da mehr Grün und größere Wohnungen gibt. Singles und Mehrpersonenhaushalte bevorzugen die Stadt: die Innenstadt (aber nicht die Schwanthalerhöhe), Neuhausen-Nymphenburg, Schwabing oder an die Isar. Das Image des Viertels ist ihnen bei der Suche sehr wichtig.

So gilt die Altstadt als sehr attraktiv - doch mangels Wohnungen können dort nicht so viele hinziehen. In die Messestadt ziehen vor allem Leute, die schon in München leben. Weniger attraktiv sind bei Zuziehenden die Stadtviertel im Norden und Nordwesten.

Münchens Pluspunkte

Die Neumünchner schätzen:

  • Die gute Anbindung mit dem MVV; sie fahren weniger Auto als früher. So kommt immerhin jeder dritte Zuzugshaushalt ohne Auto aus.
  • Die Nähe zum Arbeitsplatz
  • Besseres Shoppen
  • Das kulturelle Leben
  • Das große Freizeitangebot. Sie gehen mehr aus als früher, gehen mehr in Kinos, Theater, Museen oder zum Essen.

Was sie vermissen:

  • Einbußen an Lebensqualität gegenüber dem alten Wohnort: weniger Umweltqualität, mehr Lärm, weniger Freiräume in der Landschaft und im Wohngebiet (München ist eben kein Dorf).
  • Und: der Parkplatzmangel.

 

Bloß weg aus der Stadt! Nicht alle können sich München leisten: Die Wegzügler und ihre Motive

Rund 83000 haben im vorigen Jahr München wieder verlassen. Vor allem Familien ziehen ins Umland in das eigene Haus. Viele haben vorher erfolglos in München gesucht. Auch wenn alle München lieben – die Stadt hat leider auch viele Nachteile, weswegen viele ins Umland ziehen.

Das heißt nicht, dass sie auch ihren Job in der Stadt aufgeben. Im Gegenteil: Viele nehmen weite Wege auf sich, um im Grünen leben und in der Stadt arbeiten zu können. Die Befragung des Planungsreferats hat ergeben: Manche ziehen sogar an den äußersten Rand Südbayerns. Die Mehrheit zieht’s aber ins direkte Umland der Stadt. Insgesamt sind im vorigen Jahr rund 82800 Münchner weggezogen – dagegen stehen 113450 Zuzüge.

Warum sie wegziehen

„Trotz der vorzüglichen Zufriedenheit in München landen sie nach oft erfolgloser Suche im Umland“, heißt es in der Studie der Stadt. Viele wollten also eigentlich in München bleiben. Aber sie haben in der dichtgedrängten und teuren Stadt keine passende Wohnung gefunden, die sie sich leisten können und die ihren Ansprüchen genügt.

Denn viele suchen ein größeres Zuhause. München ist eben zu teuer. Viele suchen auch mehr Grün, bessere Luft und weniger Lärm. „Viele wären vermutlich in München geblieben, wenn sie passenden und bezahlbaren Wohnraum gefunden hätten“, konstatiert Stadtbaurätin Elisabeth Merk in der Studie. Auch und vor allem Familien.

 

 

 

Wie sie leben

Am liebsten ziehen sie ins direkte Umland. Nicht zu weit weg. Rund die Hälfte lebt dann in einem eigenen Haus. Die anderen suchen vor allem kleinere Wohnanlagen, als es sie in München gibt. Sie wünschen sich Häuser mit nur wenigen (Miet-)Parteien.

Wer zieht weg

Es sind vor allem Familien und Mehrpersonenhaushalte. Bei den Wegzügen dominieren die 31- bis 40-Jährigen, also die etablierten Haushalte.

Was sie wünschen

Die Wegzügler suchen in erster Linie einen Ort, von dem sie mit dem MVV in die Stadt kommen. Oder sie ziehen in die Nähe von Fernstraßen und Autobahnen. Sie wollen vor allem eins: schnell nach München.

Ihre wichtigsten Gründe

Sie ziehen weg, weil in München die Wohnungen zu klein und zu teuer sind, und sie in der Region mehr für ihr Geld bekommen. An den Rändern Südbayerns werden bis zu 50 Prozent weniger Kaltmiete verlangt. „Und nicht jeder Haushalt, der dorthin zieht, wechselt den Arbeitsplatz“, so die Studie.

Je näher man an die Stadt zieht, (um den Arbeitsplatz nicht zu wechseln oder das soziale Umfeld nicht zu verlieren), umso teurer werden die Mieten – umso geringer ist der Kostenvorteil. Das eigene Zuhause auf dem Land ist für sie wichtig. Sie machen tatsächlich viel mehr Aktivitäten im Freien als vorher. Sie geben aber auch zu: Sie müssen mehr mit dem Auto fahren – und brauchen dann oft sogar einen Zweitwagen.

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