Nach Puma-Fund: Werden exotische Tiere zum Trend?

Die aus illegalem Handel beschlagnahmte Puma-Dame "Penelope" erholt sich. Doch andere Tiere leiden weiter. Sind wilde Tiere im Trend?
von  Leonie Fuchs

Penelope" ist auf dem Weg der Besserung, erzählt Markus Baur der AZ. Die Puma-Dame sei nun ruhiger, habe gefressen und wirke entspannter als bei ihrer Ankunft in der Münchner Auffangstation für Reptilien, sagt der Stationsleiter. Die Polizei hatte das Raubtier am Mittwoch bei einer Fahrzeugkontrolle in Neunburg in der Oberpfalz entdeckt - "eingepfercht in einer Holzkiste", sagt Baur. Der unter Artenschutz stehende Puma wurde beschlagnahmt und auf dem Tierheimgelände untergebracht.

Dort wimmelt es von Hunden aus illegalem Handel. Doch ist auch ein Trend bei Exoten zu verzeichnen?

Woher Puma-Dame Penelope stammt, ist unklar

Die Polizei geht davon aus, dass der 30-jährige Fahrer aus Baden-Württemberg den Puma in Tschechien gekauft hat. Dann wollte er ihn offenbar in seinem Renault Twingo nach Deutschland bringen, um ihn selbst als Haustier zu halten. Eine weitere Theorie lautet, so Baur, dass der Fahrer das Tier von Tschechien über die Slowakei nach Belgien transportieren wollte, um es dort illegal zu verkaufen. Woher der von der Auffangstation "Penelope" getaufte Puma ursprünglich stammte, ist nicht bekannt. Die Katzenart kommt vor allem in Amerika vor.

Erst am Montag waren in der Auffangstation fünf Kobras eingetroffen, die Zollfahnder bei einer Kontrolle bei Regensburg entdeckt hatten. Zwei Männer wollten diese wohl verkaufen, teilte die Behörde mit. Die Giftschlangen stehen weltweit unter Schutz.

Bei den Münchner Exoten-Experten erholen sich auch fünf Kobras, ebenso aus illegalem Handel.
Bei den Münchner Exoten-Experten erholen sich auch fünf Kobras, ebenso aus illegalem Handel. © Reptilienauffangstation

 

Problem exotischer Haustiere gibt es schon lang

Ist das Interesse an der Haltung von Wildtieren als Mitbewohner hierzulande gestiegen? Nein, glaubt Baur. "Ich bin fest davon überzeugt, dass es dieses Problem schon immer gibt", sagt er und erinnert an Modedesigner Rudolph Moshammer ("Mosi"), der zu seiner Zeit gerne mit einem Geparden durch München flanierte. "Und dann kam erst der Yorkshire-Terrier." Damals seien die Exoten von der Gesellschaft eher akzeptiert gewesen.

 

Die Reiseroute der Tiere erstrecke sich heute von Osteuropa, - etwa Rumänien oder Bulgarien -, über Deutschland bis in die Beneluxstaaten und sei bekannt, so die Reptilienauffangstation in einer Mitteilung. In Tierschutzkreisen spreche man gar von der "Achse des Bösen". Auf diesem Wege hätten schon Singvögel, afrikanische Wildhühner, Affen oder exotische Hirsche ihren Weg in die Station gefunden, so Baur.

"Unmögliche Bedingungen": Haltung von Exoten bedeutet meist Tierleid

Der Transport und die Haltung sind oft mit großem Tierleid verbunden: Die Exoten würden unter "unmöglichen Bedingungen" in ungesicherten Autos in Kisten durch Europa gekarrt, sagt Baur. "Sie sind oft viel zu jung, nicht geimpft, bringen Tollwut oder Parvovirose mit, die es hierzulande eigentlich nicht mehr gab", so der Fachtierarzt für Reptilien.

Auch die Puma-Dame hat sich nach ihrer Ankunft in einem "besorgniserregenden Zustand" befunden. "Sie war fürchterlich hektisch, lief im Affenzahn auf und ab durch das Gehege, speichelte und hechelte - deutliche Stresssymptome", so Baur. Mit 40 Kilogramm sei sie zudem zu mager.

Internethandel mit Exoten bedeutet fehlende Kontrolle

"Penelope" sei über ein Internetportal verkauft worden, erzählt er. Diesen Weg nutzten die Händler häufig - "mit mitleidsorientierten Verkaufsstrategien". Eine Überprüfung des Artenschutzes oder der Haltung fehle, schreibt der Verein weiter. Die Tierschützer fordern deshalb schärfere Kontrollen sowie die Einschränkung des Handels. Zudem müssten professionell geführte Auffangstationen finanziert werden. Dafür müsse sich der Bund bei der EU stark macht, so der Leiter.

Vorübergehend kann "Penelope" nun in der Auffangstation bleiben. Doch ein dauerhaft schönes Puma-Leben könne ihr dort nicht bereitet werden, so Baur. Dafür fehle der Platz. Das sei auch nicht Aufgabe der Einrichtung, die als Zwischenstation für hilfsbedürftige Exoten dient, bis die bestmögliche Unterbringung gefunden wird. Doch sei man bereits mit einer Auffangstation in Kontakt, die schon einen Puma aus ähnlichen Bedingungen pflegt. Endlich ein Ruhepol für die gestresste Kätzin?

Haltung in Bayern? Diese Tiere sind verboten

Exoten, die als gefährliche Tiere wildlebender Arten eingestuft sind, dürfen in Bayern nicht gehalten werden. Zu ihnen zählen etwa Pumas, Riesenkängurus oder Affen. Weitere Infos finden Sie auf der Liste gefährlicher Tiere der Stadt München.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.