Nach Kritik von Fridays for Future: Münchner Ableger zeigt Verständnis für die "Letzte Generation"

München - Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future (FFF) wirft den Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" vor, mit ihren Protestaktionen die Gesellschaft zu spalten. "Die Klimakrise braucht gesamtgesellschaftliche Lösungen und die finden und erstreiten wir nur gemeinsam und nicht, indem wir Menschen im Alltag gegeneinander aufbringen", sagte Pressesprecherin Annika Rittmann der Deutschen Presse-Agentur kürzlich.

Jana Häfner: "Uns alle eint das gemeinsame Ziel der Klimagerechtigkeit"
Jana Häfner von FFF München sieht das Ganze etwas differenzierter. Schließlich gebe es "innerhalb der Klimabewegung und auch bei Fridays for Future unterschiedliche Einschätzungen" zu den Aktionen der "Letzten Generation", teilte sie auf AZ-Anfrage mit: "Uns alle eint das gemeinsame Ziel der Klimagerechtigkeit und eine gewisse Fassungslosigkeit darüber, dass weiterhin nicht angemessen gehandelt wird. Gleichzeitig eskaliert die Klimakrise aber immer weiter, und die Regierung versagt."
Erst kürzlich habe der Bericht des Weltklimarats deutlich gemacht, dass die Welt an einem dramatischen Kipppunkt stehe. Häfner: "Angesichts des krassen Zeitdrucks in der Klimakrise ist es nicht verwunderlich, wenn andere Gruppen neue Wege gehen, die vielleicht auch kontrovers sein können, um Aufmerksamkeit für die größte Herausforderung unserer Zeit – die Klimakrise – zu bringen. Was genau konkret der Protest der 'Letzten Generation' bewirkt – sowohl im Positiven als auch im Negativen – ist nach wie vor schwer abzuschätzen."
Annika Rittmann: Deshalb setzt Fridays for Future auf andere Protestformen
Die Klima-Demos von Fridays for Future wurden von der Schwedin Greta Thunberg inspiriert, die sich im August 2018 erstmals zu einem "Schulstreik fürs Klima" vor das Parlament in Stockholm gesetzt hatte.
Die "Letzte Generation" macht vor allem mit Straßenblockaden von sich reden, aber auch mit anderen umstrittenen Klebeaktionen etwa in Museen. Klimaaktivisten der Gruppe hatten in Hamburg den beginnenden Oster-Reiseverkehr an wichtigen Stellen behindert – etwa vor dem Elbtunnel. In der letzten Aprilwoche will die Gruppe bis in den Mai hinein Straßen in Berlin blockieren.
Von Blockaden in Hamburg seien insbesondere Pendler und Pendlerinnen betroffen gewesen, "die es sich weder leisten können, in der Hamburger Innenstadt zu wohnen, noch durch den mangelnden Ausbau den ÖPNV nehmen können. Ähnliches ist in Berlin zu befürchten", bemängelte FFF-Sprecherin Annika Rittmann. Aus gutem Grund setze Fridays for Future seit jeher auf andere Protestformen.
Im ZDF-Talk "Markus Lanz" sagte FFF-Aktivistin Carla Reemtsma zu den Klebe-Aktionen der "Letzten Generation": "Ich finde es erschreckend, dass es Menschen gibt, die das Gefühl haben, sie müssen das tun." Sie würden damit ihre eigene Gesundheit gefährden und sich "viel Hass und Ärger" aussetzen.
Häfner: FFF München steht mit der "Letzten Generation" in Kontakt
"Allgemein finden wir es sehr bedenklich, wenn Klimaaktivisten für ihren Protest gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen so hart kritisiert und immer mehr kriminalisiert werden", argumentiert Jana Häfner der AZ gegenüber. Sie bestätigte, dass FFF München mit Münchner Aktivisten der "Letzten Generation" in Kontakt stehe.
Statt sich weiterhin auf einzelne Gruppen und Aktionsformen zu konzentrieren, sei hier am Beispiel der Verkehrsblockaden in erster Linie das Verkehrsministerium und insbesondere Volker Wissing gefragt, die bestehende Blockadehaltung für entsprechende Klimaschutzmaßnahmen aufzugeben und Sektorziele einzuhalten: "Denn das Ziel der Klimabewegung ist simpel: Endlich angemessener Klimaschutz!"