Nach Einbruch bei Thomas Müller: Ehefrau Lisa Müller wollte danach Schießtraining aufnehmen

Im Jahr 2022 sind drei Männer beim Bayern-Fußballstar eingestiegen - während er in der Allianz-Arena gegen den FC Barcelona spielte.
von  Maximilian Neumair
Der Angeklagte vor Gericht. Foto: Maximilian Neumair
Der Angeklagte vor Gericht. Foto: Maximilian Neumair

München - Das Promiehepaar aus Otterfing ist an diesem Verhandlungstag nicht ins Strafjustizzentrum geladen. "Wir wollen nicht schuld sein, wenn er morgen keine Tore schießt, oder?", sagt der Vorsitzende Richter Martin Hofmann mit einem Augenzwinkern.

Ein 25-jähriger Serbe stand am Dienstag vor Gericht, weil er mit zwei unbekannten Komplizen vor zwei Jahren bei FC Bayern-Star Thomas Müller und seiner Ehefrau Lisa eingebrochen ist - während eines Spiels in der Allianz-Arena gegen den FC Barcelona. 16 Luxusuhren und Schmuck im Wert von etwa 400.000 bis 750.000 Euro entwendeten die drei Männer mutmaßlich, die Teil einer kriminellen Bande sein sollen. Der Mann trägt einen Pullover, Jeans mit Löchern und hat einen schwarzen Vollbart. Sein Blick: verunsichert. Er spricht kein Deutsch, braucht also eine Dolmetscherin, die über die ganze Sitzung hinweg das Gesagte für ihn übersetzt.

Der Angeklagte vor Gericht. Foto: Maximilian Neumair
Der Angeklagte vor Gericht. Foto: Maximilian Neumair

So ist der Einbruch abgelaufen

Der Tathergang: In dem etwa fünf Minuten dauernde Einbruch sollen drei Täter in die Wohnung mit Hilfe einer Brechstange eingedrungen sein und Fenster, Türen, Boden und Balkon beschädigt haben. Die Überwachungskamera zeigt drei Täter, der Angeklagte ist darauf nicht zu erkennen. Eine auf dem Fluchtweg verlorene Kappe und die Brechstange enthielten jedoch DNA-Spuren des 25-Jährigen. Dass die Polizei so schnell vor Ort war, obwohl der normale Alarm nicht ansprang, lag daran, dass die Einbrecher den stillen Alarm auslösten. Vermutlich hatten die Männer beim Versuch, das Licht auszumachen, den Schalter dafür erwischt.

Der Angeklagte gesteht - und kommt mehr als drei Jahre ins Gefängnis

Der 25-Jährige, der vergangenen August in Lissabon geschnappt wurde und sich seitdem in Untersuchungshaft in Stadelheim befindet, gesteht den Einbruch. Denn: Kurz davor handelten die Parteien in einer Sitzungsunterbrechung einen sogenannten Deal aus - statt der ursprünglich geforderten fünf Jahre würde er drei Jahre und drei bis neun Monate ins Gefängnis kommen, wenn er gesteht. Die Verteidigung brachte in dem Hinterzimmergespräch an, dass der 25-Jährige wegen der Untersuchungshaft psychisch angeschlagen sei - er sei körperlich verletzt worden und hätte den Suizid eines Mithäftlings erlebt - und es nur einen finanziellen Schaden gegeben habe, der vollumfänglich von der Versicherung abgedeckt worden sei. Die Staatsanwaltschaft verwies hingegen auf die psychischen Folgen für die Müllers. Die Polizei berichtet davon, dass sich Lisa Müller durch den Einbruch "verunsichert gefühlt" habe und wieder ihr Schießtraining aufnehmen wolle. "Herr Müller hat etwas lockerer gewirkt. Ich weiß aber nicht, ob das seine professionelle Darstellung ist", sagt der mit dem Fall betraute Polizist dem Richter.

"Keine persönlichen Folgen", schreiben die Müllers in ihrer Stellungnahme

Das Licht und den Fernseher hatte das Ehepaar wegen ihres Hundes angelassen. Aus Lisa Müllers Sicht hätten sich die Einbrecher daher nicht sicher sein können, dass das Anwesen tatsächlich leer stand. Außerdem hätten nur wenige Bekannte gewusst, dass sie an diesem Tag in die Allianz-Arena geht - sie besuche nur selten Spiele. In der schriftlichen Stellungnahme des Ehepaars heißt es jedoch auch, dass es keine "persönlichen Folgen" gegeben habe. Außerdem fühlten sich die Müllers nach neuen Sicherungsmaßnahmen, die 50.000 Euro gekostet haben sollen, wieder sicher.

Als die Verteidigerin des Angeklagten dessen Statement vorliest, bricht er in Tränen aus. In dem Schreiben geht es um seine Lebensgeschichte: in ärmlichen Verhältnissen in Frankreich aufgewachsen, fing er ohne Schulabschluss als Metallhändler an. Seine erste Frau hatte ihn und seinen Sohn (6) verlassen. Inzwischen ist er mit einer neuen Lebensgefährtin zusammen, mit der er eine gemeinsame Tochter (2) hat. Sein Sohn, der mit der Tochter bei der Lebensgefährtin lebt, frage jeden Tag nach ihm. Der vermutlich letzte Verhandlungstermin ist für kommenden Mittwoch angesetzt.

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