Nächster Zweiter Bürgermeister in München: Warum Dominik Krause der Anti-Habenschaden ist

München - Katrin Habenschaden und Dominik Krause schätzen sich. Und doch sind die beiden sehr unterschiedliche Politiker-Typen. Für die Grünen wie für die politischen Gegner schafft die unerwartete neue Konstellation neue Chancen und Risiken. Fünf Thesen:
1. Katrin Habenschadens große Stärke war es, Münchner weit über das alte Öko-Kernklientel hinaus anzusprechen. Krause, der junge schwule Linke, dürfte deutlich größere Probleme haben, auf dem Aubinger Herbstfest oder in Mietsblöcken am Rande Ramersdorfs zu punkten. Vom Polizeipräsidenten bis zur Industrie- und Handelskammer dürfte er erstmal kritischer beäugt werden als die Ober-Pragmatikerin Katrin Habenschaden.
Katrin Habenschaden suchte zu wenig Konfrontation
2. Katrin Habenschadens große Schwäche war es, zu wenig Konfrontation suchen zu wollen oder können. Öffentliche Kritik am OB? Fehlanzeige. So aber kann man nicht als Grünen-Nummer 1 im Rathaus in Richtung nächster Wahl steuern. Womöglich wusste Habenschaden, dass sie diesen Schalter nicht mehr umlegen können würde. Krause sieht, wenn nicht alles täuscht, sehr vieles kritisch, etwa an der Verkehrspolitik Reiters, aber auch an dessen Auftreten. Möglich, dass die Grünen nun mit Verve deutlich mehr in die Offensive kommen.
3. OB Dieter Reiter gilt als sehr oft sehr genervt vom grünen Partner. Dass er dem ihm seit vielen Jahren bekannten Dominik Krause nicht mal öffentlich ein paar gute Wünsche zukommen lassen wollte, irritiert. Nicht mal ganz ausgeschlossen, dass hinter den Kulissen vorsichtig vorsondiert wird, ob nun nicht ein Zeitpunkt sein könnte, um einen CSUler zum Bürgermeister zu wählen - und künftig schwarz-rot zu koalieren. Dass es letztlich soweit kommt: eher unwahrscheinlich.
Dominik Krause ist eine Chance für die Grünen in München
4. Die Personalie ist auch eine Chance für die Grünen, die zuletzt so viel Profil verloren haben. Nicht mal mehr die eigene Parteijugend (!) wollte für den Landtag Wahlkampf machen. Mit Überzeugungskämpfer Krause an der Spitze wird sowas ganz sicher nicht passieren.
5. Auch innerhalb der Grünen sortieren sich die Lager nun neu. Mit einem Schlag ist Krause, der Anti-Habenschaden, der wahrscheinlichste OB-Kandidat für 2026. Andererseits ist er immer noch sehr jung. Und könnte in verschiedene Milieus ein Vermittlungsproblem haben, siehe oben. Damit sind plötzlich auch Überraschungskandidaturen viel wahrscheinlicher. Ein Name, der intern nun häufiger fallen dürfte, ist der von KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl.