Nach Absage der Auer Dult: Zukunftsängste bei Schaustellern
München - Noch vor ein paar Wochen keimte Hoffnung bei den Schaustellerbetrieben. Am vergangenen Freitag hat Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) die Maidult auf dem Mariahilfplatz dann doch noch abgesagt. "Das macht unsere Gefühlslage auf keinen Fall besser, zumal es ja um ein Kaufhaus unter freiem Himmel geht", sagt Peter Bausch, Sprecher der Münchner Schausteller. "Leider wiederholt sich das letzte Jahr. Das ist eine äußerst unangenehme Situation für alle, die ihrer Arbeit nicht nachgehen dürfen."
Totales Berufsverbot, kein Lebensunterhalt und null Perspektive
Die persönliche Gefühlslage, wenn man nicht arbeiten darf, sei unbeschreiblich schlimm in Einheit mit der Tatsache, dass man seinen Lebensunterhalt nicht mehr verdienen kann. Staatshilfen sind zwar angekommen. Diese decken aber allenfalls die Betriebskosten. Die privaten Kosten, Miete, Leib und Wohl übernimmt niemand. Viele Schausteller leben seit einem Jahr von ihrem Erspartem. "Das kann aber nicht jeder. Und die Kriterien für die Grundsicherung muss man auch erst mal erfüllen", so Bausch. Im Moment fehlt den Betreibern von Süßigkeitenständen, Schießbuden und Fahrgeschäften jegliche Perspektive. Das Geschäft aufzugeben sei auch keine Lösung: "Wer kauft denn in diesen Zeiten ein Karussell?"
Viele Schausteller konnten seit der Wiesn 2019 nicht mehr arbeiten
Heiner Distel betreibt Autoscooter und ein Kinderfahrgeschäft. Dem 40-jährigen Familienvater fehlen langsam die Worte, denn auch er sieht keine Perspektive mehr. In der Gastronomie werde immerhin noch von Umsatzeinbußen gesprochen, "wir aber sprechen von Umsatzausfällen" erklärt Distel. Manche Schausteller konnten seit der Wiesn 2019 überhaupt nicht mehr arbeiten.

Zwischennutzungen kommen für viele gar nicht in Frage. Allein stromtechnisch sind größere Fahrgeschäfte nicht für jeden beliebigen Ort geeignet. Distel konnte beim Sommer in der Stadt im letzten Jahr immerhin sein Kinderfahrgeschäft aufstellen: "Das war ein Segen und hat sich gelohnt." Die Hoffnung, dass im Sommer wieder so etwas stattfinden kann, ist groß. Aber seine Autoscooter müssen wohl vorerst im Lager bleiben. "Jedes Mal, wenn ich die Halle betrete, bekomme ich einen Kloß im Hals" sagt Distel traurig. Wann sich wieder Menschen in die Wagen setzen dürfen, steht in den Sternen.
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