Nach der Lichtermeer-Demo in München: So geht der Kampf gegen Hass und Hetze jetzt weiter

München - Bestimmt bis drei Uhr in der Nacht habe der Abbau auf der Theresienwiese gedauert, erzählt Jana Häfner. Sie ist bei Fridays for Future dafür zuständig, die Presseanfragen rund um die große Demo gegen rechts zu beantworten, die wieder alle Erwartungen übertroffen hat: Mit 30.000 Teilnehmern hatte die Polizei bei der Lichtermeer-Demo am Sonntag gerechnet. Laut den Veranstaltern kamen zehnmal so viele: 300.000 Menschen sollen sich auf der Theresienwiese versammelt haben, um mit Lichtern ein Zeichen gegen Hass und Hetze zu setzen.

Die Polizei geht aber auch am Tag danach "nur" von 75.000 bis 100.000 Teilnehmern aus. Zwar habe es die Dunkelheit schwer gemacht, alle zu sehen, sagt ein Polizeisprecher. Trotzdem bleibt die Polizei bei ihrer Schätzung. Sie beruft sich dabei auf den Einsatzleiter vor Ort und auf Luftbildaufnahmen.
"Keinerlei problematische Zwischenfälle"
Anders als die erste Demo im Univiertel musste diese trotz des großen Andrangs nicht abgebrochen werden. Laut Kreisverwaltungsreferat waren die Menschenmengen diesmal unproblematisch. Schließlich biete die Theresienwiese deutlich mehr Kapazitäten als die Straßen rund um das Siegestor. Es gab laut Polizei und KVR keinerlei problematische Zwischenfälle. Dass zwei Drohnen ohne Genehmigung über das Gelände flogen, war die einzige Auffälligkeit, von der die Polizei berichten konnte. Auch aus Sicht des KVR verlief die Versammlung sehr gut. "Der Ablauf vor Ort war gut vorbereitet und die Umsetzung war engagiert und verlief wie zuvor mit den Sicherheitsbehörden abgestimmt", antwortet das KVR.
Sie sei "absolut überwältigt wie viele Menschen auf die Straße gegangen sind", sagt Jana Häfner. Die 25-Jährige findet: "Das Lichtermeer transportierte ein Gefühl von Hoffnung und Zusammenhalt." Die Kritik nach der ersten Demo, die einige Menschen zu links empfunden hatten, habe sich das Bündnis zu Herzen genommen, sagt Häfner. "Für uns bleibt wichtig, dass wir alle Parteien weiterhin kritisieren dürfen." Schließlich rutscht aus ihrer Sicht tatsächlich momentan die gesamte gesellschaftliche Debatte nach rechts. "Aber vielleicht ist bei der ersten Demo der Tonfall verrutscht."
Diesmal sei die Demo besser gelungen, findet die Grünen-Chefin
Diesmal seien andere Emotionen transportiert worden. Es sei nicht um Wut über den Rechtsruck gegangen, sondern um das Gefühl, nicht alleine zu sein. Die Menschen sollten merken: "Wir sind viele, die gegen Hass und Hetze einstehen." Auch Mona Fuchs, die Chefin der Grünen im Stadtrat findet, dass es diesmal besser gelungen sei, herauszustellen, um was es geht: "Die Sorge um die Demokratie und um die Bewahrung der Menschenwürde."

Wie geht der Kampf gegen rechts jetzt weiter?
Und wie soll es nun weitergehen nach diesen zwei so unterschiedlichen Demos, die beide die Münchner Stadtgesellschaft in einem unerwarteten Ausmaß mobilisierten? Wann die nächste Demo stattfindet, kann Jana Häfner noch nicht sagen. "Es ist aber ganz klar, dass es weitergehen muss", meint sie. Die rund 270 Organisationen, die die Demos organisiert hatten, wollen weiter zusammen arbeiten, sagt sie. Allerdings sei noch unklar, in welcher Form das geschehen soll. Das liegt auch daran, dass die Organisation so einer Demo aufwendig ist. Alleine der Aufbau dauere zehn bis zwölf Stunden, auch der Abbau ziehe sich bis in die Nacht. Und viele Organisatoren müssten gerade eigentlich fürs Abi lernen, erzählt Häfner. Wer beim nächsten Mal mithelfen will, findet Infos dazu auf dem Instagram-Kanal von Fridays for Future München, sagt sie.
Der Aktivistin ist nun besonders wichtig, dass die Menschen auch in ihrem Alltag gegen Rassismus aufstehen – etwa wenn sie mitbekommen, dass jemand diskriminiert wird. "Ich habe die Erwartung an die Gesellschaft, dass sich die Menschen jetzt trauen, sich zu engagieren und laut zu werden, weil sie gesehen haben, dass wir die Mehrheit sind." Auch an die Politik hat Häfner Erwartungen: "Dass sie eine ganz klare Brandmauer gegen rechts zieht und nicht deren populistische Sprache übernimmt."