Nach Anschlag in Halle: Verstärkte Fahndungsmaßnahmen eingestellt

München - Nach den Schüssen mit zwei Toten in Halle (Sachsen-Anhalt) ist auch die Münchner Polizei alarmiert.
"Wir haben unsere Streifen sensibilisiert und darauf hingewiesen, dass der Vorfall in Halle in Zusammenhang mit einer jüdischen Einrichtung steht", sagte ein Polizeisprecher. An diesem Freitag ist Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag. Auch in München feiern diesen zahlreiche Juden.
Derzeit gebe es aber keinen Anlass zu handeln, doch die Polizei könne das Personal für den Schutz von jüdischen Einrichtungen "jederzeit hochfahren", wie der Sprecher sagte. Am Abend hieß es, man sei weiterhin "verstärkt" in München unterwegs, es sei aber alles ruhig.
Markus Söder: "Bayern steht fest an der Seite der jüdischen Gemeinden"
Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder äußerte sich bestürzt über die Angriffe in Halle/Saale. "Das schreckliche Verbrechen in Sachsen-Anhalt macht tief betroffen", sagte Söder am Mittwochabend.
Er betonte: "Gerade jetzt gehört unseren jüdischen Mitbürgern unsere besondere Solidarität." Bayern stehe fest an der Seite der jüdischen Gemeinden. Zugleich teilte Söder mit, dass die bayerische Polizei die Bewachung jüdischer Einrichtungen und Synagogen im Freistaat verstärkt habe.
Bayerische Polizei stellte sich auf "bewaffneten Täter" ein
Die Polizei in Bayern generell hatte sich darauf vorbereitet, dass ein bewaffneter Gewalttäter von Halle auf seiner Flucht in den Freistaat kommen könnte. "Wir stellen uns auf einen bewaffneten Täter ein", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken am Mittwoch auf dpa-Anfrage. Über die Art und den Umfang der Vorbereitungen wollte er keine Angaben machen.
Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach ein bewaffneter Täter aus Halle in Sachsen-Anhalt mit dem Auto auf der Flucht in Richtung Süden unterwegs sei. Der Polizeisprecher bestätigte aber nicht, dass es Hinweise auf eine Flucht nach Bayern gebe. Die bayerische Polizei treffe die gleichen Vorbereitungen wie auch Kollegen etwa in Hessen und Thüringen - es handele sich um ein standardisiertes Prozedere.
Verstärkte Kontrollen am Münchner Flughafen
Die Bundespolizei in Bayern hatte ihre "Fahndungsmaßnahmen auf allen Verkehrswegen verstärkt". Am Abend hieß es, die Maßnahmen seien eingestellt worden. Am Münchner Flughafen waren Beeinträchtigungen bei der Abreise nicht auszuschließen.
Bei dem Angriff am Mittwochnachmittag in Halle/Saale hatte der Täter zwei Menschen erschossen. Die Leiche einer Frau lag nahe einer Synagoge, ein Mann wurde in oder an einem Döner-Imbiss getötet. Außerdem soll der Täter selbstgebastelte Sprengsätze vor der Synagoge abgelegt und versucht haben, in das jüdische Gotteshaus zu gelangen. Zwei Menschen wurden verletzt.