Neonkünstlerin Chris Bleicher über Exotik und Erotik

AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller hat die Neonkünstlerin Chris Bleicher besucht – und gestaunt über ihre Energie und die Exponate.
von  Sigi Müller
Eine Münchner Künstlerin, die einen mit ihrer Energie schon mal überrollen kann: Chris Bleicher.
Eine Münchner Künstlerin, die einen mit ihrer Energie schon mal überrollen kann: Chris Bleicher. © Sigi Müller

München - Wir treffen uns vor ihren Ausstellungsräumen. Eine rote Blume im roten Haar, rote Lippen und ein weißes Vintagekleid mit roten, aufgedruckten Blumen. Eine rote Blume noch im Dekolleté und zwei weiße am Kleid. Chris Bleicher ist ein bunter Mensch, dessen Energie mich überrollt.

Auf dem Weg nach unten zu den Ausstellungsräumen erzählt sie fröhlich, dass an die Räumlichkeiten auch ein Lastenaufzug angeschlossen ist. Sehr praktisch wegen der Särge und der großen Exponate. Särge?

Chris Bleicher war die erste Künstlerin, die Tiersärge und Urnen zu bunten Objekten umgestaltete. Später auch beides für Menschen.

Lesen Sie auch: Bilder - Isar-Nächte wie diese

50 Lastwagen – alle voll mit Sonnenblumen

Für die Ausstellung "Chris Bleicher – Bruder van Gogh“ bemalte sie einen Sarg, ihren Sarg, mit gelb leuchtenden Sonnenblumen. Für die gleiche Ausstellung beauftragte Chris im Vorfeld einen Bauern, zwei Felder mit Sonnenblumen anzupflanzen, denn für die Vernissage zur Ausstellung im Forum der Technik des Deutschen Museums benötigte sie damals 14.000 der Blumen, die sie in einer Nacht aufbaute.

"Leider hatte ich mich mit der Stammdicke der Blumen verschätzt, und so waren es 50 Lkw-Ladungen, die benötigt wurden, um die Blumenpracht zu transportieren“ erzählt sie. Chris Bleicher denkt groß. So ist die Welt ihre Ausstellungsfläche – und ihre Ausstellungs-Chronik liest sich entsprechend wie ein Weltatlas.

Lesen Sie hier: Ruhe und Kraft tanken – mitten in München

"Mit meinen Arbeiten möchte ich die Fantasie beflügeln“

Auf die Frage, wie sie sich bezeichnen würde, antwortet sie "Neon- und Performance-Künstlerin“ , aber wenn das zu lang sei, "schreib einfach Neonkünstlerin“. Nicht zu lang, eher zu kurz ist die Bezeichnung, denn als sie mich durch die Ausstellungsräume führt, bin ich erschlagen von der Vielfalt.

Sie erzählt von sich selbst: "Meine Kunst ist meine Obsession und wird inspiriert, etwa von meinen vielen exotischen Reisen: Afrika, Kanada, China, Karibik, Mittel- und Südamerika, Südsee, Thailand und die USA“, sagt sie. "Mit meinen Arbeiten möchte ich Lebensfreude ausdrücken, mit Farben und Formen positiv beeinflussen, die Fantasie beflügeln.“ Bleicher weiter: "Ich glaube an Exotik, Erotik, Ökologie und Humor; dies wiederum verbunden mit Experimenten.“

Und so sehen die Räume aus. Im Flur der Torso einer übergroßen Jaguar-Figur, die restlichen, auseinandergenommenen Teile in einem der Räume. Bunte Plastiken, Bilder, versehen mit noch bunteren Neonlichtern. Jeder soll sich ihre Kunst leisten können, so gibt es auch Kunstwerke für durchaus kleines Geld. Langeweile kennt Chris Bleicher nicht, sie sprüht voller Ideen. Ihr nächstes Projekt? Eine riesige Auftragsarbeit, die sie sicher den ganzen Herbst über beschäftigen wird.

In diesem Sinne eine schöne Woche.

Ihr Sigi Müller

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.