Nach Klima-Kleber-Blockade am Münchner Flughafen: Kritik an Aktivisten

München - Die Gruppe der Letzten Generation drang wie Ende November am BER-Airport in Berlin am Donnerstag gegen 10 Uhr auf das Gelände des Münchner Flughafens vor. Vier Aktivisten klebten sich auf einem Rollweg fest.
Betroffen war nach Angaben eines Flughafensprechers eine Zu- beziehungsweise Abfahrt für Flugzeuge zur nördlichen Bahn. Damit war eine der beiden Start- und Landebahnen blockiert. Der Flughafen stellte den Betrieb in diesem Bereich für etwa 45 Minuten ein. Zu Annullierungen kam es laut Airport nicht.
Klebe-Protest am Airport: Flieger mit Notfall-Patient muss umgeleitet werden
Ein Flugzeug mit einem Notfall-Patienten konnte allerdings erst mit rund 20-minütiger Verspätung landen. Laut der Polizei hatte um 8.30 Uhr eine Maschine im Anflug auf München einen medizinischen Notfall gemeldet. Ein Passagier (80) klagte über Schmerzen in der Brust. Der Flieger sollte um 9.18 Uhr auf der nördlichen Landebahn aufsetzen, musste wegen der Sperrung auf die Südbahn umgeleitet werden, wo er um 9.38 Uhr landete. "Eine schwerere Akut-Erkrankung wie ein Herzinfarkt hat sich Gott sei Dank nicht bestätigt", sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Die vier Aktivisten sind sehr schnell von der Bundespolizei entfernt worden", betonte ein Flughafensprecher. Sie wurden festgenommen. Die Flugzeuge nutzten unterdessen die Landebahn im Südbereich. Laut Airport hatten Aktivisten versucht, auch an der Südseite auf das Gelände zu kommen und dort die Bahn ebenfalls zu blockieren. Sie seien aber von der Polizei frühzeitig entdeckt und daran gehindert worden.
Innenminister Herrmann übt scharfe Kritik an Klimaaktivisten
"Es ist absolut unverantwortlich, durch Blockadeaktionen in den Flugverkehr einzugreifen", betonte Innenminister Herrmann. Er lobte die Polizei, der es gelungen sei, weitere "Klimachaoten" von der Südbahn fernzuhalten. "Drei Personen wurden dort vorläufig festgenommen. Sie wurden mit den Klimaklebern auf der Nordbahn zunächst in Gewahrsam genommen", sagte Herrmann.
Bei den Aktivisten auf der Nordbahn stünde der Verdacht eines "gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr" sowie weitere Straftaten im Raum. "Der Strafrahmen liegt hier bei bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe." Herrmann forderte eine Überprüfung des Sicherheitskonzepts am Münchner Flughafen.
Auch am BER haben sich Klimaaktivisten festgeklebt
Auch am Berliner Flughafen versuchten Aktivisten, den Betrieb zu stören. Der Verkehr sei nicht beeinträchtigt gewesen, sagte eine Sprecherin. Zwei Personen, die sich festgeklebt hatten, wurden festgenommen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) betonte, die Aktionen hätten "nichts mit legitimem Protest zu tun". Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte: Der Protest sollte "so gewählt sein, dass Menschen nicht unnötig darunter leiden, damit die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Klimaschutz nicht gefährdet wird." Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) kritisierte den Protest scharf, ihm fehle dafür "jedes Verständnis", sagte ADV-Chef Ralph Beisel.