Nebenkläger fordert lebenslange Haft für Zschäpe

Nach mehr als viereinhalb Jahren sind im NSU-Prozess die Nebenkläger am Zug. Einer der Anwälte fordert wie die Bundesanwaltschaft lebenslange Haft für Beate Zschäpe. Einem der Mitangeklagten haben die Mandanten des Nebenklägers vergeben.
von  dpa
Beate Zschäpe im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts München mit ihrem Anwalt Mathias Grasel.
Beate Zschäpe im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts München mit ihrem Anwalt Mathias Grasel. © Tobias Hase/dpa

München - Der Nebenklage-Anwalt Mehmet Daimagüler hat im NSU-Prozess eine lebenslange Freiheitsstrafe für die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe verlangt. Er unterstützte damit am Dienstag die Strafforderung der Bundesanwaltschaft. Daimagüler sagte in der Fortsetzung seines Plädoyers, seine Mandanten nähmen Zschäpes Entschuldigung nicht an.

Für den mutmaßlichen Waffenbeschaffer Carsten S., der als einziger der fünf Angeklagten im NSU-Prozess voll geständig war, beantragte Daimagüler eine Bewährungsstrafe. Er verlas dazu ein Statement der Tochter des in Nürnberg erschossenen Ismail Yasar, in dem sie die Entschuldigung von Carsten S. annahm. Persönlich äußerte sie sich nicht. Die Bundesanwaltschaft hatte für S. drei Jahre Jugendstrafe gefordert.

Nebenklage-Anwalt: Zschäpe als "Herrin über Leben und Tod"

Daimagüler sagte, Zschäpe sei ein vollwertiges Mitglied des "Nationalsozialistischen Untergrunds" gewesen. Sie habe sich als "Herrenmensch" und "Herrin über Leben und Tod aufgespielt". "Was haben Sie denn für Deutschland getan?", fragte Daimagüler die Hauptangeklagte direkt. Als Gegensatz beschrieb er die Tochter eines iranischstämmigen Kölner Geschäftsmannes: Diese sei bei einem Bombenanschlag des NSU schwer verletzt worden, habe aber trotzdem Abitur und Medizinstudium geschafft, so dass sie heute "Tag für Tag in ein Krankenhaus geht und Menschenleben rettet".

Daimagüler hatte sein Plädoyer bereits an den beiden vorangegangen Verhandlungstagen begonnen. Sein Vortrag wurde erneut von Verteidigern unterbrochen. Am Nachmittag sollten erstmals auch unmittelbare Hinterbliebene eines NSU-Mordopfers sprechen. Die Witwe und die Tochter des in Dortmund ermordeten Mehmet Kubasik wollten beide das Wort ergreifen. Sie verfolgten die Verhandlung am Dienstag seit dem Morgen.

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