Nach Angriff: Taxler im Koma

Für die Ermittler ist es ein Mordversuch: Ein Fahrgast attackiert auf der Leopoldstraße einen Taxifahrer und verletzt ihn schwer. Der Prozess.
John Schneider |
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Zeigte sich reuig: Der Angeklagte Ikbal Ö. (26) und sein Anwalt Adam Ahmed vor Prozessbeginn.
jot Zeigte sich reuig: Der Angeklagte Ikbal Ö. (26) und sein Anwalt Adam Ahmed vor Prozessbeginn.

Für die Ermittler ist es ein Mordversuch: Ein Fahrgast attackiert auf der Leopoldstraße einen Taxifahrer und verletzt ihn schwer. Der Prozess.

München - Er wird wohl nie wieder Taxi fahren. Hans C. (62, Name geändert) wurde am 13. Dezember des vergangenen Jahres mitten auf der Leopoldstraße von einem Fahrgast brutal zusammengeschlagen und getreten. Der Täter flüchtete, der Taxler lag danach drei Wochen auf der Intensivstation.

Staatsanwältin Melanie Lichte wirft Ikbal Ö. (26) nun versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Der Karosseriebauer hatte sich kurz nach der Tat gestellt. Er habe sich damals selbst nicht verstanden, erklärt der reuige Mann am Donnerstag beim Prozessauftakt vor Gericht. „Ich war entsetzt von mir.“

„Als ich die Augen aufmachte, lag er am Boden“

Der 26-Jährige schildert den nächtlichen Angriff – die Ermittler gehen von 3.05 Uhr als Tatzeit aus – detailliert in seinem Geständnis. „Ich habe auf der Rückbank des Taxis gesessen und zunächst gar nicht mitbekommen, worüber mein Freund auf dem Beifahrersitz und der Taxler in Streit geraten waren.“

Das Taxi, das die beiden Zechkumpanen – er habe an diesem Abend Whisky, Bier und Kokain intus gehabt – eigentlich nach Hause bringen sollte, stoppte plötzlich auf der Leopoldstraße. Er sei ausgestiegen, sagt Ikbal Ö., und habe dann erst gesehen, dass sich sein Freund im Taxi übergeben hatte. „Ich hab’ gesagt, das ist doch nicht so schlimm, gib’ mir einen Lappen, ich mach’ das weg.“ Doch der Taxler verlangte 50 Euro von ihnen.

Der Fahrer und er hätten sich daraufhin gegenseitig beleidigt und geschubst. Wer damit angefangen habe, das wisse er nicht mehr. Dann habe er eine Watschn abbekommen. Er schlug mit der Faust zu. Zweimal. „Als ich die Augen aufmachte, lag er am Boden“, sagt der 26-Jährige.

Und dann? „Ich habe mich hingekniet.“ Und den am Boden liegenden Mann zweimal gegen die Schläfe geschlagen und ihn in den Oberkörper getreten: „Es tut mir sehr leid, was ich getan habe.“ Sein Anwalt Adam Ahmed betont, dass sein Mandant den festen Willen habe, für einen Täter-Opfer-Ausgleich zu sorgen. Dafür stehe man derzeit in Verhandlungen.

Der 62-Jährige kann bis heute nicht arbeiten

Durch die Schläge und Tritte erlitt der Taxifahrer ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und lag mehrere Wochen im Koma. Seinen Beruf ausüben kann der 62-Jährige bis heute nicht. Doch wie schlimm es damals um sein Opfer stand, will Ikbal Ö. nicht bemerkt haben. „Ich habe meinem Freund gesagt, dass wir abhauen müssen“, erinnert sich der Angeklagte an die Tatnacht. Was die beiden dann auch taten.

Am nächsten Tag habe ihn sein Freund dann angerufen. Er habe im Internet gesehen, dass der Taxler auf der Intensivstation läge. „Wir müssten uns stellen, hat er mir gesagt.“ Am folgenden Montag stellte sich Ikbal Ö. tatsächlich der Polizei. Das Schwurgericht unter dem Vorsitz von Richter Michael Höhne hat für den Prozess acht weitere Verhandlungstage bis zum 29. November terminiert. Dann soll das Urteil fallen.

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