Nach zwölf Jahren: Aus für das Rolandseck
MÜNCHEN - Die Schwabinger Nachbarschaftskneipe muss Ende August schließen, weil der Verpächterin der Viktoriastraße mit einem neuenBetreiber ein neues Konzept verwirklichen will.
Dirk Groß-Blotekamp ist traurig – und sauer: „Ende des Monats geht hier das Licht aus. Ich werde raus gejagt wie ein räudiger Hund“, so der Wirt vom Rolandseck in der Schwabinger Viktoriastraße. Nach zwölf Jahren in dem Treff für „normale“ Schwabinger, Wohnzimmer für Nachbarn, Stammtisch-Zentrale und Musikbühne für Jazz-Ensembles ist Schluss. Das Lokal soll unter neuer Führung und mit neuem Konzept weiter geführt werden.
Dirk Groß-Blotekamp verbindet viel mit dem Rolands-eck. Hier hat er seine Frau kennen gelernt, hier wurden in den heißen Schwabinger Zeiten Demos und Aktionen geplant. Und hier entdeckte der Diplomvolkswirt seine „latente Neigung zur Gastronomie“. Zuerst noch mit einem Mitarbeiter, der das Lokal führte. „Vor zehn Jahren bin ich dann voll eingestiegen“, so Groß-Blotekamp.
Schwabinger Flair mit einer starken Wein-Orientierung plus bezahlbares und gutes Essen – mit diesem Konzept, das außer bayerischer auch noch österreichische und italienische Küche einschloss, hatte der ehemalige Volkswirt Erfolg. Denn die Gegend rund um den Bonner Platz ist kein Tummelplatz für Schickis, „die Leute sind nicht reich“, so der Noch-Rolandseck-Chef. Er veranstaltete Jazzkonzerte und Winzerfeste, „das kam wahnsinnig gut an“, der Umsatz stieg, trotz der „relativ hohen, gut fünfstelligen Pacht“.
Vor einem halben Jahr kam dann ein Vertreter des Verpächters, der Grafen Arco aus Moos in Niederbayern, ins Rolandseck, so Dirk Groß-Blotekamp: Das Pachtverhältnis werde beendet, der Nachfolger stehe fest, Ablöse gebe es keine.
„So einfach geht’s nicht“, meint dagegen der Gastronom aus Leidenschaft. Er hat ein Gutachten über den Wert des Lokals und seiner Einrichtung erstellen lassen und einen Anwalt eingeschaltet.
Seinen Mitarbeitern hat der Chef nicht gekündigt, er hofft, dass sie vom nächsten Betreiber übernommen werden. Was genau aus dem Rolandseck werden soll, weiß Groß-Blotekamp nicht. Nur so viel: „Sie wollen sehr viel Geld reinstecken – die derzeitigen Preise werden sie nicht halten können.“ Trotz aller Probleme hofft der Wirt noch immer auf eine gütliche Einigung. Von der Arco Brauerei war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten. hu
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