Nach Drama beim Bungee-Springen: "Es war menschliches Versagen"
MÜNCHEN - Nach dem Horror-Unfall von Unterschleißeim: Der Geschäftsführer der Bungee-Firma gibt Fehler zu und verweist auf "sehr unglückliche Umstände". Wie es den beiden Opfern geht...
Für Jan K. (20) ist Schlimmste vorbei – für seine Freundin Sandra Sch. (17) nicht: Nach dem Horror- Unfall vom Samstag an der Bungee-Anlage in Oberschleißheim wurde der Gymnasiast aus Unterschleißheim aus dem Krankenhaus Dachau entlassen. Montagmittag durfte er nach Hause – mit Prellungen und einem Schädel-Hirn- Trauma.
Die Schülerin Sandra Sch. aus Oberschleißheim liegt noch immer auf der Intensivstation des Schwabinger Krankenhauses. Sie ist nicht über dem Berg: Ihr Leberriss bereitet den Ärzten große Sorgen.
Beide waren am Samstagnachmittag über der Ruderregattastrecke vom 50Meter hohen Bungee-Kran abgesprungen. Sandra Sch. hatte Jan K. den Tandem- Sprung geschenkt. Nach dem Sturz in die Tiefe brachte der Kranführer das Pärchen wieder ans Ufer. Ein Mitarbeiter des Extremsport-Anbieters Jochen Schweizer wollte sie behutsam zu Boden ziehen – da pendelte das Paar wieder zurück, oben rutschte das Seil durch, beide stürzten kopfüber auf den Boden.
Der Geschäftsführer der ausführenden Tochter-Firma HEAG, Hans-Ulrich Sachenbacher, ist entsetzt: „Das war menschliches Versagen, gepaart mit sehr unglücklichen Umständen.“ Das Paar hätte erst auf dem Boden liegen müssen, bevor das Seil gelockert wurde. Der Jochen- Schweizer-Mitarbeiter auf der Gondel hatte das Signal für die Aktion bekommen – dabei waren die beiden noch in der Luft. „Das geschah schlicht und einfach zu früh.“
Der Mitarbeiter ist jetzt freigestellt. Ob er seinen Job behält, ist unklar. Den Kranführer (26) treffe keine Schuld, sagt Sachenbacher. Er gehöre zu einer externen Firma und hatte mit dem Ausklinken nichts zu tun.
Ob in Zukunft wieder Menschen über der Regattastrecke abspringen, ist ungewiss. Sachenbacher: „Wir wollen die Entwicklungen abwarten und werden im Laufe der Tage entscheiden.“ Sprung-Termine seien für diese Woche eh nicht geplant. Jochen Schweizer hatte nach einem tödlichen Unfall in Dortmund gesagt, er werde mit dem Bungee- Springen aufhören, falls ein neuer Unfall geschieht. Das Seil war imJuli 2003 gerissen, der damals 31-jährige Thorsten B. fiel aus 150 Metern Höhe ungebremst auf den Boden – und starb.
Also doch das Ende für Deutschlands älteste Bungee- Anlage? Nein, meint Sachenbacher: „In Dortmundwar es völlig anders als in München. Es hatte technische Gründe.“ Jochen Schweizer war während des Unfalls nicht in München – sondern im Urlaub in Norwegen. Er landet am Dienstag in München. Seine Firma steht in Kontaktmit dem Familien von Jan K. und Sandra Sch.. Bekommen sie eine Entschädigung? „Was auf uns zukommt, werden wir regulieren“, sagt Sachenbacher.
Thomas Gautier
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