Nazi-Terror: Eine Spur führt nach München

In der Landeshauptstadt gab es zwei Opfer, außerdem hat die „NSU“ Münchner Politiker und das Türkische Generalkonsulat im Visier. Und jetzt wollen die Neonazis auch noch aufmarschieren.
BERLIN - Welche Verbindungen hatten die Zwickauer Rechtsextremen Beate Z., Uwe Böhnhardt († 34) und Uwe Mundlos (†38) nach Bayern? Bekamen sie Unterstützung von Münchner Neonazis? Der Münchner Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl, der im Visier der Neonazis stand (AZ berichtete), ist sich sicher: „Es muss einen Bezug zu München geben. Es ist doch erstaunlich, dass es gerade hier zwei Mordopfer gibt.“ 2001 starb der türkische Gemüsehändlerer Habil Kilic, vier Jahre später der griechische Schlüsseldienst-Besitzer Theodoros Boulgarides.
Die andere Verbindung zu München sieht Uhl in der Liste mit 88 Namen, die aus den Hinterlassenschaften des Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) stammen. Unter den 88 Namen: Uhl selbst, der Grünen-Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag sowie der türkische Generalkonsul in München. Das Türkische Generalkonsulat wollte sich dazu auf AZ-Anfrage gestern nicht äußern. Fest steht: Der jetzige Generalkonsul Kadir Hidayet Eris (53) ist erst seit einem Jahr im Amt, die Neubesetzung erfolgt etwa alle zwei Jahre.
Seine Amtsvorgänger waren Ali Rifat Köksal (2008 bis 2010), Abdurrahman Bilgic (2005 bis 2008) und Babür Hizlan (2003 bis 2005). Noch ist nicht klar, was es mit der Liste auf sich hat. Ob und auf welche Verbindungen nach Bayern die gefundenen Dateien schließen lassen, beschäftigt neben dem BKA auch das Landeskriminalamt Bayern. Es könnte sein, so Uhl, dass Münchner Neonazis die Zwickauer Gruppe mit Informationen versorgt hätten.
Uhl macht nun eine Aufstellung darüber, welche Streitigkeiten er als früherer KVR-Chef gegen die NPD und Neonazis austrug. Er habe sich dadurch viele Feinde gemacht. Die rechte Szene beschäftigt das KVR auch derzeit: Die „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ hat für Samstag eine Versammlung angekündigt, Leiter ist der NPD-Funktionär Roland Wuttke. Unverfroren: Das Treffen findet am Heimeranplatz statt – ganz in der Nähe des Ortes, wo 2005 Theodoros Boulgarides starb.
Im Fall der NSU könnte Beate Z. für Gewissheit sorgen. Jetzt wurde die 36-Jährige in die JVA Köln-Ossendorf verlegt. Von dort kann sie schnell zu den Vernehmungen des BKA in Meckenheim gebracht werden.