Nach Messerstecherei: Festnahme im Gerichtssaal

Opfer weiß von nichts und wird noch im Gerichtssaal wegen des Verdachts der Lüge festgenommen. Der Angeklagte schweigt.
So hatte er sich das mit Sicherheit nicht vorgestellt. Weil er vor Gericht gelogen haben soll, wurde Mario K. (39) am Freitag im Strafjustizzentrum festgenommen.
Dabei spielt er eigentlich die Opferrolle in dem Prozess. Der 39-jährige soll in der Nacht auf den 14. Juni 2015 von Suad S. (26) mit dem Messer attackiert worden sein. Doch das Opfer kann sich zwar an eine "Situation" vor dem Infinity an der Landsberger Straße, nicht aber an ein Messer erinnern. Stattdessen berichtet er, dass er nach einem Stoß zu Boden ging und danach davonlief.
Und er bietet dem Gericht einen ganz anderen Grund für seine schwere Verletzung am Hals. Das sei möglicherweise passiert, als er über einen Zaun kletterte und dabei mit der Jeans hängenblieb. Auf Nachfrage gibt er allerdings zu, dass er nicht wüsste, wie er sich dabei vorne am Hals verletzt haben soll. Zumal er selber sagt, dass er auf den Rücken fiel.
Diese Version kommt gar nicht gut an. Der Vorsitzende Richter Norbert Riedmann macht keinen Hehl aus seiner großen Skepsis. Er erinnert den Zeugen daran, dass er die Wahrheit sagen müsse. Ansonsten drohen sechs Monate Gefängnis wegen falscher uneidlicher Aussage.
Unstrittig ist, dass Mario K. am folgenden Tag ins Krankenhaus gebracht wurde. Die Ärzte fanden zwei Einstiche. Einen am Rücken, den zweiten am Hals, der auch die Luftröhre verletzte. Mario K. blieb drei Wochen im Krankenhaus, wurde mehrfach operiert. "Ich habe immer noch Probleme beim Atmen", sagt er.
Hat der Angeklagte zugestochen? Die Staatsanwaltschaft sagt ja, geht von versuchtem Totschlag aus. Der 26-Jährige sagt nichts zu den Vorwürfen.
Nach Ende der Befragung macht die Staatsanwältin ernst und erklärt Mario K. die Festnahme wegen des Verdachts auf uneidliche Falschaussage.
Der Prozess gegen Suad S. wird am Mittwoch fortgesetzt.
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