Nach Münchner Missbrauchsstudie melden sich 48 weitere Betroffene

Das Gutachten, das im Januar vorgestellt worden war, ist von mindestens 497 Opfern ausgegangen. Hinzukommt ein vermutlich großes Dunkelfeld an Betroffenen.
von  AZ/dpa
Ein Kreuz steht auf dem Rasen im Innenhof des Erzbistums München.
Ein Kreuz steht auf dem Rasen im Innenhof des Erzbistums München. © Christina Sabrowsky/dpa/Archivbild

München - Nach der Präsentation des Gutachtens über sexuelle Gewalt im katholischen Erzbistum München und Freising haben sich dort bislang 48 weitere Betroffene gemeldet. Das teilte Generalvikar Christoph Klingan am Donnerstag in München mit. Das Gutachten ging bisher von mindestens 497 Opfern aus, gleichzeitig aber auch von einem großen Dunkelfeld an Betroffenen, die bisher nicht bekannt sind.

Das im Januar vorgestellte Gutachten hatte aufgezeigt, dass Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern im Erzbistum über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt worden waren. Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, heute Benedikt XVI., wird in dem Gutachten persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen – ebenso auch dem aktuellen Erzbischof Kardinal Reinhard Marx.

Erzbistum München und Freising: Flut an Kirchenaustritten

Die Studie geht von 235 mutmaßlichen Tätern aus – und von einem weit größeren Dunkelfeld. Etliche Städte und Gemeinden sehen sich inzwischen mit einer Flut von Kirchenaustritten konfrontiert.

Nach Vorlage des Gutachtens wurde eine Anlauf- und Beratungsstelle eingerichtet, bei der sich bislang 223 Menschen meldeten, darunter Betroffene und Angehörige. 53 Prozent der Beschuldigten in den Fällen, die der Beratungsstelle genannt wurden, waren Priester. Bei 29 Prozent handelte es sich um Ordensleute, sagte Elisabeth Dreyßig von der Beratungsstelle. Auch weitere kirchliche Mitarbeiter sowie Lehrkräfte und Pädagogen in Kindergärten wurden als Beschuldigte genannt.

Höhere Zahlungen für Missbrauchsopfer 2020 beschlossen

Seit die Deutsche Bischofskonferenz im Jahr 2020 höhere Zahlungen für Opfer sexuellen Missbrauchs beschlossen hat, zahlte das Erzbistum nach Angaben von Amtschefin Stephanie Herrmann insgesamt 246.000 Euro aus.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.