Naiv im Netz: Neue Studie zum Online-Verhalten
München - Eine Studie hat das Online-Verhalten Jugendlicher untersucht. Das Ergebnis ist erschreckend: Was mit ihren Daten passiert, kümmert wenige. Probleme gibt es auch mit dem Urheberrecht
Chatten, den Beziehungsstatus der Freunde kommentieren oder Party-Bilder hochladen: Drei von vier Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren surfen regelmäßig in Online-Communitys. Laut Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) ist ein Fünftel der Jugendlichen sogar in mehreren Netzwerken aktiv. BLM-Präsident Wolf-Dieter Ring, der gestern die neue Internet-Studie vom Münchner Institut für Medienpädagogik im Auftrag des BLM vorstellte: „98 Prozent der Jugendlichen sind deutlich mehr als zwei Stunden pro Tag online.“
Für die Internet-Studie befragt wurden insgesamt 63 Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren – einige von ihnen sind bei SchülerVZ, Flickr, Facebook, MySpace, Lokalisten und Jappy registriert (siehe unten).
Erschreckendes Ergebnis der Studie: Die meisten Jugendlichen wissen häufig gar nicht, was mit ihren Daten, die sie online stellen, passieren kann. Dass Infos etwa auf dem Server des Anbieters gespeichert oder Daten an Dritte weitergegeben werden. Ring warnte: „Das Internet vergisst nichts!“. Was im Netz landet, bleibt dort auch.
Die tückischsten Fallen für Jugendliche im Netz: Sie laden Fotos von Dritten hoch und verletzten damit Urheberrechte. Oder sie handeln sich anderweitig Ärger mit Dritten ein.
Häufig stellen auch andere Community-Mitglieder peinliche Nackt- oder Partybilder der Jugendlichen auf deren Seite. Ohne Einverständnis, und oftmals ohne, dass der Betroffene es bemerkt. Problematisch wird’s, wenn etwa der Chef auf die Fotos stößt.
Manche Jugendliche übernehmen zudem leichtfertig die automatischen Voreinstellungen. Besser ist es, mit den richtigen Sicherheitseinstellungen nur gewünschte Infos sichtbar machen. Die Jugendliche sollten zudem mit ein paar Klicks bestimmen, dass nur die Freunde ihr Profil einsehen können.
Und: Texte wie die Allgemeine Geschäftsbedingungen bestätigen die Jugendlichen in der Regel durch ein Häkchen – ohne sie vorher zu lesen.
Facebook: Unter 18? Kein Treffer
Wer registriert ist: Auf Facebook.com vernetzen sich Jugendliche ab 13 Jahren, aber auch viele Erwachsene und Firmen. Sie posten dort Bilder, kommentieren den Status ihrer Freunde oder chatten mit ihnen.
So steht’s mit der Sicherheit: Die Plattform kann nicht von Nicht-Angemeldeten eingesehen werden. Das Profil können Sie für „alle“, für „Freunde von Freunden“ oder „nur Freunde“ freigeben. Und ebenso gesondert die Kategorien „Status“, „Fotos“ und „Beiträge“. Das ist aber aufwendig und erfordert mehrere Klicks. Für Minderjährige wird kein öffentliches Suchergebnis erstellt. Selbst wenn Minderjährige Informationen für „alle“ sichtbar machen, sind ihre Daten nur für Freunde, Freundes- Freunde und andere Netzwerk-Kontakte verfügbar. Infos zum Datenschutz sind neuerdings prominenter platziert.
Lokalisten: Sicherheit separat
Wer registriert ist: Lokalisten. de ist eine Plattform mit stark regionalem Bezug. Zugelassen sind User ab 14 Jahren. Motto: Freundschaften pflegen, sich zum Offline- Date verabreden und mit den schönsten Urlaubsfotos angeben.
So steht’s mit der Sicherheit: Bei der Anmeldung wird angezeigt, welche Daten für welche Personen sichtbar und suchbar sein werden („niemand“, „Freunde“, „Mitglieder“). Die Zugriffsoptionen können Sie aber nicht direkt bei der Eingabe angeben, sondern Sie müssen sie separat einstellen. Externe Suchmaschinen können ohne Ihre Zustimmung nicht auf Profilinhalte zugreifen, die interne Suche können Sie ausschließen. Zusätzlich können Sie angeben, wie alt die Personen sollen, die sie kontaktieren möchten. Die Infos zur Sicherheit sind sachlich nüchtern aufbereitet.
SchülerVZ: Bei „Tipps“ nachschauen
Wer registriert ist: Schuelervz.net richtet sich an Schüler ab zwölf Jahren, die sich mit ihren Freunden vernetzen und Gleichgesinnte suchen. Die Plattform ist thematisch nicht gebunden. Anmelden kann sich nur, wer von einem Mitglied eingeladen wird.
So steht’s mit der Sicherheit: Nicht-Angemeldete haben keinerlei Zugriff auf die User-Daten – auch über Suchmaschinen können die Profile nicht gefunden werden. Die Nutzer können wählen, ob das Profil für alle, nur für Freunde oder überhaupt nicht sichtbar sein soll. Auch den Zugriff auf „Pinnwand“ und Fotos können die User je nach Personenkreis eingrenzen. Der Freundeskreis kann nochmals in verschiedene Gruppen unterschieden werden. In der Rubrik „Tipps“ finden die User Ratschläge zum Thema „Privatsphäre“.
Jappy: Ordentlich prüfen
Wer registriert ist: Ursprünglich mit dem Fokus der Flirt-und Partnersuche, dient jappy.de heute vor allem dem Kontaktaustausch. Mindestalter: 14 Jahre.
So steht’s mit der Sicherheit: Die Plattform stellt schon bei der Anmeldung dem gewünschten Nicknamen automatisch das angegebene Geschlecht und Alter voran (z.B. „w21jff“) – diese Infosmüssen Sie also preisgeben. Der Zugriff auf „Profil“, „Galerie“ und „Benutzerspezifische Werbung“ lässt sich gesondert einstellen. Zugriff haben je nach Einstellung: jeder, „angemeldete Mitglieder“ oder „Freunde“. Sie können auch voreinstellen, dass nur Personen bestimmten Alters oder Geschlechts Sie kontaktieren. Die Voreinstellungen entsprechen nicht der höchsten Sicherheitsstufe. Unter „Jugendschutz“ wird auch die Sicherheit thematisiert.
Flickr: Wenige Optionen
Wer registriert ist: Flickr.com ist eine Fotosharing- Webseite von yahoo.com. Die Plattform dient vorrangig der Präsentation selbst gefertigter Fotos.
So steht’s mit der Sicherheit: Die Adressaten sind in erster Linie nicht Jugendliche, sondern Erwachsene. Die User können einstellen, inwiefern ihre Daten von Nicht-Mitgliedern und Suchmaschinen eingesehen werden können. Für die Profilseite bietet die Plattform nur wenige Einstellungsoptionen: Lediglich die Sichtbarkeit von Email- Adresse, Instant-Messaging- Namen, echtem Namen und „aktueller Stadt“ können Sie einschränken. Auswahlmöglichkeiten: „alle“, „jedes flickr-Mitglied“, „alle Kontakte“, „Freunde und Verwandte“). Die Sicherheitseinstellungen sind niedrig voreingestellt, die Infos zum Datenschutz unübersichtlich.
Myspace: Eintritt ab 14
Wer registriert ist: Das Mindestalter für myspace. com: 14 Jahre. Die Zielgruppe ist nicht definiert, lediglich Musikschaffende werden aufgefordert, sich gesondert anzumelden. Fokus der Seite: Musik, Videos und Spiele.
So steht’s mit der Sicherheit: Ein Mindestmaß an Profilinformationen können auch Nicht- Mitglieder einsehen. Unter dem Punkt „Mein Datenschutz“ kann der Zugriff auf das eigene Profil aber reguliert werden. Hierfür werden einige Profilinhalte zusammengefasst. Lediglich Einstellungen zum Geburtstag, zum Online- Status und zur so genannten Trendsetter- Funktion, die andere über Profilbild, Namen und genutzte Musik beziehungsweise Videos informiert, können zudem einzeln gesetzt werden. Unter „Sicherheitshinweise“ werden Jugendliche angesprochen.
ah
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