Neonazi über Mordanschlag: „So gravierend war es nicht“
MÜNCHEN - Passaus Polizeichef Alois Mannichl ist nach der Messer-Attacke vom vergangenen Samstag jetzt wieder bei seiner Familie. Der Münchner Neonazi Philipp Hasselbach "freut sich" für ihn, glaubt aber, der Anschlag auf Mannichl sei nur aufgebauscht worden.
Passaus Polizeichef Alois Mannichl ist nach dem Mordanschlag wieder zuhause in Fürstenzell – und wird weiter von Neonazis verhöhnt. „Ich freue mich, dass er draußen ist, um Weihnachten mit seiner Familie zu feiern“, sagte der Münchner Rechtsextreme Philipp Hasselbach. „Dass es so schnell ging, ist aber bezeichnend. Da fragt man sich, ob die Tat wirklich so gravierend war.“
"Wir sind keine schlechten Menschen"
Hasselbach ist der Gründer der „Freien Nationalisten“ in München. Dazu gehört auch das Ehepaar Sabrina (22) und Manuel H. (33), beide sind in U-Haft. Sie sollen Mittäter sein. Hasselbach wehrt sich gegen solche Vorwürfe. „Wir haben mit der Tat nichts zu tun, wir sind keine schlechten Menschen.“
Der 21-Jährige aus Ramersdorf will deshalb mit Gleichgesinnten in „nächster Zeit“ in Passau demonstrieren. Hasselbach, der nach eigenen Angaben in Essen geboren ist und 2005 aus „jugendlichem Tatendrang“ nach München kam und hier als „Arbeiter“ sein Geld verdient, gilt als besonders aktiv in München. Das bestreitet er nicht: „Wir wollen ganz klar den nationalen Sozialismus einrichten“, sagt er. Im Vergleich zur NPD sei seine Gruppe allerdings „eine Gangart weiter“.
Die Neonazi-Szene trifft sich immer mehr im Verborgenen
Früher traf sich die Gruppe oft in der „Fan-Arena“ am Hauptbahnhof – jetzt meiden sie das Lokal. „Wir treffen uns im Stadtgebiet“, sagt Hasselbach nur. Das geht in der ganzen Szene so: Früher trafen sich Neonazis offener, etwa in der „Burg Trausnitz“ in der Zenettistraße. Dort prügelten 18Rechte 2001 den Griechen Artemios T. fast tot. Andere Orte waren ein Hotel am Hauptbahnhof oder Gaststätten am Stiglmaierplatz und in der Lindwurmstraße.
Heute verbergen sie sich in Hinterzimmern oder Wohnungen. „Momentan sind sie schwieriger zu beobachten“, sagt Marcus Buschmüller vom Anti-Rechts-Archiv „Aida“.
Ein Treffpunkt ist die Wohnung von Hasselbachs Freundin Maja S. in der Müllerstraße über dem Schwulenzentrum „Sub“. Dort gab es laut Buschmüller vor etwa einem Monat „heftige Auseinandersetzungen“ zwischen pöbelnden Nazis und Schwulen.
Auch Maja S. war vor kurzem festgenommen worden. Sie hatte einer Nachbarin, die sich über laute Musik beschwerte, gesagt: Sie wisse ja, was mit dem Passauer Polizeichef geschehen sei.
tg
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