Kommentar

Nachtsperrung bei Sparkassen-Automaten in München: Zu dick aufgetragen

Die AZ-Lokalchef Felix Müller über die Nacht-Sperrungen bei der Stadtsparkasse München.
von  Felix Müller
Eine Filiale der Stadtsparkasse München.
Eine Filiale der Stadtsparkasse München. © IMAGO / ZUMA Press

Nur drei Prozent der Geldabhebungen finden nachts statt, argumentiert die Stadtsparkasse. Das mag sein. Und doch kommt die Erklärung zu einer weiteren massiven Einschränkung des Stadtsparkassen-Angebots in München arg locker-flockig daher. Mal wieder.

Denn wie schon beim Zusammenstreichen des Filialnetzes oder der Frage, was bei welchen Kontomodellen inklusive ist, geht es um den Markenkern der Bank unserer Stadt.

Stadtsparkasse sperrt nachts die Geldautomaten in München: Vorbei an der Lebensrealität

Schnell und unkompliziert ums Eck in den Stadtvierteln zum Geldautomaten gehen können – natürlich ist das Teil des Versprechens, auf dem der Erfolg der Stadtsparkasse bei den privaten Girokonto-Kunden fußt. In der Altstadt oder im Gärnterplatzviertel löst man das weiter ein. 

Doch (fast) nur noch da. Schon in Untersendling etwa gibt es bald an der Implerstraße und am Harras keine Möglichkeit mehr, nach 22 Uhr Geld zu holen. Verrückt. Und komplett vorbei an einer Lebensrealität, in der die Menschen in dem Viertel um die Zeit noch ins Fitnessstudio gehen, von der Arbeit kommen – oder in die nächste Kneipe (wo das Bier immer noch oft bar gezahlt wird). Das Mindeste wäre gewesen, dass die Stadtsparkasse ihre Schließzeiten nicht am frühen Abend beginnt, sondern erst dann dicht macht, wenn die Bürgersteige wirklich hochgeklappt sind. 

Noch wurde kein Geldautomat gesprengt im Stadtgebiet in München

Zur Wahrheit gehört wohl ohnehin: Man hat es sich ein bisschen einfach gemacht, auch mit dem Argument der Automatensprengungen. "Fast täglich" gebe es die in Deutschland, heißt es bedrohlich, man werde seiner "gesellschaftlichen Verantwortung gerecht". Das kann man durchaus für ein bisserl dick aufgetragen halten.

Im Stadtgebiet gab es noch nie auch nur eine Sprengung dieser Art, die Kriminellen bevorzugen kleine Orte nahe der Autobahn. Und hätten wohl auch in Zukunft eher nicht den wuseligen Harras ins Visier genommen, am Abend um fünf nach zehn.

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