Nackt an der Isar - Freispruch!
Prozess gegen einen 45-Jährigen: Richter sieht es als nicht erwiesen an, dass der Mann onaniert hat.
München - Der arbeitslose Betriebswirt Rudolf L. (45) liebt die Sonne und läuft manchmal nackt an der Isar entlang. Damit löste er einen Polizeieinsatz aus. Filmproduzentin Anja N. (44) will gesehen haben, dass er während des Sonnenbads onaniert hat. Jetzt stand der Hartz-IV-Empfänger vor dem Amtsgericht. Der Vorwurf: exhibitionistische Handlungen.
„Ich bin schwul und onaniere nicht in der Öffentlichkeit. Schon gar nicht vor Frauen. Als ich da nackt rumlief und meine Notdurft in einem Gebüsch verrichtet habe, kam sie auf mich zu. Ich dachte, die ist sexbesessen. Ich habe ihr gesagt, ihr Heteros habt doch so wunderbare Typen, was wollt ihr denn noch von uns“, sagte Rudolf L. vor Gericht.
Laut Anklage soll er am 29.Juni 2011, gegen 18.20 Uhr, am Isardamm in Höhe Pullach nur mit Schuhen und einem Rucksack bekleidet am Isarufer entlang gelaufen sein. Der Staatsanwalt: „Er manipulierte dabei an seinem Geschlechtsteil. Frau Anja N. fühlte sich dadurch belästigt.“
Die Zeugin Anja N. erinnerte sich vor Gericht noch daran, dass sie mit ihren beiden Hunden beim Gassigehen war: „Plötzlich sah ich den nackten Mann vor mir. Ich sah wie er Onanierbewegungen machte. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass ich nicht die Person bin, die ihn erregt.“
Auf Frage des Richters, ob sie denn genau gesehen habe, dass der Angeklagte onaniere, ergänzte sie: „Nein. Ich habe ihn ja nur von hinten gesehen. Ich habe die Polizei alarmiert, weil ich dachte, das geht nicht, wenn er so etwas vor kleinen Mädchen tut.“ Die Polizei wollte vor ihrem Einsatz wissen, ob das Glied tatsächlich im erigierten Zustand sei.
Anja N.: „Die Beamten baten mich, dass ich schauen soll, ob das Ding steht. Aber der Mann stand mit dem Rücken zu mir im Gebüsch.“ Damit er sich zu ihr umdreht, sprach sie ihn an: „Ich fragte ihn nach der Uhrzeit. Es war eine komische Situation.“
Die Polizei rückte gleich mit vier Einsatzwagen aus und nahm den verdutzten Rudolf L. fest, der die Filmproduzentin noch als „dumme Kuh“ beschimpft hat. Der Richter wollte das Verfahren mit einer Geldbuße zunächst beenden. Doch darauf ließen sich Rudolf L. und dessen Anwältin Felicitas Krais nicht ein: „Die Zeugin hat nichts gesehen und nur vermutet. Sie hat alles daran gesetzt, einen Homosexuellen vorzuführen.“ So sah es auch das Gericht: Freispruch.