Nach Prügel-Vorwürfen: Ude rüffelt Wiesn-Wirt Krätz

MÜNCHEN - Bei der Abschlussfeier zur Wiesn gerät die Rede von Oberbürgermeister Christian Ude zur Schelte für den Hippodrom-Chef. Wiesn-Wirt Sepp Krätz muss nach Prügel-Vorwürfen offenbar mit Konsequenzen durch die Stadt rechnen.
Es wird eng für Sepp Krätz. Beim gestrigen Festakt zur Jubiläums-Wiesn in der Alte Kongresshalle ging OB Christian Ude den Hippodrom-Wirt scharf an. Zuvor war Krätz mit Prügel-Vorwürfen konfrontiert worden, in der AZ hatten sich mehrere Kellner über Handgreiflichkeiten beschwert.
Nun nahm sich Ude des Themas an. Als er Festring-Chef Karl-Heinz Knoll mit der Medaille „München leuchtet“ auszeichnete, geriet seine vermeintliche Festrede vor Wirten und Brauereichefs zur Schelte für Krätz. Ude: „Bald heißt es nicht nur beim Schichtl ,Heute Hinrichtung’, sondern auch an den Bierzelten ,Heute Schlägerei!’“ Das mochte vielleicht satirisch gemeint sein vom Hobby-Kabarettisten Ude – aber niemand im Saal lachte.
Auch Sepp Krätz nicht.
Der Wiesnwirt war mit Frau Tina gekommen. Anders als sonst vermied er den großen Auftritt. Auf Fragen der AZ mochte er nicht antworten, verschwand noch vor Ende des Empfangs. Vorher hatte er mit steinerner Miene Udes Worte gehört. Der OB hatte auf bissige Art Vorschläge gemacht, was man auf Schilder vor Zelten schreiben könne. Etwa: „Hereinspaziert, hier können Sie was erleben! Aber Sie brauchen keine Angst zu haben, die verhauen nur die eigenen Kellner.“ Die nächste Watschn für Krätz. Danach wurde Ude ernst: Man müsse aufpassen dass solche Ereignisse, die die Wiesn negativ darstellten, nicht einreißen.
Ude, Wirtschaftsreferent Dieter Reiter und Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl warten derzeit auf Krätz’ Stellungnahme. Die hatten sie eingefordert, als die Vorwürfe gegen den Wirt publik geworden waren. Bis zum Wochenende, so Weishäupl zur AZ, habe Krätz nichts geschickt.
Immerhin hatte er zuletzt in einem Interview ein Fehlverhalten eingeräumt. Wirtschaftsreferent Reiter geht das nicht weit genug. „Eine echte Entschuldigung klingt anderes“, sagte er der „SZ“. Reiter kann sich offenbar sogar Sanktionen gegen Krätz vorstellen. Von einer Bewährungsfrist ist die Rede. Und von der deutlichen Ermahnung, „dass wir so etwas nie wieder sehen wollen“. Im schlimmsten Fall könnte Krätz seine Zulassung für die Wiesn verlieren. Reiter machte klar: Auch das Auftreten eines Wirtes sei ausschlaggebend für eine Oktoberfest-Konzession.
Am Ende des Festakts übrigens lachten die Wirte dann doch noch. Auf der Bühne sagte Kabarettist Christian „Fonsi“ Springer: „In Zukunft braucht man einen schwarzen Gürtel, wenn man bei Krätz einen Tisch reservieren will.“
Anne Kathrin Koophamel