Nach Rammstein-Skandal: Mehr "Awareness-Teams" auf Veranstaltungen in München?

Laut den Grünen im Stadtrat steigt die Nachfrage nach "Awareness-Teams" in München. Was bringen die?
von  Jan Krattiger
Das Rammstein-Konzert im Münchner Olympiastadion war von heftigen Kontroversen begleitet. Gibt es als Konsequenz daraus bald mehr "Awareness-Teams" bei Veranstaltungen an städtischen Orten?
Das Rammstein-Konzert im Münchner Olympiastadion war von heftigen Kontroversen begleitet. Gibt es als Konsequenz daraus bald mehr "Awareness-Teams" bei Veranstaltungen an städtischen Orten? © Jens Niering

München -Seit dem Rammstein-Skandal im vergangenen Juni waren sie plötzlich in aller Munde: Die sogenannten "Awareness Teams", die bei Veranstaltungen unterwegs sind und als erste Ansprechpartner fungieren für Opfer von sexuellen oder anderen Übergriffen.

In der Diskussion um die Rammstein-Konzerte war das neben der "Row Zero" einer der wichtigsten Aspekte. Die Band hatte sich dann kurz vor den Konzerten im Münchner Olympiastadion dazu entschieden, selber ein "Awareness-Team" zu organisieren, das im Publikum unterwegs ist und Hilfe bietet

Nach Rammstein-Skandal: Mehr "Awareness-Teams" in München?

Gang und gäbe sind "Awareness-Teams" bisher vor allem bei Techno-Veranstaltungen. Sie sollen aber in München vermehrt auch bei Veranstaltungen zum Einsatz kommen, die in städtischen Hallen stattfinden. Zumindest wenn es nach der Grünen Stadtratsfraktion geht.  Die forderte im Juni unter anderem, dass die städtische Fachstelle "Moderation der Nacht" solche städtischen "Awareness-Teams" für Konzerte aufbaut. 

Anders als bei von Konzerten bereits bekannten Sicherheitsdiensten geht es bei "Awareness" aber um etwas anderes. Der Leitfaden zum Thema der Fachstelle Pop des Feierwerks nennt drei Hauptpunkte: 

  • Konsens: Nur ja heißt ja.
  • Definitionsmacht: Das Opfer bestimmt, wo ein Übergriff anfängt und entscheidet, wie es weiter geht.
  • Parteilichkeit: Die Wahrnehmung der Opfer wird nicht in Frage gestellt. 

"Awareness-Teams" in München: Nachfrage steigt

Nun legen die Grünen nach: In einem neuen Stadtratsantrag (vom 18. Oktober) wollen sie eine Bestandsaufnahme anschieben. Die soll zeigen, welche Münchner Projekte und Einrichtungen solche Awareness-Teams bereitstellen könnten und ob noch mehr Bedarf besteht.

Das geschieht mit Blick auf den Dezember, wo die personelle Verstärkung der Fachstelle "Moderation der Nacht" (im Volksmund "Nachtbürgermeister) stattfinden wird. Die Person, die sich dann neben Kay Mayer um die Belange der Münchner Nacht kümmern soll, soll eben auch die Awareness-Teams betreuen. 

"Angenehme und friedliches Miteinander" dank "Awareness-Teams"

Laut Grünen-Stadtrat David Süß, selbst als ehemaliger Clubbetreiber bestens mit dem Nachtleben vertraut, wird der Wunsch nach dem Einsatz von Awareness-Teams bei Veranstaltungen immer öfter geäußert. Der Grund: "Awareness-Teams helfen dabei, ein angenehmes, friedliches und diskriminierungsfreies Miteinander unter den Gästen zu schaffen", so Süß zur AZ. "Eine Bestandsaufnahme ist notwendig, um für weitere Diskussionen eine Grundlage zu haben."

Ob bei Konzerten und anderen Veranstaltungen mehr "Awareness Teams" zum Einsatz kommen, muss also erst noch diskutiert werden. Wünschenswert wäre es allemal, das hat der Fall Rammstein gezeigt. 

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