Nach Protesten um den Tegernseer Platz: U-Bahn-Ausgang in München wird nicht gesperrt

Der Tegernseer Platz wird umgebaut. Statt einen Zugang zur U-Bahn zuzuschütten, verfolgt die Stadt München nun einen Kompromiss.
von  Christina Hertel
So soll der Tegernseer Platz einmal aussehen.
So soll der Tegernseer Platz einmal aussehen. © Baureferat

München - Nach der Neugestaltung des Tegernseer Platzes sollen Fußgänger und Radler mehr Raum bekommen. Bäume werden gepflanzt. Und alle sechs Zugänge zur U-Bahn bleiben erhalten. Allerdings soll aus einer Treppe ein Aufzug werden. So hat es der Stadtrat nun im Bauausschuss beschlossen. Die Planungen können damit nun starten. Baubeginn soll 2026 sein. Was auf dem Papier nach einer Kompromisslösung klingt, sorgt aber trotzdem für Ärger.

Nur 4000 Quadratmeter ist der Tegernseer Platz groß – doch hier tummeln sich besonders viele Menschen. Nicht nur wegen der Geschäfte, sondern auch, weil sie hier von der Tram in die U-Bahn Silberhornstraße oder in den Bus umsteigen. Einen Radweg über den Platz gibt es momentan nicht. Das Grün beschränkt sich auf vier Bäume.

Tegernseer Platz in München: Statt einer Treppe soll es nun einen Lift geben

Eigentlich hätte der Stadtrat schon im September die Umgestaltung des Platzes beschließen sollen. Doch dann wurde die Kritik immer lauter. Denn damit die Tram-Haltestelle verlängert und ein Radweg gebaut werden kann, plante die Stadt eine von fünf Treppen, die zur U-Bahn hinab führen, zuzuschütten – und zwar die im Westen vor der Silberhorn Apotheke. Die CSU war dagegen, ebenso wie die Fahrgastverbände Pro Bahn und der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN). Die SPD drängte deshalb darauf, die Pläne noch einmal zu überdenken.

Herausgekommen ist nach Ansicht des Verkehrsexperten der SPD Nikolaus Gradl etwas viel Besseres als die bestehende Treppe: nämlich ein Lift. Denn bislang gibt es nur einen Aufzug zum Gleis. Wenn der ausfällt, kommen Menschen im Rollstuhl nicht mehr zur U-Bahn hinab oder hinauf. Die Idee brachten Grüne und SPD per Änderungsantrag ein.

CSU und FDP plädieren dafür, die Tram-Gleise am Tegernseer Platz nach Osten zu verlegen

Die Vorsitzende des örtlichen Bezirksausschusses Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne) erinnerte daran, dass sich ihr Gremium schon seit 15 Jahren mit einer Umgestaltung des Platzes beschäftigt. Als schließlich auch die Planer im Rathaus die Idee aufgriffen, "haben wir uns in Giesing sehr gefreut", sagt Dullinger-Oßwald. "Endlich werden wir gesehen" – diese Stimmung habe geherrscht. Der Bezirksausschuss habe den Plänen zugestimmt. 300 Münchner sprachen mit. "Ich werbe für die Umgestaltung. Wir warten sehr drauf und sind ganz ungeduldig."

CSU und FDP ließen sich nicht überzeugen. Sowohl Fritz Roth (FDP) als auch Alexander Reissl (CSU) betonten, dass ein Aufzug keine Treppe ersetzen könne. Schließlich sei die Kapazität eines Lifts geringer. Stattdessen plädierten sie dafür, die Tram-Gleise nach Osten zu verlegen. Diese Lösung wäre auch Andreas Barth von Pro Bahn lieber. So könne die Stadt den U-Bahn-Zugang und die Bäume erhalten und gleichzeitig einen guten Radweg realisieren, meint er.

Das Baureferat hält die Menge an Treppen am Tegernseer Platz für ausreichend

Warum macht es die Stadt also nicht so? Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) schilderte, dass die Verlegung der Gleise – anders als ein neuer Aufzug – ein Planfeststellungsverfahren auslösen würde. Nach Auskunft der MVG dauere das bis zu zwei Jahre. Andreas Barth hält die Zeitersparnis für eine Illusion. Er geht davon aus, dass auch der Aufzug zu Verzögerungen führt. Er kritisiert weiter, dass nun die Fußwege beim Umsteigen länger und Fahrgäste gezwungen werden, die Gleise zu queren.

"Ich glaube, dass die Menge an Treppen ausreicht", sagte Baureferentin Ehbauer in der Sitzung. Sie hält es für vertretbar, dass gesunde, fitte Menschen in Zukunft ein paar Meter weiter gehen müssen – wenn es gleichzeitig Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, leichter haben.

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