Nackerte, Partys und Müll: Mehr Schandis auf den Friedhöfen

Alkohol, Drogen, Grills und Nackerte: Weil immer mehr Menschen auf dem Altem Nord- und Südfriedhof Partys feiern, installiert die Stadt nun dauerhaft Security-Streifen.
Irene Kleber |
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Security-Streifen soll jetzt unter anderem am Alten Nordfriedhof für Ordnung sorgen.
imago/Michael Westermann, Marijan Murat/dpa, AZ-Montage Security-Streifen soll jetzt unter anderem am Alten Nordfriedhof für Ordnung sorgen.

München - Es sind mitunter absurde Bilder, die Spaziergänger im historischen Alten Nordfriedhof in der Maxvorstadt zu sehen bekommen. Und Bilder, die weh tun: Da bauen Menschen zwischen Gräbern Grills auf und feiern lautstark. Da werden Hängematten und Slacklines zwischen die Gehölze gespannt. Kinder klettern auf Bäume und turnen auf Grabsteinen herum. Im Sommer liegen sogar Nackerte im Rasen, direkt auf den Gräbern.

"Dass dort Kinder spielen, finde ich okay", sagt Felix Lang (SPD) vom Bezirksausschuss Maxvorstadt, es gebe ja auch kaum Grün hier im dicht bebauten Univiertel. "Aber was für mich überhaupt nicht geht, sind die Mütter, die sich da mit ihren Proseccogläsern hinsetzen und laut herumkichern, während ihre Kinder Geburtstag feiern."

Partys und Lärm auf dem Friedhof

Schon lange gibt es Beschwerden über Partys, Lärm und ein Benehmen, das nicht zusammenpasst mit einem Friedhof, der - eigentlich - ein stiller und würdevoller Ort der Erinnerung sein soll. Auf dem grünen Gräberfeld (ab 1866 angelegt) finden zwar seit 1944 keine Bestattungen statt, ein Friedhof bleibt es dennoch. Und 850 Grabstellen sind bedeutende Denkmäler.

Nun macht der Stadtrat ernst. Am Donnerstag hat der Gesundheitsausschuss beschlossen: Die Schandis, die man diesen Sommer probeweise schon mal auf Friedhofs-Patrouille geschickt hat, sollen dauerhaft bleiben, zumindest für die nächsten drei Jahre und mit der Option, um ein Jahr zu verlängern.

Jeden Tag, von 10 Uhr bis 15.30 Uhr, wird also eine Sicherheitsfirma mit zwei Schandis Streife gehen. Dazu kommt eine zusätzliche Streife in den Abendstunden zwischen 18 und 22 Uhr, weil der Alte Nördliche Friedhof nachts nicht verschlossen wird.

Auch am Alten Südfriedhof gibt es Probleme

Auch den Alten Südfriedhof in der Isarvorstadt soll die Securityfirma täglich von 10 Uhr bis 15.30 Uhr bestreifen, denn auch dort gibt es immer wieder Probleme. Grüppchen feiern Partys mit entsprechendem Alkoholkonsum und "verrichten ihre Notdurft hinter den Denkmälern", heißt es in der Vorlage. Noch problematischer finden die Anwohner, dass Drogenabhängige Spritzen und benutzte Bestecke wild im Gebüsch entsorgen. "Das bringt die Gefahr, dass sich insbesondere Kinder daran verletzen", heißt es weiter.

Der Schandi-Einsatz, den die Stadt an eine externe Securityfirma vergeben will, weil der eigene Kommunale Außendienst dafür keine Kapazitäten frei hat, wird fürs kommende Jahr 97.000 Euro kosten, in den Folgejahren etwas mehr.

Sicherheitsleute vertrieben Kinder vom Friedhof

Einigkeit herrscht im Stadtrat darüber, dass eines nicht mehr vorkommen soll: Dass die Sicherheitsleute die Kinder, die im Friedhof spielen, rüde vertreiben und ihnen damit Angst machen. Derlei ist in diesem Sommer beim Schandi-Probelauf im Alten Nordfriedhof wohl häufiger passiert. Dort hatten Sicherheitsleute spielende Kinder eines Kindergartens offenbar so aggressiv angegangen (und danach die Polizei gerufen), dass die Buben und Mädchen danach völlig verschreckt und durcheinander waren.

"Natürlich müssen die Streifen den Menschen am Friedhof sagen, was erlaubt ist und was nicht", sagt CSU-Stadträtin Alexandra Gaßmann, die häufig auf dem Alten Nordfriedhof spazieren geht. "Aber es ist auch wichtig, dass sie mit den Besuchern freundlich und umsichtig umgehen."

Und noch eines möchte sie - gerade den Eltern spielender Kinder - noch gerne mitgeben: "Kann man, bitte, Kindern nicht einfach beibringen, dass man sich auf einem Friedhof mit Respekt vor den Toten und mit Anstand benimmt?" Das könne man – sogar mit einem Prosecco-Glas in der Hand.

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