Neonazi-Aufmarsch: Geblockt von den Gegendemonstranten

MÜNCHEN - Die Gegendemonstranten blockierten den Aufmarsch der Neonazis in Fürstenried: Die waren sauer und wollten woanders ihre Kundgebung abhalten - die Polizei nahm sie in Gewahrsam.
So eine Klatsche haben die Neonazis in München lange nicht mehr kassiert. Erst wird ihr Aufmarsch in Forstenried am Samstag kurz nach 19 Uhr nach nur einem Kilometer von 2000 Bürgerinnen und Bürgern gestoppt. Zu guter Letzt sperrt die Polizei die knapp 80 Rechtsradikalen für den Rest des Abends auch noch in der Ettstraße ein, weil sie damit gedroht hatten, die Stadt unsicher zu machen.
Die U-Bahn als Gefangenentransporter für einen Haufen Neonazis – das hat’s in München noch nicht gegeben. Aus Frust über ihren verhinderten Aufmarsch drohten die Rechten mit spontanen Aktionen im gesamten Stadtgebiet. Als die braunen Marschierer wenig später in der U-Bahn-Station Forstenried-West verschwanden, griff die Polizei energisch durch.
Spezialeinheiten mit Schlagstöcken und Helmen umstellten die Neonazis auf dem Bahnsteig. Zeitgleich versuchten Anhänger der linksautonomen Szene, den Bahnhof zu stürmen. „Es war eine heikle Situation, die wir schnell in den Griff bekommen haben“, betont ein Polizeisprecher.
Die Einsatzleitung gab Anweisung, die Neonazis ins Präsidium zu schaffen. Ein leerer Zug der U6 aus der Endstation Großhadern wurde angefordert. Eskortiert von Spezialkräften mussten die Neonazis einsteigen. Die U-Bahn brachte sie ohne Zwischenstopp zum Marienplatz. Zu Fuß ging’s in die Ettstraße. Touristen und Besucher der Langen Nacht der Musik verfolgten verwundert das Spektakel. Die Neonazis mussten ein paar Stunden im Präsidium bleiben, gegen 23 Uhr durften die letzten gehen.
Schon der Auftakt des Fackelzugs war für die Rechten eine Pleite. Sie wollten von Fürstenried nach Großhadern marschieren, scheiterten aber nach knapp einem Kilometer am Widerstand der Münchner. Rund 2000 Menschen, darunter einige Familien mit Kindern, kamen zum Kulturfest, feierten, tanzten und versperrten schließlich den braunen Marschierern den Weg. Nazis raus“, riefen sie, und: „Wir wollen euch hier nicht.“
Die Polizei verzichtete darauf, den Rechten mit Gewalt einen Weg zu bahnen. „Ihr seid spitze“, riefen die Demonstranten. Einige klopften den Beamten auf die Schulter. Aus der benachbarten Kirche St. Matthias dröhnte der Schlusschoral: „Großer Gott wir loben dich.“
Entsprechend frostig war die Stimmung der Rechten. Das Angebot, unter Polizeischutz eine Abschlusskundgebung am Schweizer Platz abzuhalten, lehnten sie ab. Statt dessen drohten ihre Anführer mit Krawall – und landeten dafür prompt im Kittchen. Für die Rechten gab es an diesem 8. Mai, dem 65. Jahrestag der Kapitulation des Dritten Reichs, kein Durchkommen. „Wir sollten den 8. Mai genauso selbstbewusst und stolz feiern wie den Tag der Wiedervereinigung“, hatte kurz zuvor OB Christian Ude auf dem Kulturfest gefordert und viel Beifall dafür erhalten. R. Hub