Nebenkosten: Mieter bekommen 16.700 Euro zurück!

Die Bewohner dreier Häuser in der Theresienstraße wehren sich gegen überhöhte Hausmeister-Kosten – und bekommen Recht. Wie sie sich gewehrt haben.
von  Thomas Gautier
Schaut genauer hin: Dirk Köthe aus der Theresienstraße. Er hat mit Erfolg gegen zu hohe Hausmeisterkosten geklagt.
Schaut genauer hin: Dirk Köthe aus der Theresienstraße. Er hat mit Erfolg gegen zu hohe Hausmeisterkosten geklagt. © Sigi Müller

Die Bewohner dreier Häuser in der Theresienstraße wehren sich gegen überhöhte Hausmeister-Kosten – und bekommen Recht.

Maxvorstadt - Die Menschen im Haus Theresienstraße 14 sind ganz zufrieden: 2700 Euro weniger zahlen sie plötzlich für ihren Hausmeister.
Auch im Haus 16 herrscht Freude: Hier sind’s 3000 Euro weniger.

Haus 18 schlägt aber alle Rekorde: Hier verlangt die Hochtief Property Management GmbH für den Hausmeisterdienst 11 000 Euro weniger.

Die Nebenkostenabrechnungen der Jahre 2010 und 2011 unterscheiden sich sonst nicht groß. Manches kostet etwas mehr, anderes etwas weniger.
Nur der Punkt 1340 „Hausmeister haushaltsnahe Dienstleistungen“ ist drastisch billiger geworden.

Das bedeutet tausende Euro Ersparnis. Weil sich die Mieter gewehrt haben.

Im August 2012 endet ein Vergleichsverfahren zwischen zehn Klägern aus den Häusern Theresienstraße 14 und 16 und ihrem Vermieter, der Allianz. Ergebnis: Die Mieter bekommen 80 Prozent ihrer Forderungen zurück.

Einer von ihnen ist Dirk Köthe. Er allein bekommt 1770 Euro – vor allem sind das zu viel bezahlte Hausmeisterkosten. „Die haben sich irgendwann verdoppelt“, sagt der Zahnarzt, der im Haus 14 in einer Vier-Zimmer-Wohnung lebt. „Die Hausmeisterkosten sind die Cash Cow der Hausverwaltung“, sagt er. „Da können sie richtig an den Kosten drehen.“

2005 betrug sein Anteil an den Hausmeisterkosten noch 382 Euro. Dann übertrug die Allianz die Hausverwaltung der Hochtief Property Management. Die Kosten stiegen:

2006 auf 500 Euro,
2007 auf 651 Euro,
2008 auf 713 Euro,
2009 auf 749 Euro
und 2010 auf 787 Euro.
Doppelt so viel wie 2005.

Köthe wundert sich und bittet 2011 den Mieterverein um Rat. Dort ist schnell klar: Die Kosten sind viel zu hoch. Laut Sprecherin Anja Franz dürfen Hausmeisterkosten laut Betriebskostenspiegel rund 40, maximal 50 Cent, pro Quadratmeter und Monat betragen – bei Dirk Köthe waren es 62 Cent. „Wenn es dem nicht entspricht, hat man einen Grund, die Kosten anzuzweifeln“, sagt Franz.

Köthe fragt auch bei Nachbarn und in den Häusern 16 und 18 nach. Auch hier: das gleiche Bild. Die Hausmeisterkosten schießen Jahr für Jahr in die Höhe. Auch hier seit dem Hausmeisterwechsel.

Seltsam: Die Hochtief Property Management hat den Hausmeisterdienst an die Hochtief Facility Management vergeben – eine Schwesterfirma.
Kalkül? Köthe sagt ja. Die Hochtief streitet das ab: Das Facility Management wähle „den Dienstleister mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis“ aus, sagt ein Sprecher auf AZ-Anfrage.

Im Januar 2012 geht Köthe persönlich zur Hochtief Facility Management und bittet im Beisein eines Zeugen um eine genaue Aufschlüsselung der Hausmeister-Leistungen. „Die habe ich nicht bekommen“, sagt er. Man habe ihm nur eine allgemeine Auflistung gegeben. Die Hochtief Facility bestreitet das: „Selbstverständlich belegen wir unsere Nebenkostenabrechnungen mit den entsprechenden Dokumenten, um sie für die Mieter nachvollziehbar zu machen“, sagt der Sprecher. „Das ist auch in diesem Fall geschehen.“

Im Februar 2012 will Dirk Köthe das alles nicht mehr hinnehmen: „Viele schauen nicht richtig auf ihre Abrechnungen und zahlen“, sagt er. „Und die Hochtief nimmt viel mehr Geld ein, als sie darf.“ Der 48-Jährige legt Widerspruch gegen die Nebenkostenabrechnungen 2009 und 2010 ein. Im April 2012 nimmt er sich einen Anwalt und klagte. Andere Mieter ziehen nach.
Ganz reibungslos sei das Ganze nicht abgelaufen, erzählt Köthe.

Kurz nach dem Widerspruch erhöht ihm die Hochtief die Miete – aber höher als die Kappungsgrenze von 20 Prozent. Als Köthe und der Mieterverein widersprechen, nimmt die Hochtief die Erhöhung im März zurück. Drohgebärde? Auch hier denkt Köthe, dass es der Fall ist – auch hier widerspricht die Hochtief: Man könne „versichern, dass wir als Tochterunternehmen eines internationalen Baudienstleisters nach strengen Compliance-Richtlinien und jederzeit im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften sowie unternehmensinterner Regeln handeln“, so der Sprecher.

Der Gerichtsstreit dauert einige Monate. „Erst bot uns der Vermieter 65 Prozent der von uns geforderten Summe an“, sagt Dirk Köthe. „Dafür sollten wir eine Stillschweigevereinbarung unterschreiben. Die wollten uns mundtot machen!“ Die Mieter lehnen ab – und gewinnen. Am Ende bekommen sie fast ihr ganzes Geld zurück.

Und jetzt hat die Hausverwaltung die Kosten auf 42 Cent pro Quadratmeter gedeckelt. Warum das so plötzlich geschehen ist, sagt die Hochtief Property nicht.
Köthes Fazit: „Es hilft nur juristischer Druck. Wer sich mit Anwalt wehrt, kriegt sein Geld zurück. Wer das nicht tut – der blecht.“

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