Nach Michelin-Sterne-Party: Münchens Spitzenkoch Jan Hartwig macht "Kreativpause"

München und Bayern leuchten im Sternenglanz. Die bayerische Landeshauptstadt hat nach Berlin jetzt deutschlandweit die meisten von der Feinschmeckerbibel Guide Michelin ausgezeichneten Spitzenrestaurants. Wie es bei Münchens neuem Drei-Sterne-Koch Jan Hartwig jetzt weitergeht.
von  Annette Baronikians
Jan Hartwig vom Restaurant "Jan" in München wird bei der Preisverleihung des Restaurantführers Guide Michelin für Deutschland mit dem dritten Stern ausgezeichnet.
Jan Hartwig vom Restaurant "Jan" in München wird bei der Preisverleihung des Restaurantführers Guide Michelin für Deutschland mit dem dritten Stern ausgezeichnet. © dpa/Uli Deck

München/Karlsruhe - Wüsste man's nicht besser, so könnte man glatt glauben, dass Spitzenkoch Jan Hartwig mit seinem sensationellen dritten Stern gerechnet hat. Schließlich wäre er in seinem ohnehin sehr gut besuchten Restaurant Jan beim Königsplatz von Gratulanten und Gästen heute fraglos überrannt worden.

Spitzenkoch Jan Hartwig macht "Kreativpause"

Doch Münchens am Dienstag frisch gekürter (einziger) Drei-Sterne-Koch macht nach über fünf Monaten Dauer-Hochleistungsarbeit am Gourmetherd jetzt tatsächlich mal eineinhalb Wochen Urlaub beziehungsweise "eine Kreativpause", wie er der AZ erzählt. "Ich habe die Auszeichnung erhofft, aber nicht erwartet. Ich bin sprachlos", sagte Jan Hartwig (40) bei der großen Michelin-Sterne-Gala, die im Konzerthaus in Karlsruhe stattgefunden hat.

Der sonst eher pragmatische Starkoch war sichtlich berührt. Freudentränen flossen bereits vor dem langen Applaus samt Standing Ovations des Publikums. Nicht verwunderlich: Hartwig hatte sich erst im Oktober 2022 (nach sieben Küchenchef-Jahren und drei Sternen im Bayerischen Hof) mit seinem eigenen Restaurant Jan selbstständig gemacht. Nach so kurzer Zeit und quasi aus dem Stand heraus dann gleich die Höchstbewertung von drei Sternen zu erhalten, ist selbst für einen Küchenkünstler wie Hartwig spektakulär.

Nur noch Berlin hat mehr Sterne-Restaurants als Bayern

Wie berichtet wurden am frühen Dienstagabend die begehrten Sterne der Feinschmeckerbibel Guide Michelin verliehen. Für München lief es heuer besser denn je: Mehr Sterne-Restaurants als die bayerische Landeshauptstadt hat mittlerweile deutschlandweit nur noch Berlin!

Bayern schneidet im bundesweiten Vergleich ganz besonders gut ab. Von den insgesamt nur zehn Drei-Sterne-Restaurants befinden sich nun zwei im Freistaat: das neu ausgezeichnete Jan und die bewährte Überfahrt am Tegernsee mit Küchenchef Christian Jürgens (54) am Herd. Jürgens eroberte in Folge heuer schon zum zehnten Mal die Höchstauszeichnung von drei Sternen. Seinem neuen Münchner Kollegen im Koch-Olymp gratulierte er mit einer innigen Umarmung: Christian Jürgens war schließlich einst einer von Jan Hartwigs Lehrmeistern.

Tragisch: Kein Stern mehr für Heinz Winklers Kulinarik Residenz

Ein berühmter  bayerischer Feinschmecker-Tempel fehlt indes dieses Jahr im Sterne-Ranking: die Kulinarik Residenz in Aschau am Chiemsee. Deren Patron, Koch-Legende Heinz Winkler (†73), war im Oktober letzten Jahres überraschend verstorben. Dass diese Sterne-Bewertung daher gestrichen werden musste, "hat Tragik", sagte Guide-Michelin-Deutschland-Chef Ralf Flinkenflügel am Dienstag. Im Mai wolle sich das Winkler-Restaurant neu aufstellen und versuchen, an vergangene Erfolge anzuknüpfen.

Dass diese allgemein immer eine Team-Leistung sind, betonten bei der Sterne-Gala so gut wie alle ausgezeichneten Köche und Köchinnen. Max Natmessnig (34), der neue Küchenchef und neue Zwei-Sterne-Koch des Restaurants Alois im Delikatessenhaus Dallmayr, dankte seinem "Super-Team", Jan Hartwig seinen "wunderbaren" Kollegen und Kolleginnen, die gemeinsam mit ihm "so hart arbeiten".

Das werden sie im Restaurant Jan mit vollstem Einsatz wieder ab 13. April tun. Bis dahin ist Münchens neues Drei-Sterne-Gourmetlokal erstmal ein bisschen in der beschriebenen "Kreativpause". Während eine interne Sterne-Feier im Jan deshalb erst etwas verspätet stattfindet, knallen bei den meisten anderen neu ausgezeichneten Restaurants schon am Mittwoch die Korken – wenn die Küchenchefs von der Verleihung aus Karlsruhe zurück in München sind.

Vom neuen Ein-Stern-Lokal Brothers in Schwabing wird Küchenchef Daniel Bodamer von seinem Team erwartet, vom Mural Farmhouse Fine Dine in Obersendling, das ebenfalls einen Stern bekam, Chefkoch Rico Birndt.

Das sind die neuen Münchner Sterne-Restaurants

Mit den frisch in Sterne-Sphären erhobenen Restaurants hat München nun insgesamt einen Drei-Sterne-Tempel, fünf Gourmet-Treffs mit je zwei Sternen (Alois, Atelier, Tantris, EssZimmer und Schreiberei) sowie elf Ein-Stern-Lokale.

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Feinschmecker haben die Wahl der Qual, sollten aber auch einen entsprechenden Geldbeutel für kulinarische Hochgenüsse haben. So kostet beispielsweise im Alois im Dallmayr-Haus das Lunch-Menü ohne Getränke 160 Euro, abends mit 17 kleinen exquisiten Gängen 250 Euro, samt Weinbegleitung plus 145 Euro. Bei Jan Hartwig gibt es mittags ein Sterne-Menü für 225 Euro, abends die große Variante ohne Getränke für 295 Euro.

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