Nachhaltige Seife aus München: Zu Besuch beim Seifenmacher von "Sobedo"

Vor sechs Jahren hatte der Friseur Bedros Demircioglu eine Idee. Jetzt gibt es seine nachhaltigen Seifen überall zu kaufen.
von  Jan Krattiger
Bedros Demircioglu in seinem Wohnzimmer, wo er die ersten Ideen für seine Seife verfeinert hat.
Bedros Demircioglu in seinem Wohnzimmer, wo er die ersten Ideen für seine Seife verfeinert hat. © Jan Krattiger

München – Eigentlich ist er ja Friseur, gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Schwester, im Salon "Amba" in der Kardinal-Döpfner-Straße, den er mitgegründet hat.

Weil Bedros Demircioglu (43), Spitzname Bedo, aber auch schnell gelangweilt ist und immer neue Ideen hat, hat er sich vor sechs Jahren dazu entschieden, eine eigene Seifenfirma zu gründen unter dem Namen "Sobedo". "Die Idee gibt es aber schon länger", sagt er beim unprätentiösen Gespräch mit der AZ in seinem Wohnzimmer. Bereits zwei Jahre zuvor habe er angefangen mit Marktforschung, hat "alles auseinandergenommen", dabei auch "sehr viele negative Sachen entdeckt und viel Blabla erlebt".

Münchner gründet eigene Firma: Nachhaltige, handgeschöpfte Seifen für den Alltag

Was an den Sobedo-Seifen speziell ist: Sie sind fest, jeweils in 100-Gramm-Blöcken, komplett vegan und ohne Palmöl hergestellt in Österreich. Die Verpackung ist eine simple Pappschachtel mit tierischem Motiv. Je nach Seifentyp sind das Schmetterlinge, Orang-Utans oder auch Eulen.

Kistenweise "Sobedo"-Seifen lagern auc bei Bedros Demircioglu zuhause.
Kistenweise "Sobedo"-Seifen lagern auc bei Bedros Demircioglu zuhause. © Jan Krattiger

Fünf Seifen hat er gemeinsam mit seinem Partner in der österreichischen Seifensiederei entwickelt: Eine mit Meersalz für das Gesicht, eine mit Aktivkohle für den Körper, eine mit Kokosöl für die Rasur, eine mit Mandelöl für die Haare und eine mit Ringelblume für den Bart – alle können aber auch je nach Wunsch am ganzen Körper verwendet werden.

Die Nachhaltigkeit der Seifen, handgeschöpft mit nachhaltigen Zutaten, komplett ohne Zusatzstoffe, hat aber auch ihren Preis: 19,90 Euro kostet ein 100-Gramm-Stück normalerweise. Aktuell sind einige der Seifen reduziert zu kaufen, die Körperseife gibt es für 12,99 Euro.

"Wirkliche Nachhaltigkeit hat ihren Preis": Seifenmacher von "Sobedo" erklärt, warum

Trotzdem ist das ein stolzer Preis, das weiß auch Demircioglu. "Wirkliche Nachhaltigkeit hat ihren Preis, das ist halt einfach so", sagt er. Und weist darauf hin, dass seine Seifen von Hand hergestellt werden, nicht in einer großen Fabrik.

Trotz des hohen Preises fanden die Sobedo-Seifen aber ihre Nische, Demircioglus gute Vernetzung in Friseurkreisen hat da ihren Teil dazu beigetragen. Auch bei Ludwig Beck und in ein paar anderen ausgewählten Geschäften in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind die Seifen ins Angebot aufgenommen worden.

Zwei Varianten von "Sobedo".
Zwei Varianten von "Sobedo". © Jan Krattiger

"Die ersten zwei Jahre liefen brutal gut für ein kleines Unternehmen, das aus eigener Tasche heraus funktionieren musste", sagt Demircioglu. "Es gab tolle Kooperationen und die Marke wurde wahrgenommen". Dann kam Corona, ein riesiger Einschnitt für alle, besonders auch kleinen Unternehmen mit kleinem Budget hat das geschadet, sagt er.

Große Veränderungen wegen Corona: Wie kleine Firmen damit umgehen

Für kleine Marken habe sich vieles verändert, die sozialen Netzwerke wurden plötzlich entscheidend für die Vermarktung. Viele nachhaltige Labels seien da nach und nach verschwunden. "Heute ist es relativ egal, was für ein Produkt du machst," so Demircioglu. "Hauptsache du hast genug Budget für Influencer".

Für Sobedo bedeutet das eine neue Strategie: "Ich bin gerade in einer kompletten Transformationsphase und gehe eher raus aus dem Handel. Der bringt mir nichts, dafür bin ich zu klein", sagt der Seifenmacher.

Stattdessen verkauft er seine Seifen mittlerweile in erster Linie im eigenen Onlineshop und an Friseure. Und: Er sucht vermehrt Kooperationspartner, mit denen er Projekte auf die Beine stellen kann.

Auch zuhause kistenweise vorrätig: Seit sechs Jahren gibt es die veganen Seifen ohne Palmöl.
Auch zuhause kistenweise vorrätig: Seit sechs Jahren gibt es die veganen Seifen ohne Palmöl. © Jan Krattiger

Kooperationen statt Handel: Wie der Münchner Seifenmacher Bedros Demircioglu in die Zukunft blickt

Das gab es auch bereits in der Vergangenheit: Gemeinsam mit dem Münchner Modedesigner Hannes Roether hat er ein Sobedo-Leinenhandtuch auf den Markt gebracht, mit dem kleinen Münchner Verlag "Sorry Press" hat er schon zusammengearbeitet oder mit der Porzellanmanufaktur Peng aus Dortmund.

"Jetzt arbeite ich an etwas, worüber ich aber noch nicht reden kann", sagt Demircioglu. Wenn diese Kooperationen fruchten, könne Sobedo gesund wachsen. "Das ist mein Ziel. Und irgendwann davon leben zu können", sagt er.

Und er ist auch offen dafür, seine Seifen künftig einmal in flüssiger Form zu verkaufen. Dafür fehlt aber noch ein entscheidender Baustein: "Ich will, dass wir uns nicht mehr anlügen und diese Plastikverpackungen endlich wegbringen", sagt Demircioglu entschieden. "Die müssen weg. Es gibt meines Wissens einfach keine Verpackung für Flüssigkeiten, die ohne Greenwashing funktioniert. Außer Glas, aber das ist zu teuer".

"Da findet kein Umdenken statt": Kritische Worte zur Nachhaltigkeit in der Branche

In den acht Jahren, in denen Demircioglu sich mit dem Thema beschäftigt, hat sich auch etwas Ernüchterung breitgemacht, was die Nachhaltigkeit betrifft.

"Da findet kein Umdenken statt", sagt er. "Ich sehe auch in der Friseurbranche, wie dieses Grünsein ausgeschlachtet wird". Ans Aufgeben würde er deswegen aber nicht denken: "Ich habe trotzdem Bock, das weiter zu betreiben". Und er sei auch nicht der einzige in München, sagt er, der sich im Beauty- und Kosmetikbereich gut auskennt. Es gebe einige tolle, nachhaltige Marken für Naturkosmetik oder Crèmes in der Stadt.

Vieles ist also in Bewegung bei Bedros Demircioglu und Sobedo, zwei Dinge aber sollen gleich bleiben: Sein Seifen-Angebot und auch deren Preis. Dafür habe er mit langfristigen Verträgen mit den Lieferanten gesorgt. Trotz Energie- und Inflationskrise bleibt es also bei den Preisen. Die sind zwar nicht ohne, dafür kriegt man aber auch echte Nachhaltigkeit – und nicht nur eine auf Papier.


Das Seifenangebot von Bedros Demircioglu finden Sie auf www.sobedo.de

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.