Nächtliche "Heil Hitler"-Rufe bei Burschenschaft?

Nachbarn beschweren sich über nächtliche Gesänge und „Heil Hitler“-Rufe. Die Polizei rückt an – und ermittelt wegen Volksverhetzung
von  Sophie Anfang
Das Gebäude der Cimbria in Bogenhausen.
Das Gebäude der Cimbria in Bogenhausen. © AZ-Archiv

München - Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, im beschaulichen Bogenhausen: Im Verbindungshaus der Burschenschaft Cimbria sitzen mehrere Männer beisammen, Nachbarn berichten von einer Feierstimmung. Kurz vor drei, so ein Zeugenbericht, seien antijüdische Gesänge und "Heil Hitler"-Rufe durch die Cuvilliésstraße getönt.

Um 3 Uhr sind Polizisten vor Ort – sie wurden von Anwohnern verständigt, wegen Ruhestörung, aber auch wegen der Parolen. Von denen ist laut Auskunft der Polizei jedoch nichts mehr zu hören, als die Beamten eintreffen.
Sie ermahnen die jungen Männer daher lediglich, es doch ein bisschen ruhiger angehen zu lassen. Weil jedoch der Vorwurf der Volksverhetzung im Raum steht, wird nun auch in diese Richtung ermittelt, sagt ein Polizeisprecher.

Cimbria steht wegen Verbindungen zu nach rechts offenen Burschenschaften immer wieder in der Kritik. 2013 organisierte sie in ihrem Verbindungshaus in Bogenhausen ein dreitägiges Seminar der politisch rechts außen stehenden Burschenschaftlichen Gemeinschaft, bei dem auch Danubia anwesend war – deren Aktivitas, also die studierenden Mitglieder, werden vom Verfassungsschutz beobachtet.

Lesen Sie hier: Burschenschaft - Rechtes Treffen in Bogenhausen

Im selben Jahr kam es zum Eklat, weil Cimbria zur offiziellen Feier des Volkstrauertags im Hofgarten eingeladen wurde. Das Innenministerium nahm die Einladung nach öffentlichem Druck letztendlich wieder zurück.

Die Ermittlungen zu den Vorgängen in dieser Woche sind gerade erst angelaufen. Am Freitagabend hat Cimbria auf AZ-Anfrage reagiert. Es sei richtig, dass die Nachtruhe nicht eingehalten worden sei, heißt es in der Mitteilung der Burschenschaft – und dass „sich gestört fühlende Nachbarn an die Polizei gewendet haben.“

Die Vorwürfe, wegen denen nun ermittelt wird, seien aber unzutreffend, behauptet Cimbria gegenüber der AZ: "Ausländerfeindliches Gegröle und verfassungsfeindliche Gesänge haben sich nicht ereignet."

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