Nena rockt den Kirchentag

Sie trotzte der Kälte, der Nässe - und der Konkurrenz des DFB-Pokalfinales: Popsängerin Nena hat am letzten Abend des 2. Ökumenischen Kirchentags ein umjubeltes Konzert auf der Münchner Theresienwiese gegeben.
von  Abendzeitung
Nena kommt nach Parsdorf
Nena kommt nach Parsdorf © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Sie trotzte der Kälte, der Nässe - und der Konkurrenz des DFB-Pokalfinales: Popsängerin Nena hat am letzten Abend des 2. Ökumenischen Kirchentags ein umjubeltes Konzert auf der Münchner Theresienwiese gegeben.

Am Schluss ist sogar Nena gerührt. Da sitzt sie auf den Stufen der hell erleuchteten Bühne, umringt von Kindern. Feuerzeuge brennen im Publikum und Nena singt „In meinem Leben“ – von Absturz und Tod, von Hoffnung und vom Glück der großen Liebe. Die Menschen auf der matschigen Münchner Theresienwiese lauschen andächtig, Paare küssen sich im Dunkeln. Wer mag bei so viel Gefühl schon über Kälte und Nieselregen klagen? Zumal wenn das Konzert auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag am Samstagabend kostenlos ist und die Besucher stattdessen für eine Spende an die Christoffel Blindenmission kleine, hölzerne Schutzengel erstehen können!

Rund 15.000 Menschen wollen die 50-Jährige am letzten Abend des fünftägigen Glaubensfestes live erleben, obwohl zur selben Zeit der FC Bayern gegen Werder Bremen um den DFB-Pokal kämpft. Nena dankt es allen mit einer energiegeladenen Bühnenshow und rockt gleich zu Beginn gegen die Kälte an. Spätestens bei den 1980er-Jahre-Hits „Nur geträumt“, „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ und „Leuchtturm“ sind die Zuschauer begeistert dabei. Mit Klatschen, Tanzen und Singen kämpfen sie tapfer gegen die Kälte an. Nena wärmt sich dagegen im Scheinwerferlicht: Schon beim zweiten Lied schmeißt sie ihre Lederjacke von sich und wirbelt fortan im schwarzen Glitzertop mit Spaghettiträgern über die Bühne.

Das Publikum geht mit. Familienväter tanzen ausgelassen, Frauen um die 40 strecken jubelnd die Hände nach oben und singen laut mit im Gedenken an ihre Jugend – als Dauerwelle, Stirnbänder und Karottenhosen modern waren und die Neue Deutsche Welle im Radio rauf und runter lief. „Nena ist durchgeknallt und positiv und immer jung, wie wir es auch sein wollen, die wir mit ihr alt geworden sind“, beschreibt Constanze Obermayer aus München und schwärmt davon, wie toll Nena immer noch aussieht.

Wie 50 wirkt die Sängerin wirklich nicht, vor allem nicht von Ferne. Und sie ist mehr als nur ein Überbleibsel aus den 1980er Jahren. Sie zieht auch Jüngere in ihren Bann, das zeigen die vielen Jugendlichen in der Menge. Viele haben zwar vorher kaum etwas von ihr gehört, trotzdem sind sie begeistert von ihrem Auftritt. „Wann kann man schon mal so einen Star kostenlos sehen?“ fragt der 17-jährige Fabio. Er findet es gut, dass Nena auf dem Kirchentag singt und damit sehbehinderte Kinder in Entwicklungsländern unterstützt. „Sie nimmt das, was sie macht, ernst“, meint er. Der 19-jährigen Nicole Hartmann aus der Nähe von Olpe gefallen besonders die Texte. „Die drehen sich um interessante Themen“, findet sie. Ihr Lieblingslied ist der Nena-Dauerbrenner schlechthin: „99 Luftballons“. Klar, dass der Song einer der Höhepunkte am Ende ist.

Nach rund eineinhalb Stunden ist auch Nena etwas müde vom Singen, Toben und Wettkreischen mit dem Publikum. Das Mitsingen der Konzertgäste hat zwar nicht immer so geklappt – viele waren doch nicht so textsicher. Doch der Funke ist übergesprungen. „Leute, ich danke euch von ganzem Herzen, ich bin ganz glücklich, dass es Menschen gibt, die an Gott glauben und an das Gute im Leben“, jubelt Nena und ruft zum Abschied in die Menge: „Ich bin verliebt in Euch!"

Cordula Dieckmann, dpa

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