Nach schwerem Unwetter über München am Dienstag: Weiterhin Probleme bei der S-Bahn – Stadt warnt vor Isar-Baden

München - Am Mittwochnachmittag hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) erneut vor schweren Gewittern gewarnt – auch für die Region München. Es sei mit heftigem Starkregen und auch Hagel zu rechnen, hieß es.
Ganz so schlimm wie in der Nacht zuvor wurde es dann aber nicht. Denn von Dienstag auf Mittwoch zog ein heftiges Unwetter über die bayerische Landeshauptstadt, das weitreichende Folgen hatte: Feuerwehr und Polizei mussten in der Nacht zu Hunderten Einsätzen ausrücken, zudem war der S-Bahn-Verkehr in der Stadt am Mittwoch den gesamten Tag über teils massiv eingeschränkt.
Starke Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr München
Zahlreiche umgestürzte Bäume und beschädigte Oberleitungen sorgten noch in der Nacht und am Morgen vielerorts für Einschränkungen im Bahnverkehr. In München war die Lage besonders heftig: Im gesamten Netz der S-Bahn München waren am Morgen zunächst keine Fahrten möglich. Als Grund wurden "witterungsbedingte Beeinträchtigungen" genannt.

Am Donnerstag hat sich die Lage zwar etwas gebessert, doch noch immer gibt es Beeinträchtigungen im S-Bahn-Verkehr. Auf folgenden Abschnitten fahren aktuell keine S-Bahnen:
- S2 Markt Schwaben - Erding, hier wird der Verkehr zum Betriebsbeginn am Freitag wieder aufgenommen.
- Auf der S4 ist der Zugverkehr komplett eingestellt, die Beeinträchtigungen sollen hier bis Freitagabend (21 Uhr) andauern. Zwischen Pasing und Geltendorf besteht ein Schienenersatzverkehr (SEV) mit einem Bus und Taxis.
- Die Sperrung bei der S7 zwischen Wolfratshausen und Großhesselohe Isartalbahnhof.
- S8 Herrsching - Seefeld-Hechendorf, Beeinträchtigungen bis voraussichtlich Samstagmittag.
- Die S-Bahnen der Linie S20 entfallen.
Deutsche Bahn: "Erhebliche Beeinträchtigungen" auch noch am Freitagmorgen möglich
Wirkliche Entspannung ist derzeit nicht in Sicht. "Derzeit rechnen wir damit, dass die Beeinträchtigungen bis in die Nacht andauern werden", teilte die Deutsche Bahn (DB) am Donnerstagmorgen mit. Und weiter: "Bitte rechnen Sie auch morgen, den 14.07.2023 noch mit Beeinträchtigungen."
Unwetter hat auch Folgen für den Fern- und Regionalverkehr der Bahn
Die Strecke Ulm - Augsburg sei voraussichtlich bis zum Nachmittag gesperrt, teilte die Bahn mit. Mehrere andere Strecken waren am Donnerstagmorgen ebenfalls weiter gesperrt. Den Angaben nach waren die Strecken München - Lindau, Starnberg - Tutzing, Weilheim in Oberbayern - Murnau sowie Murnau - Oberammergau betroffen. Im Allgäuer Netz waren ebenfalls mehrere Strecken gesperrt, wie es weiter hieß. Darunter waren die Strecken München - Buchloe, Illertissen - Memmingen und Lindau - Hergatz. Zwischen Stuttgart und München kam es zu Teilausfällen und Verspätungen der Züge von bis zu 45 Minuten.
Stadt warnt vor Baden und Boot fahren in und auf der Isar
Das Referat für Klima- und Umweltschutz der Stadt München warnt nach dem schweren Unwetter davor, derzeit in der Isar zu baden oder Boot zu fahren. Wegen des Sturms seien viele Bäume umgestürzt und im Fluss sowie am Ufer gelandet. "Diese Gefahrenstellen können aufgrund der großen Menge vor dem Wochenende nicht restlos beseitigt werden", teilt die Stadt mit.
Dadurch besteht die Gefahr, mit Bäumen zusammenzustoßen oder daran hängenzubleiben, mit dem Boot zu kentern oder gar unter die Bäume zu geraten und zu ertrinken. Die Stadt warnt allgemein vor Strudeln, Wasserwalzen sowie große Steine und Wurzeln unter der Wasseroberfläche, die von einem Boot aus häufig nicht zu erkennen sind. "Nach der geltenden Bade- und Bootverordnung ist das Bootfahren grundsätzlich von der südlichen Stadtgrenze nur bis zu den Bootshäusern auf Höhe der Thalkirchner Brücke erlaubt", heißt es in der Mitteilung.
Münchner Feuerwehr rückt zu 400 technischen Hilfeleistungen aus
Für die Feuerwehr München war die stürmische Nacht ebenfalls ereignisreich. Wie ein Sprecher der AZ am Mittwochmorgen mitteilte, stockte die Leitstelle ihr Personal vorsorglich von sechs auf 41 Mitarbeiter auf, auch die freiwillige Feuerwehr wurde in Alarmbereitschaft versetzt. Die Einsatzkräfte mussten in etwa 400 Fällen aufgrund von umgeknickten Ästen, Bäumen und beschädigten Baugerüsten zu technischen Hilfeleistungen ausrücken. Wie die Feuerwehr berichtet, kamen die "Anrufe im Minutentakt".

In der Nacht, gegen 00.10 Uhr, kam es laut Feuerwehr zu einem größeren Einsatz in der Guardinistraße – ein Gerüst drohte einzustürzen. Nach zwei Stunden war die Gefahrenstelle gesichert, die Einsatzkräfte konnten wieder abrücken. Gegen 1 Uhr musste die Feuerwehr einen Ast aus einer Trambahnoberleitung entfernen. Zudem wurden einige Autos von umgefallenen Bäumen und Ästen getroffen.

Die Polizei sprach am Mittwoch von bislang über 250 Einsätzen – auch hier ging es unter anderem um umgestürzte Bäume, beschädigte Oberleitungen sowie kaputte Fenster und Autos. Die Einsätze der Polizei würden nach wie vor andauern, hieß es am Morgen.
Passanten in München durch Unwetter leicht verletzt
Wie der Sprecher der AZ weiter bestätigte, kam es bei einigen Passanten zu vereinzelt leichten Verletzungen wie Schnittwunden und Kopfverletzungen, die vor Ort behandelt werden konnten. Die genaue Anzahl der verletzten Personen konnte am Mittwochmorgen noch nicht mitgeteilt werden.
In den Landkreisen Rosenheim und Ingolstadt mussten Einsatzkräfte aufgrund des Unwetters laut Polizeiangaben mehr als 200 Mal ausrücken. Dort beschränkten sich die Notfälle größtenteils auf entwurzelte Bäume und abgerissene Äste. So stürzte im Landkreis Rosenheim ein Baum auf ein Auto und die Baustellenbeschilderung auf einer Autobahn bei Regensburg wehte auf die Fahrbahn. In Augsburg stürzte ein Baugerüst um.
Unwetter sorgt für etliche Stromausfälle in Bayern
Das Unwetter hat auch für zahlreiche Stromausfälle in Bayern gesorgt. Betroffen war das Netz der Bayernwerk Netz GmbH in den Regionen Oberbayern und Ostbayern, wie ein Sprecher mitteilte. Auch am Morgen seien noch Tausende Haushalte ohne Strom, die Wiederversorgung gehe jedoch zügig voran, hieß es.
Grund für die Ausfälle waren den Angaben zufolge Blitzeinschläge in mehrere Umspannwerke. Diese waren demnach zwischen Dienstag, 23.30 Uhr und 1 Uhr am Mittwoch spannungslos, konnten aber zügig wieder ans Netz genommen werden. Betroffen von den länger anhaltenden Stromausfällen in der Nacht waren den Angaben nach mehrere zehntausend Haushalte.
Am Wochenende könnte es wieder Gewitter geben
Der Deutsche Wetterdienst kündigte bis zum Wochenende sommerliches Wetter mit einzelnen Schauern und Temperaturen um die 30 Grad an – und damit steigt auch wieder das Gewitterrisiko.