Nach Absage der Auer Dult: Zukunftsängste bei Schaustellern

Die Absage der Auer Dult ist ein erneuter Schlag für die Schausteller. Betriebe sehen keine Perspektiven mehr. Viele haben seit der Wiesn 2019 nicht mehr gearbeitet.
Ruth Frömmer
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Peter Bausch auf dem leeren Mariahilfplatz. Hier hätte demnächst der Aufbau für die Maidult begonnen.
Peter Bausch auf dem leeren Mariahilfplatz. Hier hätte demnächst der Aufbau für die Maidult begonnen. © Daniel von Loeper

München - Noch vor ein paar Wochen keimte Hoffnung bei den Schaustellerbetrieben. Am vergangenen Freitag hat Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) die Maidult auf dem Mariahilfplatz dann doch noch abgesagt. "Das macht unsere Gefühlslage auf keinen Fall besser, zumal es ja um ein Kaufhaus unter freiem Himmel geht", sagt Peter Bausch, Sprecher der Münchner Schausteller. "Leider wiederholt sich das letzte Jahr. Das ist eine äußerst unangenehme Situation für alle, die ihrer Arbeit nicht nachgehen dürfen."

Totales Berufsverbot, kein Lebensunterhalt und null Perspektive

Die persönliche Gefühlslage, wenn man nicht arbeiten darf, sei unbeschreiblich schlimm in Einheit mit der Tatsache, dass man seinen Lebensunterhalt nicht mehr verdienen kann. Staatshilfen sind zwar angekommen. Diese decken aber allenfalls die Betriebskosten. Die privaten Kosten, Miete, Leib und Wohl übernimmt niemand. Viele Schausteller leben seit einem Jahr von ihrem Erspartem. "Das kann aber nicht jeder. Und die Kriterien für die Grundsicherung muss man auch erst mal erfüllen", so Bausch. Im Moment fehlt den Betreibern von Süßigkeitenständen, Schießbuden und Fahrgeschäften jegliche Perspektive. Das Geschäft aufzugeben sei auch keine Lösung: "Wer kauft denn in diesen Zeiten ein Karussell?"

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Viele Schausteller konnten seit der Wiesn 2019 nicht mehr arbeiten

Heiner Distel betreibt Autoscooter und ein Kinderfahrgeschäft. Dem 40-jährigen Familienvater fehlen langsam die Worte, denn auch er sieht keine Perspektive mehr. In der Gastronomie werde immerhin noch von Umsatzeinbußen gesprochen, "wir aber sprechen von Umsatzausfällen" erklärt Distel. Manche Schausteller konnten seit der Wiesn 2019 überhaupt nicht mehr arbeiten.

Glückliche Zeit: Heiner Distel auf der Wiesn 2019.
Glückliche Zeit: Heiner Distel auf der Wiesn 2019. © Autoscooter Distel

Zwischennutzungen kommen für viele gar nicht in Frage. Allein stromtechnisch sind größere Fahrgeschäfte nicht für jeden beliebigen Ort geeignet. Distel konnte beim Sommer in der Stadt im letzten Jahr immerhin sein Kinderfahrgeschäft aufstellen: "Das war ein Segen und hat sich gelohnt." Die Hoffnung, dass im Sommer wieder so etwas stattfinden kann, ist groß. Aber seine Autoscooter müssen wohl vorerst im Lager bleiben. "Jedes Mal, wenn ich die Halle betrete, bekomme ich einen Kloß im Hals" sagt Distel traurig. Wann sich wieder Menschen in die Wagen setzen dürfen, steht in den Sternen.

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2 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 30.03.2021 11:28 Uhr / Bewertung:

    Wer unbedingt arbeiten möchte oder muss, findet in unserer Grossstadt auch was zum Geldverdienen, z.B. in den Supermärkten oder in der Reinigungbranche oder beim Amazon oder in der Paketzustellung. In M gibts tausende offene Arbeitsstellen. Man darf halt nicht sehr wählerisch sein. Es gilt auch hier : "Wer suchet, der findet".

  • MUC1 am 30.03.2021 17:36 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    Super Jobs für 9,50 € Mindestlohn, brutto ! 40 Std. x 52 : 12 = 173,33 Std./Monat x 9,50 € = 1646 brutto. Bei LST-Kl. 1 somit 1218 netto €. Miete? Also in M. mal schnell ein Umzug ins Wohnclo mit Kochdusche?

    Angestellte sind in Kurzarbeit. Aushilfen haben Pech, weil es momentan keine Aushilfsjobs gibt. Studenten wissen auch nicht mehr, wie sie Ihre Bude bezahlen sollen.

    Und die selbständigen Marktkaufleute/Schausteller? Haben GAR NICHTS, nicht mal Kurzarbeitergeld. NICHTS!!!!!! Die Ü-Hilfen, sofern ankommend puffern nur einen Teil der lfd. Kosten. Und ganz wichtig: Falls man Arbeit annimmt, MUSS man das Gewerbe auf nebenberuflich reduzieren. Folge: KEINE Hilfen mehr!!!!!!!!!!!!! Das netto der Traumjobs reicht ja so schon nicht, wie soll man dann noch die restlichen Kosten daraus stemmen? Momentan gibt es nur an/aus. Was fehlt ist angepasste "Stütze". Wir arbeiten gerne was anderes, aber der Schuss darf nicht nach hinten losgehen. Sonst kann man sein Zeug gleich in die Isar fahren

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