Nach Hot-Chip-Challenge in München: 14-Jähriger in Klinik

München - Der Mund brennt, die Augen tränen, der Schweiß perlt und der Blutdruck geht durch die Decke. Teenager stehen auf die Mutprobe. Videos der Hot-Chip-Challenge werden auf Internetforen wie Tiktok und Instagram teilweise millionenfach geklickt. Für einen Schüler aus Freimann endete der gefährliche Unsinn mit Kreislaufkollaps im Krankenhaus.
Die Folgen der Chip-Challenge könne gravierend sein: Übelkeit, Erbrechen, der Blutdruck kann außer Kontrolle geraten. Die extreme Schärfe könne zudem starke Schleimhautreizungen und Atemnot hervorrufen, warnen Mediziner. "Der Blutdruck steigt innerhalb kurzer Zeit stark an, was im schlimmsten Fall lebensbedrohlich wird", warnte kürzlich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Mitteilung.
Hot-Chip-Challenge: In den USA starb ein 14-Jähriger
Im US-Bundesstaat Massachusetts ist ein 14-Jähriger im vergangenen September gestorben, nachdem er einen dieser extrem scharfen Mais-Chips gegessen hatte, wie unter anderem die "New York Times" berichtet.
Auch in Deutschland macht die Chili-Challenge inzwischen die Runde. Im August gab es in Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) einen medizinischen Großeinsatz, weil mehr als ein Dutzend Fünftklässler die scharfen Chips gekostet hatten. Die Kinder mussten wegen Magenschmerzen sowie Haut- und Atemwegsreizungen medizinisch versorgt werden. Auch aus Hessen und anderen Bundesländern sind Fälle bekannt.
Privatschule in München: Jugendlicher kommt mit Kreislaufkollaps ins Krankenhaus
In München landete am Freitag vergangener Woche ein Schüler der St. George's Privatschule in Freimann nach so einer Mutprobe im Krankenhaus. Der 14-Jährige hatte, wie die Schulleitung auf AZ-Anfrage am Montag bestätigte, nach Unterrichtsschluss einen der extrem scharfen Mais-Cracker auf dem Schulgelände probiert.
Die Mutprobe endete für den Teenager mit erheblichen gesundheitlichen Problemen. "Als wir davon erfuhren, haben wir sofort den Notarzt gerufen", sagt Schulleiterin Jana Kausmann. Der 14-Jährige kam mit Kreislaufproblemen ins Krankenhaus. Am Montag war der 14-Jährige wieder so fit, dass er in den Unterricht zurückkehren konnte. Die Schule will künftig verstärkt über die Risiken der Hot-Chip-Challenge aufklären. "Wir werden das auch im Unterricht thematisieren", betont Jana Kausmann.
Gewürzt werden die Hot Chips mit der schärfsten Chili der Welt
Vor allem Teenager fahren auf die absurde Mutprobe ab. Die Chili-Challenge wird vor Freunden und Schulkameraden inszeniert und ins Internet gestellt. Auf Instagram und Tiktok kursieren massenweise Videos zur Hot-Chip-Challenge. Die Herausforderung besteht darin, besonders scharfe Maistortilla-Chips zu essen, die stark mit Carolina Reaper gewürzt sind, der angeblich schärfsten Chilisorte der Welt.
Die Mais-Cracker haben es in sich. Sie sind laut Experten angeblich 500-mal schärfer als Tabasco-Soße. Auf der Scoville-Skala, die die Schärfe misst, erreicht die Schote einen Wert von bis zu 2.200.000 Scoville Heat Units (SHU). Zum Vergleich: Ein Jalapeño hat etwa 2.500 bis 8.000 SHU.
Vor den Hot Chips wird ausdrücklich gewarnt
"Glaubst du, dass du es drauf hast", fragt der Hersteller von Hot Chips in Großbuchstaben auf seiner Homepage und preist sein Produkt als "einzigartiges Geschenk" an. Man solle Freunde motivieren und zu Partys mitbringen. Werbewirksam verkauft wird ein einzelner Chip in einem kleinen orangeroten Sarg aus Pappe. Dazu gibt's auch gleich noch schwarze Schutzhandschuhe. Die, so empfiehlt der Hersteller, sollte man überziehen, bevor man das Tütchen mit dem Cracker aufreißt und ihn probiert.
Rund zehn Euro kostet ein Set. Verkauft werden sollte es nur an Erwachsene, an Leute über 18 Jahre. Doch immer öfter landen die kleinen Pappsärge in den Fingern von Jugendlichen. Das BfR warnt vor Scharf-Ess-Wettbewerben oder Mutproben, bei denen es um sehr scharfe Lebensmittel oder große Mengen an extrem scharfer Chili-Soße und Chili-Extrakten geht. Das Institut geht davon aus, dass Erwachsene maximal fünf Milligramm Capsaicin pro Kilo Körpergewicht ohne Probleme zu sich nehmen kann.