Nach dem Prosecco vergewaltigt

Das Opfer sagt: „Ich dachte, ich komme nicht mehr lebend aus der Wohnung.“ Durch ein Geständnis erspart der 49-Jährige seinem Opfer einen Auftritt vor Gericht.  
von  Torsten Huber
Der Angeklagte Folly G. (49) stammt aus Togo und ist ein politischer Flüchtling. Er arbeitete zuletzt als Koch.
Der Angeklagte Folly G. (49) stammt aus Togo und ist ein politischer Flüchtling. Er arbeitete zuletzt als Koch. © Torsten Huber

Erst Prosecco – dann wollte  er plötzlich Sex: Sie sagt: „Ich dachte, ich komme da nicht mehr lebend aus der Wohnung.“ Durch ein Geständnis erspart er seinem Opfer einen Auftritt vor Gericht.

München - Der Abend begann mit einem Gläschen Prosecco und einem netten Gespräch. Bis der Koch Folly G. (49) dann mehr wollte von seiner Nachbarin: Sex. In Todesangst ließ Dolmetscherin Sabine B. (44, Name geändert) die Qualen über sich ergehen: „Ich dachte, ich sterbe. Ich dachte, ich komme da nicht mehr lebend aus der Wohnung.“

Folly G. sitzt jetzt wegen Vergewaltigung und Körperverletzung vor dem Münchner Landgericht. Als der Staatsanwalt die Angeklagte verliest, grinst der Angeklagte und schüttelt den Kopf. Damit will er wohl zum Ausdruck bringen, dass die Vorwürfe gegen ihn so nicht stimmen.

Es passierte am 31. August 2010, gegen 20 Uhr: Folly G. (Anwalt: Werner Kränzlein) saß mit einem Freund in seiner Ein-Zimmer-Wohnung an der Fürstenrieder Straße. Bei Bier und Gin unterhielten sie sich sehr laut.

Sabine B., die nebenan wohnt, fühlte sich gestört, klingelte und bat freundlich um etwas Ruhe. Folly G. entschuldigte sich und lud sie spontan auf ein Glas Prosecco ein. Er war erst kürzlich eingezogen, wollte offenbar mit der Nachbarin eine Einweihungs-Party feiern. Der Freund war inzwischen gegangen.

Sie nippten an den Gläsern, verständigten sich in verschiedenen Sprachen. Folly G. stammt aus Togo, saß als politischer Häftling 18 Monate in Haft. 1989 gelang ihm die Flucht nach Deutschland. 1991 wurde er als Asylant anerkannt, besuchte eine Sprachschule, jobbte in einem Baumarkt und bei einer Cateringfirma. Zuletzt arbeitete er als Koch in einem Münchner Café für 1300 Euro netto im Monat.

„Er zog mir den Pulli aus, dann die Jeans"

Sabine B. erzählte von ihrer Afrikareise. Das Land habe ihr sehr gut gefallen, und sie lebe seit zehn Jahren allein. Dann läutete bei Folly G. das Telefon. Eine Freundin war dran. Der Angeklagte rief laut in den Hörer. Nach dem Telefonat sagte Sabine B.: „Ich bekomme Angst bei so einem Geschrei.“ Daraufhin legte Folly G. den Arm um sie. „Er zog mir den Pulli aus, dann die Jeans. Mehr weiß ich nicht. Ich habe alles verdrängt. Ich habe immer ,nein’ gesagt. Ihm war es egal. Er schlief schon fast, als ich ihn fragte, ob ich gehen darf“, gab Sabine B. bei der Polizei zu Protokoll.

Dies wurde nun vor Gericht verlesen. Ein plötzliches Geständnis des Angeklagten ersparte Sabine B. eine Aussage. Dafür stellten ihm die Richter eine Haftstrafe in Aussicht, die nicht höher ist als vier Jahre und drei Monate.

 

 

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