Neonazis verhöhnen Mordopfer

Mit dem Lied von Paulchen Panther, das auch die Zwickauer Terrorzelle im Bekennervideo zur "Döner-Mordserie" benutzte, provozieren Rechtsextreme in der City.
München - In aller Öffentlichkeit haben Rechtsextreme am Samstag mitten in München die Opfer der Neonazi-Mordserie verhöhnt: Während einer Demo durch die Innenstadt spielten die Rechtsextremen per Lautsprecher den Titelsong der Zeichentrickserie „Pink Panther“ (Paulchen Panther) ab. Die Zeichentrickfigur benutzte die Zwickauer Terrorzelle um Uwe Mundlos († 38), Uwe Böhnhardt († 34) und Beate Zschäpe (37) in einem perfiden Video, in dem sie sich zu den neun Morden an ausländischen Kleinhändlern und einer Polizistin bekannten. Trotz dieser widerlichen Provokation wurde die Demo nicht aufgelöst.
Am frühen Nachmittag hatten sich am Bahnhof etwa 85 Rechtsextreme - darunter Norman Bordin und der Münchner Stadtrat Karl Richter – versammelt. Sie wollten über die Sonnenstraße und das Sendlinger Tor zum linksautonomen „Kafé Marat“ in die Thalkirchner Straße ziehen. Ihr Motto: „Deutsche Freiräume erkämpfen für ein patriotisches Begegnungszentrum.“
Aus Protest hatten sich am Bahnhof zunächst 350 Gegendemonstranten getroffen, später wuchs die Zahl auf 700.
In der Bayerstraße spielten die Neonazis das Lied ab. Einige sangen den Refrain mit: „Heute ist nicht alle Tage, ich komm’ wieder, keine Frage.“ Die Polizei stoppte daraufhin den Naziaufmarsch und nahm drei Männer aus dem Lautsprecherwagen mit. Polizeivizepräsident Robert Kopp, der den Einsatz mit 700 Polizisten leitete: „Das Abspielgerät wurde sichergestellt, ein 33-jähriger Ebersberger wurde wegen Billigung einer Straftat festgenommen.“
30 Minuten später durften die Nazis weiterziehen. Für eine Auflösung der Demo habe es keine rechtliche Grundlage gegeben, hieß es. Recht weit kamen die Rechtsextremen trotzdem nicht. Nach mehreren Blockaden der Gegendemonstranten auf der Sonnenstraße ging am Sendlinger Tor gar nichts mehr. Auch hier hatten sich dutzende Gegendemonstranten in den Weg gestellt. Kopp: „Aus Gründen der Verhältnismäßigkeit haben wir nicht geräumt, sonst hätte es Verletzte gegeben.“
Ein zweiter Neonazi (26) wurde in Gewahrsam genommen, weil er einen Schlagstock dabei hatte. Auch sechs Gegendemonstranten (15 bis 30 Jahre alt) wurden festgenommen: Sie hatten unter anderem mit Schneebällen, in denen Steine steckten, auf Neonazis geworfen.