Nach dem Isar-Drama: Zurück im Leben

Hinter Fabricia D. und ihren Kindern liegen Wochen der Trauer und der Verzweiflung. Jetzt findet die Familie langsam wieder in die Normalität. Dank der AZ-Leser muss sie keine Existenzangst mehr haben
von  Abendzeitung
in Ausflug in den Olympiapark – zum ersten Mal nach dem Tod von Karl D.: Fabricia D. mit Karoline, Kevin und Baby Kristian.
in Ausflug in den Olympiapark – zum ersten Mal nach dem Tod von Karl D.: Fabricia D. mit Karoline, Kevin und Baby Kristian. © Daniel von Loeper

Hinter Fabricia D. und ihren Kindern liegen Wochen der Trauer und der Verzweiflung. Jetzt findet die Familie langsam wieder in die Normalität. Dank der AZ-Leser muss sie keine Existenzangst mehr haben

Nie wieder war sie an der Isar. Seit zwei Monaten meidet die 35-jährige Fabricia D. jeden Weg, der sie in die Nähe des Flusses führt. An der Isar waren sie einst so unbeschwert und fröhlich gewesen. Am Wochenende, wenn ihr Karl nicht arbeitete, fuhren sie oft hierher, zuerst als Paar, dann als Familie - mit ihren Kindern Karoline (heute 5) und Kevin (2). Manchmal brachten sie eine Picknickdecke und einen Sonnenschirm mit.

Bei ihrem letzten gemeinsamen Ausflug am 6. Juni war Fabricia D. hochschwanger mit dem dritten Kind. An diesem Tag zerbrach das Glück der Familie. Die Isar war nach tagelangem Dauerregen reißend geworden. Kevin fiel beim Spielen hinein. Sein Vater sprang hinterher. Er wollte seinen kleinen Buben retten – und ertrank. Kevin konnte von anderen Helfern gerettet werden. Seitdem ist Fabricia D. mit den drei Kindern allein.

Es waren Wochen der Trauer, Angst und tiefen Verzweiflung. Dazu kamen große finanzielle Sorgen. Karl D. hatte sich mit einer kleinen Firma für Holz- und Bautenschutz selbstständig gemacht, das Geld reichte für die Familie gerade so zum Leben. Für eine Lebensversicherung reichte es nicht.

Dank der großen Hilfsbereitschaft der AZ-Leser ist die junge Familie nun von einer großen Last befreit. Sie muss keine existenzielle Angst mehr haben. Am 3. Juli hatte die Abendzeitung zu einer Spendenaktion aufgerufen. Die Resonanz war enorm. Innerhalb der vergangenen vier Wochen kam so viel Geld zusammen, dass der Lebensunterhalt der Familie für mehrere Jahre gesichert ist (siehe Artikel unten).

Fabricia D. möchte sich über die AZ bei allen Helfern bedanken: „Ich danke Ihnen allen - jedem Einzelnen - aus tiefstem Herzen! Ohne Ihre Hilfe wäre die Situation für mich noch viel schlimmer. Sie haben eine große Last von mir und meinen Kindern genommen. Vielen, vielen Dank!“

Am vergangenen Donnerstag unternahm die gebürtige Brasilianerin mit ihren Kindern erstmals wieder einen kleinen Ausflug. Das Sealife im Olympiapark hatte die Familie eingeladen. Kevin und Karoline hatten sich schon lange einmal gewünscht, die vielen tropischen Meerestiere zu besuchen. Ganz in der Nähe hatte die Familie vor acht Monaten noch Silvester gefeiert - mit dem Vater.

Kevin und Karoline sind seit dem Tod ihres Vaters sehr still geworden. Jeden Tag fragen sie nach ihm. Die Mutter, Karoline und Kevin haben dank der Unterstützung des Sozialdienstes katholischer Frauen mit einer Familientherapie begonnen.

Auf dem Weg zum Sealife sprechen die Kinder wieder über ihren Papa. Der kleine Kevin sieht Handwerker in ihren Monteursanzügen auf der Straße. Er zeigt mit dem Finger auf die Männer, sagt: „Papa auch Arbeit.“ Doch die fünfjährige Karoline weist ihn zurecht: „Papa ist nicht in der Arbeit. Papa ist tot.“ Es klingt sachlich, nicht verzweifelt.

Kein Zweifel: Die Familie ist auf dem Weg zurück in die Normalität.Nina Job

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