Nach Impfung: Bub stirbt an Rückenmark-Erkrankung

17 Tage nach einer Grippeimpfung stirbt Arian. Die Eltern geben der Kinderärztin die Schuld am Tod ihres zwölfjährigen Sohnes und ziehen vor Gericht.
John Schneider |
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Arian T. ist 2013 verstorben.
jot Arian T. ist 2013 verstorben.

17 Tage nach einer Grippeimpfung stribt Arian. Die Eltern geben der Kinderärztin die Schuld am Tod ihres zwölfjährigen Sohnes und ziehen vor Gericht.

München - Er war ein großer FC Bayern-Fan und selber ein leidenschaftlicher Fußballer. Bis zum Herbst 2010. Da erkrankte der damals neunjährige Arian T. (Namen geändert) 17 Tage nach einer Grippeimpfung an einer seltenen Krankheit, die ihn an den Rollstuhl fesselte. Besteht ein Zusammenhang? Jetzt trafen sich die Eltern und die Kinderärztin vor Gericht wieder.

Die Familie von Arian hatte die Medizinerin verklagt, weil sie einen Zusammenhang zwischen der Impfung und der Erkrankung sehen. Arian starb 2013 im Alter von 12 Jahren. Sein Zustand hatte sich schubweise dramatisch verschlechtert. Arians Bruder Florin leidet bis heute am Verlust seines großen Bruders, berichtet Mutter Ana T. (36) der AZ. Aber auch den Eltern ist die große Trauer noch ein Jahr nach Arians Tod deutlich anzumerken.

Was war geschehen? Arian hatte an Atemwegserkrankungen gelitten. Am 2. November 2010 impfte ihn seine Kinderärztin gegen Grippe. Viel zu früh, kritisieren die Eltern. Denn nur zwei Wochen vorher war bei dem Buben ein Husten diagnostiziert worden.

Arian verspürte plötzlich „ein Kribbeln in beiden Beinen“

Im Sommer 2012 besuchte die AZ den Buben und seine Familie. Arian schilderte damals was am 19. November geschah: „Ich wollte aufs Klo. Ich hatte ein Kribbeln in beiden Beinen, dann bin ich hingefallen.“ Er verletzte sich am Fuß. Die Kinderärztin verschrieb ihm eine Salbe.

Vater Avni T.: „Eine Woche später konnte er seinen linken Fuß nicht spüren.“ Jetzt ging alles schnell. Die Kinderärztin schickte Arian zum Orthopäden, der sofort merkte, dass das Kind an Myelitis transversa erkrankt war. Myelitis transversa ist eine Entzündung des Rückenmarks, ausgelöst durch Viren und Bakterien. In einem Drittel der sehr seltenen Fälle (Krankheitswahrscheinlichkeit laut Gutachter 1: 1 Million) nimmt die Krankheit einen schlimmen Verlauf bis hin zur Querschnittslähmung.

So wie bei Arian. Sein Zustand verschlechterte sich zusehends – bis er nur noch den linken Arm bewegen konnte. Tragisch, aber wohl nicht die Schuld der Ärztin, sagt der Gutachter. Zwar sei ein Zusammenhang zwischen Impfung und Krankheit möglich und auch schon beobachtet worden. Aber in Arians Fall spreche der Krankheitsverlauf, vor allem die Verschlechterung in Schüben dafür, dass eine zweite Krankheit im Körper gewütet hat. Damit schwinden die Erfolgsaussichten der Klage.

Richter der Zivilkammer schlagen 9000 Euro als Vergleich vor

Angesichts der Tragik des Falles macht die 9. Zivilkammer unter dem Vorsitz von Peter Lemmers trotzdem einen Vergleichsvorschlag über 9000 Euro. „Grotesk wenig“ findet Klägeranwalt Jürgen Klass. Der Streitwert liegt bei einer halben Million Euro. Werden sich die Parteien über den Vergleich nicht einig, verkündet die Zivilkammer ihre Entscheidung am 18. Februar 2015.

 

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