Nallinger: "Ich sehe seine Überreaktion positiv"

Die frisch gekürte grüne OB-Kandidatin über ihre Pläne und die Attacke des amtierenden Oberbürgermeisters Christian Ude (SPD).
von  Juli Lenders
Die frisch gekürte OB-Kandidatin Sabine Nallinger.
Die frisch gekürte OB-Kandidatin Sabine Nallinger. © AZ/ Daniel von Loeper

AZ: Frau Nallinger, was überwiegt, wenn Sie an Ihre OB-Kandidatur denken: Freude oder Respekt?

SABINE NALLINGER: Die Freude, weil ich ein Mensch bin, der gern gestaltet. Gedanklich habe ich mich längst in die Arbeit gestürzt. Nun habe ich den Auftrag, gemeinsam mit meiner Partei loszulegen. Und: Freude und Respekt schließen sich nicht aus. Ich empfinde beides für dieses Amt.

Wie finden Ihre 12 und 14 Jahre alten Töchter, dass Mama jetzt OB-Kandidatin ist?

Meine beiden Töchter haben mitgefiebert. Sie sind aber auch kritische Geister und hinterfragen viel. Das freut mich besonders. Was die OB-Kandidatur für uns als Familie bedeuten wird, werden wir – wie bei uns üblich – gründlich in der Familie diskutieren. An der Haltung meiner Töchter zu mir wird sich nichts ändern: liebevoll-kritisch.

Eher kritisch als liebevoll war die Reaktion von OB Ude.

Die SPD ist nervös.

Hat Ude Ihnen gratuliert?

Noch nicht, aber der Tag ist ja noch lang. Am Abend treffen wir uns ohnehin noch mit den Kollegen von der SPD, wie immer vor den Ratsferien. Wir Grüne bringen den Wein mit, und die Genossen stellen dafür das Essen.

Sie wirken ganz gelassen. Hat es Sie nicht geärgert, was Ude über Sie gesagt hat? Zum Beispiel, dass Sie haltlose Wahlversprechen machen würden.

Ich behaupte mal: Die SPD hat mit meiner Kandidatur auf Wahlkampfmodus umgestellt. Natürlich ist es ärgerlich, wenn Herr Ude angebliche Äußerungen von mir aus dritter Hand kommentiert. Bisher habe ich ihn immer besonnen und sachlich erlebt. Ich sehe seine Überreaktion positiv: Die SPD nimmt die Grünen ernst und versucht, den Wahlkampf vor der Zeit zu eröffnen. Ich habe die Leistungen von Rot-Grün nie kleingeredet. Aber aufgrund der großen Zukunftsaufgaben müssen wir auch in einer gut regierten Stadt wie München einen Zahn zulegen. Wir Grünen erlauben uns daher alte Prozesse zu hinterfragen – ohne Denkverbote.

Für Hep Monatzeder war der Tag Ihrer Kür ein ganz bitterer.

Hep Monatzeder und ich haben bisher immer sehr gut zusammengearbeitet. 2007 hat er mich sehr motiviert, für den Stadtrat zu kandidieren. Er hat mir sehr freundschaftlich gratuliert. Auch dafür respektiere ich ihn sehr. Ich hoffe, dass ich bald auf seine Erfahrung zurückgreifen kann. Ich bin da sehr zuversichtlich.

Stellen wir uns München vor – unter OB Nallinger. Was wird anders?

Ich öffne die Rathaustüren. Ich stehe für einen transparenten Stil. Ich werde für die Münchner offene Ohren haben.

Und mit wem regieren Sie?

Ich stehe für Grün-Rot. Ein so klares Bekenntnis vermisse ich von der SPD übrigens. Der Fraktionschef macht keinen Hehl daraus, dass er eher der CSU zugeneigt ist.

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