Nach tödlichem Surf-Unfall: Termin für Absenkung des Eisbaches steht

Der Tod der Surferin beim Eisbach wirft Rätsel auf. Wie konnte sich die Sicherheitsleine verhaken? Das will die Staatsanwaltschaft jetzt herausfinden – und senkt dafür den Eisbach ab.
von  Ralph Hub
Surfverbot auf der Eisbachwelle im Englischen Garten am Haus der Kunst. Die Stadt hat eine neue Allgemeinverfügung erlassen.
Surfverbot auf der Eisbachwelle im Englischen Garten am Haus der Kunst. Die Stadt hat eine neue Allgemeinverfügung erlassen. © Felix Hörhager/dpa

Update vom 25. April, 15 Uhr: Die 33-jährige Surferin aus München ist gestorben, weil sich nach einem Sturz die Sicherheitsleine ihres Boardes am Grund des Eisbachs verhakt hat. Deshalb konnte die Feuerwehr die Münchnerin erst nach etwa 30 Minuten befreien. 

Woran sich die Leine verhakt hat? Bislang unklar. Das soll sich am Mittwochvormittag (30. April) ändern: Die Staatsanwaltschaft München I hat eine "Nachschau im Bachbett des Eisbachs durch die Münchner Verkehrspolizei" angeordnet. Das heißt: Der Wasserpegel wird abgesenkt, um die Unfallstelle vernünftig untersuchen zu können.

Dabei sollen laut Staatsanwaltschaft "ökologische Aspekte" bestmöglich beachtet werden. Der Hintergrund: Der Fischbestand muss im Auge behalten werden, um durch das Absenken des Wasserpegels kein Massensterben zu verursachen.

Erstmeldung vom 24. April: Eine Woche kämpfte die 33-Jährige aus München auf der Intensivstation eines Münchner Krankenhauses um ihr Leben. Ihr Zustand sei stabil, aber weiterhin sehr kritisch, hieß es zuletzt. Doch dann die schreckliche Nachricht: Am Mittwochabend gegen 21.40 Uhr verstarb die Surferin in der Klinik, wie die Polizei am Donnerstag bestätigte. Sie sei im Beisein von Familie und engen Freunden friedlich eingeschlafen, teilte der Anwalt der Frau, Nicolas Jim Nadolny, mit.

Trauer über den Tod der 33-Jährigen 

"Ich bin tief betroffen vom Tod der Surferin, die letzte Woche an der Eisbachwelle so schwer verunglückt ist", schreib dazu Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in einer Mitteilung. "Meine Gedanken sind bei Ihren Angehörigen und Freunden. Wenn ein junger Mensch so plötzlich und tragisch aus dem Leben gerissen wird, berührt uns das alle sehr."

Auch die Münchner Surfer-Community ist tief geschockt und erschüttert vom Tod der 33-Jährigen. "Unsere Gedanken sind bei der Familie", sagte der Vorstand. Der Lebensgefährte der 33-Jährigen hat inzwischen Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft München I ist eingeschaltet. Es wird geprüft, "ob es Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Verhalten gibt", sagte Staatsanwältin Juliane Grotz auf Anfrage der AZ. Es geht um den Vorwurf der fahrlässigen Tötung. Die Ermittlungen richten sich derzeit aber nicht gegen konkrete Personen, betonte Julian Grotz.

Die 33 Jahre alte Surferin war in der vergangenen Woche am späten Mittwochabend auf der weltberühmten Eisbachwelle im Englischen Garten verunglückt. Beim Sturz vom Board hatte sich die an ihrem Knöchel befestigte Sicherheitsleine irgendwo am Grund des Eisbachs verhakt. Die Feuerwehr konnte die Münchnerin erst nach etwa 30 Minuten befreien.

Unfallursache weiter ungeklärt 

Wie es zu diesem fürchterlichen Unfall kommen konnte, ist weiterhin unklar. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln. Geplant ist, den Wasserpegel im Eisbach so weit abzusenken, dass Experten die Unglücksstelle untersuchen können. "Wir werden alles tun, um den genauen Hergang des Unfalls herauszufinden und alles, was notwendig ist, veranlassen, um solche tragischen Unfälle in Zukunft soweit irgend möglich zu vermeiden", kündigte OB Dieter Reiter am Donnerstag an.

Das besagt das Surfverbot auf der Eisbachwelle

Ein erster Schritt ist eine neue Allgemeinverfügung, die die Stadt als Reaktion auf den Tod der Surferin erlassen hat. Darin heißt es: "Das Befahren des Eisbachs mit kleinen Fahrzeugen ohne eigene Triebkraft (insbesondere Surfbretter) im Bereich der Eisbachwelle am Haus der Kunst von der Prinzregentenbrücke bis 50 m nördlich der Prinzregentenbrücke in der Landeshauptstadt München ist bis auf Weiteres verboten."

Die Absperrgitter und Warnschilder bleiben stehen. Surfer, die das Verbot missachten, begehen eine Ordnungswidrigkeit und riskieren ein Bußgeld in Höhe von bis zu 50.000 Euro, wie das Referat für Klima- und Umweltschutz mitteilte.

Surfer-Initiative hofft auf Einigung

Seit den 1980er Jahren wird am Eisbach zu fast jeder Jahreszeit gesurft – weitgehend ohne größere Zwischenfälle. "In der ganzen Geschichte ist es der erste wirklich schwere Unfall", sagte Moritz von Sivers, zweiter Vorstand der Interessengemeinschaft Surfen in München. Man habe der Stadt Vorschläge und Ideen unterbreitet, wie man die Sicherheit vor Ort verbessern könnte, so der Vorstand. Man sei optimistisch, eine Lösung zu finden und so die Eisbachwelle für die Surfer zu erhalten. 

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