Natur aus zweiter Hand

Bläuling und Sumpfgladiole freut’s: 14 neu angelegte Biotope in und um München haben sich gut entwickelt. Das haben die Flora- und Fauna-Experten des LBV herausgefunden
von  John Schneider
Neue Heimat für Pflanzen und Tiere: Die Langwieder Heide hat sich gut entwickelt.
Neue Heimat für Pflanzen und Tiere: Die Langwieder Heide hat sich gut entwickelt. © LBV-Archiv

MÜNCHEN 45 Prozent der Münchner Fläche ist versiegelt und für die Natur verloren. Tendenz steigend. Keine deutsche Stadt sieht in dieser Hinsicht schlechter aus. Ausgleichsflächen für Baumaßnahmen sollen den Schaden für die Natur zumindest begrenzen. Ob das funktioniert, hat jetzt die Münchner wurden untersucht.

Heraus kam eine Erfolgsstory: 47 Tagfalterarten, 21 Heuschreckenarten, 94 Laufkäferarten, 180 bedeutsame Pflanzenarten und 35 Moosarten haben eine neue Heimat in München gefunden. Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung, freut sich: „Die nun vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass für manche Lebensraumtypen bei optimaler Ausgangsbasis und fachlich einwandfreier Umsetzung beeindruckende Artenschutzerfolge möglich sind.”

Optimale Ausgangsbasis heißt unter anderem, die Biotope dürfen nicht zu klein ausfallen. „Ein 20 Hektar großes Gebiet ist besser als 20 ein Hektar große”, erklärt Heinz Sedlmeier (LBV). Und die Biotope müssen gepflegt werden.
So schneiden die 14 Biotope in Sachen Artenvielfalt ab:

Isardämme mit Vorland: Tagfalter lieben die blütenreichen Dämme.

Aubing Moos: Günstig für Laufkäfer.

Erweiterung Langwieder Heide: Hier findet sich der gefährdete Kreuzenzian (Rote Liste Bayern).

Langwieder Bach: Starke Trittbelastung durch Besucher. Die gefährdete Sumpf-Gladiole wächst dennoch hier.

Eschenrieder Moos: Problem Feuchtgebiete: Hier tun sich die Biotop-Pfleger schwer. Immerhin: Die Große Goldschrecke lebt hier.

Vorfeld Angerlohe: Deutscher Backenklee und 29 andere Rote-Liste-Arten haben sich hier wieder angesiedelt.

Esplanada Allianz Arena: Hier besteht ein wertvoller Bestand an Blumenarten.

Neue Fröttmaninger Heide: Problem der Halbfettwiesen: Wenig artenreiches Grünland von geringem Wert.

Hochmuttinger Heide: Vor allem für die Tagfalter (15 Rote-Liste-Arten) ein äußerst wichtiges Gebiet.

Nordwest-Sammelkanal: Hier leben der Himmelblaue Bläuling und 13 andere Tagfalter-Arten.

Riemer Wäldchen: Neue Heimat der Blauflügligen Ödlandschrecke.

Bauma-Gelände: Aktuell 22 Laufkäferarten, darunter sieben von der Roten Liste.

Kiesgrube Obermayr: Offiziell noch ausgestorben, flattert hier wieder der Kurzschwänzige Bläuling.

Ökokontofläche Unterföhring: Die streng geschützte FFH-Art des Kriechenden Scheiberichs wächst hier.

Aber Sedlmeier warnt vor Euphorie: Trotz aller Erfolge mit der Natur aus zweiter Hand, bleibt es die bessere Variante, „bestehende Biotope zu erhalten”.

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