Nach Elmau: Trachtenzoff in der SPD
München – Der G7-Gipfel ist vorbei – im Nachgang kracht es in der SPD nun aber so richtig. „So einen Blödsinn rede ich noch nicht einmal nach zehn Weißbier“, polterte gestern der Münchner Bundestagsabgeordnete Florian Post und sprach von einer „großen, großen Dummheit“.
Anlass für Posts emotionalen Ausbruch war eine Äußerung von SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi. Der hatte das Rahmenprogramm rund um das Gipfeltreffen offenbar nicht sonderlich gut gefallen. Als „ein bisschen zu viel Disneyland“ verspottete sie die vermeintliche Bayerntümelei mit all den Lederhosen, Gamsbärten und Goaßlschnalzern. Bei den Bildern aus Elmau müsse sie „an den ein oder anderen Asterix-Comic denken“, legte Fahimi nach.
„Das wurmt mich kolossal“, so Florian Post gestern auf AZ-Nachfrage. Eine solche kulturverachtende und respektlose Frechheit, und dann auch noch aus dem Mund einer ranghohen Parteigenossin: Da platzte dem Bundestagsabgeordneten der Trachtenkragen. Es sei noch nie „ein Zeichen von Intelligenz gewesen“, äzte er, „sich über Gebräuche und Gepflogenheiten lustig zu machen, die einem selbst unbekannt sind“.
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Was Post am meisten ärgert: Wäre die Tagung in Schweden oder auf einer Südseeinsel gewesen, hätte sich niemand darüber aufgeregt, wenn das Empfangskommando Köttbullar kredenzt oder Hula-Hula-Röcke angehabt hätte. Wenn in Bayern die Leute aber Obama & Co. im zünftigen Trachtengewand empfangen, dann machen sich gleich alle lustig. „Da propagieren wir als SPD immer Toleranz für andere Kulturen“, schimpft Post, und dann so etwas.
Tatsächlich aber wurde in den vergangenen Tagen recht intensiv darüber diskutiert, ob man das darf: Deutschland als krachledernes Trachtenidyll darstellen? Auch die internationale Presse wunderte sich über die „mit Federn und Ziegenhaar dekorierten Wollmützen“, über die vielen Bläser mit ihren Alphörnern und über den offenkundig in Oberbayern zum guten Stil gehörenden Ritus, auch schon am Vormittag mal ein Bier zu kippen.
Florian Post findet diese Inszenierung vollkommen in Ordnung. Wobei: Eine Inszenierung sei das gar nicht. Denn was hätten die Leute statt Tracht denn bitte sonst anziehen sollen? Einen dunkelblauen Blazer und Business-Schuhe? „Das wäre wirklich Disneyland gewesen, das wäre Verkleidung“, sagt der 34-Jährige.
Post selbst trägt gerne Tracht – und das nicht nur, wenn sich der Jagdverband oder die diversen Schützenvereine treffen, in denen er Mitglied ist. In seinem Schrank daheim in München hängen alleine um die 15 zünftige Trachtenjanker.
Gerne hätte er eine Lederhose angezogen, als er Yasmin Fahimi bei der Fraktionssitzung der Bundestags-SPD gestern zur Rede gestellt hat. Leider hatte er in Berlin keine dabei. Aber ein Trachtenjanker, klar, das musste sein.
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