Nach Streit mit Mitschülern: 17-Jähriger will Gymnasium in Germering sprengen

GERMERING - Nach Ärger bei einer Theater-Aufführung droht ein 17-Jähriger, ein Gymnasium in Germering in die Luft zu jagen. Die Polizei stellt ihn, im Gebäude finden sie Chemikalien über einer offenen Flamme.
Der 17-jährige Martin D. (Name geändert) aus Germering ist ein Einserschüler. Die Prüfung der 11. Klasse besteht er als Bester, er spielt im Schachclub der Stadt, engagiert sich seit Jahren im Technikteam des Carl-Spitzweg-Gymnasium Germering. Jetzt sitzt Martin in der psychiatrischen Klinik Haar – nachdem er einen Sprengstoffanschlag auf seine Schule versucht hat.
Eltern und Mitschüler sind fassungslos. „Wie kann so etwas passieren? Wir sind ein ruhiges Städtchen“, sagt die Mutter eines Schülers der AZ. Auch eine Klassenkameradin von Martin ist geschockt: „Er war so ruhig. Das hätte ihm niemand zugetraut.“
"Ich habe Blödsinn gemacht"
Den Samstag verbringt Martin in der Aula der Schule. Die Theatergruppe probt „Die Welle“, das Technikteam hilft. Der Vorsitzende des Elternbeirats, Johannes Schwarzlmüller, trifft den jungen Mann noch. „Er war fröhlich“, sagt Schwarzlmüller. Dass nur wenige Stunden später Martin die Schule in die Luft sprengen will, „verblüfft mich“.
Es kommt zum Streit im Technikteam. Mitschüler sagen, dass Martin oft jähzornig ist. „Es gab Dissensen über Aufbauarbeiten“, bestätigt Schuldirektor Georg Gebhard. Bei ihm entschuldigt Martin sich wegen des Streits: „Ich habe Blödsinn gemacht.“ Der Direktor schickt ihn nach Hause. Doch Martin kreist mit seinem Radl um das Gymnasium am Masurenweg. Schließlich ruft er einen seiner wenigen Freunde an: Er werde die Schule in die Luft sprengen, sagt Martin. Dann legt er auf.
Über ein Kellerfenster auf der Südseite der Schule steigt er ein. Zeitgleich alarmiert sein Freund die Polizei. Die schickt sofort 30 Beamte, Feuerwehrteams und Helfer des Roten Kreuzes. Die umliegenden Häuser werden evakuiert.
Im Keller finden Beamte den Sprengstoff
Die Beamten finden Martin vor der Schule. Wo er den Sprengsatz gelegt habe, wollen sie wissen. Martin schweigt. Die Beamten durchkämmen das Gebäude, erst um drei Uhr nachts finden sie einen angezündeten Bunsenbrenner. Dahinter einen Messbecher mit einer erhitzten Flüssigkeit – der Sprengstoff.
Über seine Tat schweigt Martin, gibt sich laut Polizei unkooperativ. Elternbeirat Schwarzlmüller glaubt, dass Martin niemanden verletzen wollte. „Es war ein Schrei um Aufmerksamkeit“, sagt er. Schließlich wollte Martin nächstes Jahr sein Abitur machen. „Er ist doch so intelligent.“ Jetzt wird ein Jugendrichter über seine Zukunft entscheiden.
Ralph Hub, Anne Kathrin Koophamel