Nach Hygieneskandal: Das Aufräumen in der Klinik
MÜNCHEN - Ein Gutachten von Roland Berger zeigt, was auf Chef-Ebene der städtischen Klinikum GmbH alles nicht funktioniert haben soll – und gibt auch Tipps zum Neuaufbau. Schon gibt es den ersten Ärger.
Um es mal auf den Punkt zu bringen: An der Spitze der fünf städtischen Kliniken hat offenbar ein ziemliches Chaos geherrscht. Das ist, etwas verkürzt, das Ergebnis eines Gutachtens, das die Münchner Beratungsagentur Roland Berger im Auftrag des Aufsichtsrats erstellt hat.
Auf 200 Seiten ist dokumentiert, was falsch gelaufen ist – und wie es weitergehen kann nach dem Klinik-Skandal. Die Studie ist streng geheim: In allen bisher verschickten Exemplaren ist auf jeder Seite jeweils der Name des Adressaten aufgedruckt – damit sich niemand traut, sie zu veröffentlichen.
Am Freitag wird das Gutachten im Aufsichtsrat diskutiert. Die Resultate sind für SPD und Grüne im Rathaus kaum erfreulich: Sie haben die Struktur der Klinikum GmbH mitgetragen. Deswegen will die CSU das brisante Papier nicht allein im Aufsichtsrat, sondern auch im Stadtrat diskutieren lassen.
Wegen des Hygiene-Skandals um schmutziges OP-Besteck waren im Sommer drei der vier Geschäftsführer fristlos entlassen worden. Was dabei falsch gelaufen sein soll: Die vier Geschäftsführer kooperierten offenbar schlecht. Die Kommunikation zwischen ihnen und zu den Krankenhäusern funktionierte nicht. Jeder baute einen eigenen Apparat auf. „Es gab Konzepte und Dienstanweisungen, aber die Umsetzung war oft mangelhaft“, erfuhr die AZ.
Klinikchef Manfred Greiner habe sich auch nicht durchsetzen können. Reinhard Fuß, in dessen Verantwortung als Geschäftsführer der Skandal lag, sei offenbar zu wenig kontrolliert worden. Die Verwaltung sei zu aufgebläht gewesen.
Roland Berger empfiehlt: Es soll künftig nur drei statt bisher vier Geschäftsführer geben: Einen medizinischen Geschäftsführer (den gab es bisher nicht), einen kaufmännischen und einen Arbeitsdirektor. Den letzten Posten soll der oberste Klinikchef bekommen. Den will Berger mit viel Macht ausstatten: Er soll als Vorsitzender den beiden anderen vorgesetzt sein – und er soll ein Vetorecht erhalten.
Die neuen Geschäftsführer sollen den fünf Kliniken von den Finanzen bis zum Qualitätsmanagement klare und messbare Vorgaben machen. Die Organisation soll einen neuen Zuschnitt bekommen. Die einzelnen Krankenhäuser will Roland Berger stärken: Dort soll die Klinikleitung einen medizinischen und einen kaufmännischen Mitarbeiter bekommen, dazu je einen Berater aus Ärzte-Reihen und einen aus dem Pflegedienst.
Einige Aufsichtsräte stehen den Empfehlungen aus der Studie skeptisch gegenüber: Weil der Stadtrat und die Arbeitnehmerseite über den Aufsichtsrat großen Einfluss behielten, bleibe die Klinikum GmbH schwerfälliger als die private Konkurrenz. So ist intern schon der erste Streit ausgebrochen: Die Arbeitnehmerseite (vor allem die Gewerkschaften Verdi und Marburger Bund) wollen unbedingt den Arbeitsdirektor wie früher selbst bestimmen. Dann gäbe es aber wieder vier Geschäftsführer. „Da wird sich zeigen, ob sich OB Ude, die SPD und Grüne trauen, die Arbeitnehmer zu überstimmen“, meint ein interner Kritiker.
Die CSU will auf jeden Fall verhindern, dass die neuen Geschäftsführer – wie geplant – schon Anfang Dezember gewählt werden.
Willi Bock
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