Nach dem Umzug: Was wird aus der Taxisklinik in München?

Nachnutzung, Umbau oder sogar Abriss? Was nach dem Wegzug der Frauenklinik aus deren Gebäude in München werden soll, ist noch offen. Die AZ hat nachgefragt.
von  Myriam Siegert
Die Frauenklinik des Rotkreuzklinikums an der Taxisstraße soll 2025 ins Haupthaus am Rotkreuzplatz umziehen.
Die Frauenklinik des Rotkreuzklinikums an der Taxisstraße soll 2025 ins Haupthaus am Rotkreuzplatz umziehen. © Hannes Magerstädt

Gern - Seit über 100 Jahren werden an der Taxisstraße Babys geboren. Bald jedoch wird es still werden auf den Fluren der Frauenklinik in Gern. Die Klinik, immerhin die geburtenstärkste in München und sogar ganz Bayerns, zieht um. Das Rotkreuzklinikum, zu dem das Haus an der Taxisstraße gehört, zieht beide Standorte zu einem zusammen. Künftig soll auch die Frauenklinik am Hauptstandort an der Nymphenburger Straße untergebracht werden.

Rotkreuzklinikum in Schwierigkeiten: Taxisklinik muss umziehen

Der Grund: Das Rotkreuzklinikum ist ins Straucheln geraten. Der Schritt sei "notwendig, um das Klinikum finanziell wieder zu stabilisieren", sagte Alexandra Zottmann, die Chefin des Klinikums, zur AZ. "Wenn wir die bestehenden Doppelstrukturen aufgeben, erhalten wir die Möglichkeit, die Ressourcen insgesamt wirtschaftlicher und effizienter einzusetzen."

Ab 2025 soll dieser Plan umgesetzt werden. Ohne, dass Mitarbeiter gehen müssen oder die Versorgung der Patienten beeinträchtigt wird. Seit September lief ein Schutzschirmverfahren, am vergangenen Dienstag teilte das Klinikum mit, man habe für die Rotkreuzklinik in München, und auch die ebenfalls betroffene Klinik in Wertheim, die Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet.

Die Viertelpolitik wünscht sich weiterhin eine Klinik 

Eine Frage blieb aber bisher offen: Was wird nach dem Umzug aus dem alten Klinikgebäude? Gibt es eine Nachnutzung? Wird es verkauft? Droht sogar ein Abriss?

Die Klinik äußert sich auf AZ-Anfrage nur sehr knapp. "Es gibt noch keine Festlegungen zu einer Nachnutzung des Gebäudes zum jetzigen Zeitpunkt", so eine Sprecherin. Da der Umzug perspektivisch ab 2025 angedacht ist, könne man "zum jetzigen Zeitpunkt noch keine weitere Auskunft geben". Wird das Gebäude verkauft werden? "Alles ist noch offen", so die Sprecherin. "Eine mögliche Nachnutzung wäre beispielsweise auch im ambulanten Bereich denkbar", heißt es.

So etwas wäre wohl im Sinne der Stadtviertelpolitik. Anna Hanusch, Grünen-Stadträtin und Chefin des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg, erklärt im Gespräch mit der AZ, auch der BA wisse noch nichts über eventuelle Pläne. "Ich nehme aber an", so Hanusch, "dass man angesichts der Situation versuchen wird, damit Geld einzunehmen."

Sie frage sich zuallererst, so Hanusch, ob es jemand anderen gebe, der das Gebäude für eine Kliniknutzung übernimmt. "Wenn irgendeine andere Klinik einsteigen würde, wäre das wohl das einfachste und nachhaltigste", so Hanusch. Denn Klinikstandorte seien in der Stadt nicht leicht zu etablieren, und dieser sei es bereits. "Das wäre der erste Punkt, von dem ich hoffe, dass man ihn prüft", so Hanusch. Andernfalls "müsste man überlegen, wie man weitermacht. Wir als BA wünschen uns natürlich, einbezogen zu werden, und werden da auch nochmal den Kontakt suchen."

Auf dem Areal könnten nicht einfach Wohnungen gebaut werden

Das Areal zwischen Taxis-, Simeoni- Yorck-, St.-Galler- und Lenzfrieder Straße ist riesig und idyllisch gelegen, der Klinikkomplex besteht aus mehreren Gebäudeflügeln und verfügt über einen großen parkähnlichen Garten mit vielen alten Bäumen. Das könnte freilich Begehrlichkeiten wecken.

Ganz so einfach ist es aber nicht. Für das Areal gibt es einen Bebauungsplan und der macht sehr genaue Vorgaben über die Nutzung. Die Flächen der Klinik und des benachbarten Wohnheims sind darin als "Flächen für den Gemeinbedarf" ausgewiesen. Noch konkreter sogar für die Unterbringung von Gebäuden, Anlagen und Einrichtungen des Bayerischen Roten Kreuzes. Was dies beinhaltet, ist dann jeweils noch detaillierter definiert. Einfach abreißen und Wohnungen bauen, das wird hier also nicht gehen. Jedenfalls nicht ohne Zustimmung des Stadtrats – nur er kann den Bebauungsplan ändern.

Ein Abriss ist in München nicht gern gesehen

Anna Hanusch könnte sich, falls sich keine neue Kliniknutzung ergibt, hier jedoch eine Nachnutzung mit besonderen Wohnformen vorstellen. "Mit der Münchenstift daneben ist das hier ja bereits eine Art Zentrum", so Hanusch. Man könne sich also überlegen, wenn Wohnen, dann in dieser Richtung, so Hanusch. "Das kann man alles diskutieren."

Und was ist mit einem Abriss? "Wenn man ein Gebäude in der Baumasse komplett abreißt, wären wir erstmal nicht begeistert", erklärt Hanusch. Allein schon aus Nachhaltigkeitsgründen. "Wir versuchen fast immer, darauf hinzuwirken, Bestandsgebäude zu erhalten", erklärt Anna Hanusch. An der Taxisstraße "auch mit dem Baumbestand drumherum würden wir doch sehr darauf bauen, dass man vielleicht umbaut. Ein Abriss wäre die schlechteste aller Varianten."

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