"Hat mich eine halbe Million Euro gekostet": Lang erwartete Zwischennutzung in München macht auf

München - Dass Gabriel Ioana (46) einen langen Atem hat, dürfte bewiesen sein: Nach Monaten der Ungewissheit lohnt sich sein Durchhaltevermögen. Er ist Produzent der Ausstellung Meisterwerke, die am Montag im ehemaligen Galeria Kaufhof am Stachus eröffnet hat. Das alte Kaufhaus ist gleichzeitig das ehemalige "Lovecraft" – eine angedachte kreative Zwischennutzung des zentralen Gebäudes mit Kunst, Musik, Coworking-Space.
Nach dem Aus fürs "Lovecraft": Neue Zwischennutzung am Stachus in München
Bekanntlich wurde daraus nichts. Jegliche Werbung mit dem Namen ist von den Wänden verschwunden. Im Dezember wurde bekannt: Das ambitionierte Projekt war geplatzt. Trotz personeller und finanzieller Anstrengungen, sei es nicht gelungen, das Lovecraft betriebsbereit zu machen, hieß es damals vom Betreiber.

Ursprünglich rechnete Ioana damit, im April 2023 zu eröffnen. "Dann war es Juni, dann Juli, September, dann Dezember", sagt Ioana. Rund eine halbe Million hat ihn das Warten gekostet. Dass er nun doch eröffnen darf, weiß er seit letzter Woche, gestern hat er schließlich den Vertrag unterschrieben. "Das konnte ich selber kaum glauben, dass es noch geklappt hat. Heute können wir endlich aufmachen", freut er sich.
Nähe zu den Meisterwerken: Ein Blick hinter die Kulissen der Ausstellung im alten Kaufhaus
Weil nun alles schnell gehen musste, steht vor dem Eingang nur ein großes Schild, welches zur Ausstellung weist. Sonst ist von außen kaum erkennbar, dass es im alten Kaufhof nun tatsächlich etwas zu sehen gibt. Für Werbung war schlicht noch keine Zeit. Deshalb ist beim AZ-Besuch am Montagvormittag kein einziger Besucher in der Ausstellung, die hauptsächlich Reproduktionen von Fresken und Bildern von Michelangelo, Rafael und da Vinci zeigt. "Die Leute glauben wahrscheinlich selber noch nicht, dass wir geöffnet haben", gibt Ioana zu.

Die Werke der alten Meister sind zum Großteil auf feuerfesten Molton gedruckt und auf Holzrahmen gespannt. Das ermöglicht – im Vergleich zu einem Besuch in der Sixtinischen Kapelle – einen ganz nahen Blick, beispielsweise auf die Erschaffung Adams oder auf die Mona Lisa. Auf 2800 Quadratmetern sind über 120 Bilder aus nächster Nähe zu sehen. "Bei uns kann man so zusagen auf Tuchfühlung gehen, sich Zeit nehmen und den Bildern ganz nah kommen", erklärt Ioana. Das Konzept hat Ioana schon erprobt: Vor sieben Jahren zeigte er in der Alten Bayerischen Staatsbank Abbilder der Fresken aus der Sixtinischen Kapelle. Ioana: "30.000 Menschen haben die Ausstellung besucht, diese Marke würden wir gerne knacken."

Geöffnet, aber unbemerkt: Die Ausstellung von Michelangelo, Rafael und da Vinci im ehemaligen Kaufhaus am Stachus
Aktuell ist die Ausstellung von Montag bis Samstag geöffnet. Weil es sich um ein ehemaliges Kaufhaus handelt, muss sich Ioana noch an das Ladenschlussrecht halten. Sonn- und feiertags muss zu bleiben, erklärt Ioana: "Aber das wollen wir so schnell wie möglich ändern." Ändern soll sich auch noch Einiges im oberen Bereich der Ausstellung. Ein Café mit Blick auf den Stachus soll entstehen, Dinnerabende könnte sich Ioana auch vorstellen. "Aber jetzt erstmal eins nach dem anderen!", sagt er zuversichtlich.
In den kommenden Tagen soll auch noch ein riesiges Plakat an der Außenfassade angebracht werden, um Gäste in die Ausstellung zu ziehen. "Wir hoffen auf die Unterstützung der Münchner", sagt er. Gerade lässt sich die Ausstellung mit den Werken der alten Meister wirklich noch in aller Ruhe erkunden und bestaunen.
"Meisterwerke" am Stachus, Karlsplatz 21-24, Eintritt Montag bis Freitag: 19 Euro, samstags 22 Euro, ermäßigt 15 Euro