Nazi-Killer hörte seine Musik

München - Er ist nicht nur der Panikrocker, sondern auch, wie er sagt, „bekennender Sozialdemokrat“: Vor elf Jahren, als das Neonazi-Trio aus Thüringen gerade seine Mordserie startet, gründete Udo Lindenberg (65, „Horizont“) die Künstlerinitiative „Rock gegen rechte Gewalt“.
Seitdem engagiert er sich immer wieder gegen Neonazismus, ruft die Aktion „Mut gegen rechte Gewalt – Täglich nach den Rechten sehen“ ins Leben und finanziert die Initiative „Exit“ mit, die Hilfe zum Ausstieg aus der rechtsextremen Szene bietet. Doch ausgerechnet seine Musik hat einer der Nazi-Killer gerne gehört.
Dem „Spiegel“ zufolge ergab die Spurensuche in der Vergangenheit des Professorensohns Uwe Mundlos (†38), dass seine einstige Lieblingsband AC/DC gewesen sein soll, zugleich hörte er auch Udo Lindenberg. Zu einer Zeit, als er noch das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg schaffen wollte, aber daheim im Plattenbau schon ein selbstgezeichnetes Porträt von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß stehen hatte.
Was sagt Lindenberg zu seinem mordenden Fan? Am Mittwochabend ist er zu Besuch in München. Beim „Video Entertainment Award“ wird der Rockstar für sein Lebenswerk geehrt. Zuvor hatte er noch gewitzelt, wie sehr er sich auf die Stadt freue: „Feiern in Bayern, ich gurgel so gerne mit Enzian!“ Doch als ihn die AZ fragt, wie es sich anfühlt, dass einer der Nazi-Killer einst sein Fan war, ist der sonst so eloquente und fröhliche Udo Lindenberg erst einmal still.
Dann sagt er: „Nein, das kann ich nicht glauben. Ich bin echt überrascht, das höre ich jetzt zum ersten Mal. Ich hatte wirklich keine Ahnung davon – das ist ja schrecklich. Das ist ein totaler Schocker für mich.“ Er erzählt, wie wichtig ihm sein Engagement gegen Neonazis sei und wie fürchterlich er die Mordserie des Nazi-Trios finde. Lindenberg: „Ich finde es sehr traurig, dass wir von einer bunten Bundesrepublik noch so weit entfernt sind. Dass es immer noch Menschen gibt, die rechts denken und handeln. Dass das noch nicht aufgehört hat.“
Dann appelliert er: „Das Thema geht uns alle an! Jeden Einzelnen! Wir dürfen nicht wegschauen. Im Gegenteil: Wir alle müssen uns gegen rechte Gewalt einsetzen.“