Nach Diebstahl: Ist der Goldschatz aus Manching längst eingeschmolzen?
München - Der Diebstahl des Keltengolds von Manching beschäftigt Bayern weiter. Die Ermittler tappen noch im Dunklen (siehe Kasten rechts). Der gestohlene Schatz ist der größte, der im 20. Jahrhundert gefunden wurde. Die 483 Münzen, sogenannte Statere - so heißen die größten keltischen Goldmünzen - stammen etwa aus dem Jahr 100 v. Chr. Die AZ hat mit Rupert Gebhard von der Archäologischen Staatssammlung, zu der das Manchinger Museum gehört, über den Schatz gesprochen.
AZ: Herr Professor Gebhard, wie geht es Ihnen persönlich mit dem Verlust des Manchinger Münzschatzes?
RUPERT GEBHARD: Es ist generell in den Museen die Bestürzung tief. Man hat zwar im Hinterkopf immer diese Gefahr gesehen, aber, dass es dann wirklich passiert, ist natürlich von dramatischer Konsequenz.
Sie haben den sogenannten Handelswert der Münzen in der Pressekonferenz am Mittwoch mit 1,6 Millionen Euro angegeben. Ist es so leicht, die Münzen zu verkaufen?
Münzen werden ganz normal gehandelt, es gibt Online-Portale für antike Münzen und vor allem Auktionshäuser, auch mehrere in München, wo Sie antike Münzen kaufen können. Es gibt dafür einen breiten Sammlermarkt. Sammler spezialisieren sich, je nachdem sammeln sie Griechen, Kelten, Römer oder Münzen aus Asien beispielsweise, was sie sich halt aussuchen. Dadurch, dass diese Münzen aber bekannt sind, sind sie auf einem normalen Weg natürlich nicht verkäuflich. Wenn sie in einem Auktionskatalog erscheinen, würden die sofort aus dem Verkehr gezogen werden.
Denken Sie, die Münzen sind mittlerweile im Ausland - oder schon eingeschmolzen?
Es ist alles denkbar.

Es könnte auch eine Art Erpressung sein.
Das wäre fürs Wiedergewinnen eine der hoffnungsgebenden Varianten. Aber man weiß es nicht, was der Täterkreis damit wirklich vorhatte. Sie hatten sicher einen Plan.
Oder die Täter schmelzen sie tatsächlich ein. Der reine Goldwert liegt aber nur bei etwa 250.000 Euro, sagen Sie.
Ob das Einschmelzen unterm Strich wirklich lukrativ ist, zumal es ja mehrere Täter waren, wagt man zu bezweifeln. Wenn das noch durch viele Köpfe geteilt werden muss, ist der Ertrag beim Einschmelzen ja nicht so hoch. Insofern hoffen wir, dass wir hier keinen Totalverlust haben.
Zur kulturhistorischen Einordnung des Manchinger Schatzes: Wo wurden die Münzen gefunden und wie selten sind solche Funde in Bayern?
Diese Münzen wurden 1999 bei Grabungen in Manching gefunden unter einem hölzernen Hauspfosten. Ein Verschlussmechanismus aus Bronzeringen lässt uns rekonstruieren, dass sie in einem Stoffbeutel gelagert waren. Selten an solchen Keltenschätzen ist immer die Zusammensetzung.
Insgesamt ist das Phänomen der Kelten-Goldmünzschätze, besonders in Bayern, nicht so selten. Wir haben in unserer Sammlung mehrere solcher Münzschätze, aber mit anderen Münzbildern. Das Besondere am Manchinger Schatz ist, dass es tatsächlich zahlenmäßig der größte ist.
Sind diese Münzen für Sammler rein vom Aussehen her attraktiv?
Für den Sammler sind diese Muschelstateren rein ästhetisch nicht so interessant. Es gibt Keltenmünzen, auf denen schöne Pferde drauf sind, wo richtige Kunst abgebildet ist.
Was erhoffen Sie sich jetzt von den Ermittlungen?
Das Schönste wäre, wenn die Münzen in einem Sackerl an Weihnachten wieder vor der Türe stünden, aber das ist natürlich ein frommer Wunsch, der so sicher nicht eintritt. Ich setze jetzt ganz auf die Qualität unserer bayerischen Ermittler.
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