Nazi-Alarm im Gericht: Richterin holt Polizei in Saal

Die Sicherheitsschleusen im Verwaltungsgericht sind abgebaut. Aus Angst holt die Richterin zwei bewaffnete Zivilpolizisten in den Saal.
von  Torsten Huber
Obwohl Neo-Nazi Martin Wiese und seine Kameraden einen Prozess hatten, ist die Sicherheitsschleuse im Bayerischen Verwaltungsgericht an der Bayerstraße 30 abgebaut. Unkontrolliert konnte jeder ins Gericht.
Obwohl Neo-Nazi Martin Wiese und seine Kameraden einen Prozess hatten, ist die Sicherheitsschleuse im Bayerischen Verwaltungsgericht an der Bayerstraße 30 abgebaut. Unkontrolliert konnte jeder ins Gericht. © az

München - Für den NSU-Prozess um Beate Zschäpe hat das Oberlandesgericht München aufgerüstet: 500 Polizisten riegeln jeden Sitzungstag mit Sperrgittern, Metalldetektoren, intensiven Personenkontrollen und Sichtschutzfenstern das Justizzentrum an der Nymphenburger Straße hermetisch ab. Aus Angst vor rechten Terroranschlägen.

Im Bayerischen Verwaltungsgericht (VG) an der Bayerstraße befürchtet man anscheinend keine Gefahr von Rechts. Obwohl der bekannte Neo-Nazi Martin Wiese (37), der wegen eines geplanten Sprengstoffattentats auf das Jüdische Kulturzentrum bereits sieben Jahre in Haft gesessen ist, auf der Sitzungsliste steht, ist die Sicherheitsschleuse abgebaut.

Sie steht am vergangenen Mittwoch verräumt in einer Ecke. Der Pförtner hinter einer Glasscheibe zeigt den Besuchern den Weg. Wiese klagt gegen den Freistaat Bayern. Grund: Auf der von ihm angemeldeten Demo 2012 in Burgkirchen an der Alz ist die Nutzung eines Megaphons und das Tragen von Schaf- und Eselkostüm verboten.

Wiese will ein Urteil, das ihm erlaubt, die Dinge in Zukunft zu benutzen. Er selbst erscheint damals nicht zur Demonstration. Auch im Verwaltungsgericht taucht Wiese nicht auf. Dennoch holt die Richterin zur Sicherheit zwei bewaffnete Zivilpolizisten in den Gerichtssaal. Heute soll das Urteil fallen.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.