Nackt Sonnenbaden, Grillen, Pflanzen: Was man in München auf dem Balkon darf – und was nicht

München - Buddeln und pflanzen, Blütenduft schnuppern, eigene Tomaten und aromatische Kräuter ernten. Sich nackert sonnen, ohne dass einen jemand sieht. Stundenlang mit Freunden zusammensitzen, ohne dass der Kellner drängelt. Bei Mondschein mit Kopfhörern im Liegestuhl Musik hören. All das ist möglich, wenn man einen Balkon hat. Fast jeder lässt sich in ein kleines Paradies verwandeln.
Manch einer taugt auch sehr gut, um mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Der andere ist ideal, um Vögel zu beobachten – vor allem, wenn man sie mit Futter lockt. Dann kann es sogar vorkommen, dass außer neugierigen Eichhörnchen auch Waldvögel wie der Eichelhäher vorbeischauen. Oder dass sich eine Amsel ein stilles Eckchen aussucht, um dort zu brüten und ihre Jungen zu füttern. Ein Balkon ist ein Stückerl Freiheit in der Stadt. Hier berichten Münchner, von ihrem Alltagsglück.
Münchnerin hat sogar zwei Balkone in ihrer Wohnung
Prächtiger geht es nicht: Rosen, Clematis, Vergissmeinnicht und viele andere Frühlingsblüher leuchten in allen Farben, am Geländer rankt sich Efeu in die Höhe – alles blüht und gedeiht auf Annette Linhoffs Südbalkon in Thalkirchen. Vor 22 Jahren ist die Sozialpädagogin mit ihrem Mann Dirk (54) in die Wohnung gezogen, die, was für ein Luxus, sogar zwei Balkone hat. "Hier tobe ich mich aus", sagt die 53-Jährige. Vor allem der Balkon, von dem aus sie auf die Kirche Sankt Maria blickt, ist für die Münchnerin "das ganze Jahr eine Oase der Entspannung".

Er ist überdacht und damit geschützt. Beim Einzug bestand der Boden aus blankem Waschbeton, Annette Linhoff und ihr Mann haben ihn mit Holzfliesen von Ikea verschönert. Nun kann man hier auch wunderbar barfuß herumlaufen. Schon morgens vor der Arbeit genießt Annette Linhoff ihre Oase, trinkt draußen Kaffee und schaut nach ihren Pflänzchen.
Und abends, nach der Arbeit, wird draußen gegessen, wenn es warm genug ist. Als die Kinder noch klein waren, fand im Sommer sogar ein kleines Planschbecken auf dem Balkon Platz. Inzwischen sind die Kinder aus dem Haus und statt Babypool steht nun ein Sofa da – perfekt zum Lesen. Und wer kümmert sich um all die Pflanzen, wenn die Linhoffs verreisen? "Wir haben ganz tolle Nachbarn, sie gießen!"
Ein Balkon in der Münchner Studentenstadt – viel Platz ist hier nicht
Aaron Anhalt (23) wohnt in der Studentenstadt, dort teilt er sich einen Balkon mit zwei Studierenden, die nebenan wohnen. Mit Blümchen haben es die Drei nicht so, rundherum ist eh alles grün. Im Sommer frühstückt Aaron, der gerade seinen Master in Physik macht, gern draußen und quatscht mit Leuten, die unten vorbeigehen.

"Wenn Freunde da sind, essen wir auch zusammen auf dem Balkon." Das geht aber nur nebeneinander, viel Platz ist nicht. Praktisch findet er seinen Balkon in jedem Fall: "Ich nutze ihn auch als Lager für Schuhe und mein Surfboard." Gut auch, dass er im ersten Stock wohnt: Als er sich mal ausgesperrt hatte, kletterte er von unten hoch. Seitdem hat er ein Seil vom Balkon hängen. Könnte ja wieder mal passieren.
Der Balkon als kleiner Stadtgarten: "Selbst Gezogenes schmeckt so viel besser!"
Viola Hirsch (39) verbringt sehr viel Zeit in ihrem "kleinen Garten Eden", wie sie ihren zehn Quadratmeter großen Südwest-Balkon nennt. "Ich frühstücke hier, liege, lese, lerne und höre Musik." Allmählich wird der Platz knapp auf dem Balkon der Zahnärztin aus Bogenhausen. Denn wenn sie zu ihren Eltern aufs Dorf fährt, gräbt sie dort auch immer noch Blumen aus und nimmt sie mit. "Mutters Pflanzen sind für mich Heimat- und Familienliebe", sagt sie.

Gerade blühen bei ihr Schwertlilien und Akeleien. Außerdem zieht sie Tomaten, Kräuter, Erdbeeren und Physalis. "Selbst Gezogenes schmeckt viel besser als Gekauftes! So viel Arbeit macht das gar nicht", sagt sie. Ihr Mischling Eddie fühlt sich auch pudelwohl auf dem Balkon. Er will immer auf den Liegestuhl.

Auch Platz für die kleinen Gäste: Insektenhotels für Bienen und Co.
Früher habe ich meine Mama immer ein bisschen belächelt, weil sie das mit den Pflanzen so ernst nimmt", erzählt Online-Redakteurin Isabelle Mayr. Sie ist im Allgäu aufgewachsen, ihre Eltern haben einen riesigen Garten. Mit dem ersten eigenen Balkon hat auch sie die Leidenschaft fürs Grüne gepackt. Noch blüht nicht so viel auf ihrem Balkon in der Maxvorstadt. Aber die Schwarzäugige Susanne, Lavendel und eine Rose sind hübsche Farbtupfer.
Die Erdbeerpflanzen tragen erste klitzekleine grüne Früchte. Drumherum schwirren Bienchen. Mayr ist nebenbei Imkerin und hat sich vor Jahren ein Wildbienen-Hotel gebaut. Dort nisten die Bienen schon. Sie schlüpfen nacheinander und freuen sich über die vielen Blüten, aus denen sie in den nächsten Wochen fleißig Pollen und Nektar sammeln. Für ein bisserl Natur braucht's nur ein paar Quadratmeter.
Nackt Sonnenbaden und Grillen auf dem Balkon: Was ist erlaubt?
"Mieter dürfen frei entscheiden, wie sie ihren Balkon gestalten wollen", sagt Volker Rastätter vom Mieterverein. Nur der Gesamteindruck des Hauses darf nicht gestört werden. Man sollte immer Rücksicht nehmen auf Nachbarn. Was erlaubt ist und was nicht:
PFLANZEN: Verboten sind rankende Pflanzen, die das Mauerwerk beschädigen. Unzulässig ist auch, wenn das Gießwasser ständig an der Fassade herunterläuft oder Nachbarn belästigt werden.
BALKONKÄSTEN: dürfen außen angebracht werden, sie dürfen aber niemanden gefährden – gut befestigen!
Schatten im Sommer und Feines vom Grill? Das muss beachtet werden
MARKISEN: Sie sind ein Eingriff in die Bausubstanz. Der Vermieter muss zustimmen.
GRILLEN: ist grundsätzlich erlaubt. Aber täglich gilt als unzumutbar. Gibt's im Mietvertrag oder der Hausordnung spezifische Regelungen, muss man sich dran halten, sonst droht eine Abmahnung oder gar die Kündigung. Tipp für Öfter-Griller: Ein Elektrogrill verursacht weniger Rauch.
NACKT SONNENBADEN: Kein Problem, wenn der Balkon uneinsehbar ist. Problematisch wird's zum Beispiel in Sichtweite eines Kindergartens.
MUSIK: Bis 22 Uhr bei normaler Lautstärke erlaubt. Danach gilt die Nachtruhe.